17.12.2025

Teil 3 – Königshöhe: Streitpunkt der BUGA 2031

Wollt ihr mich nicht unter die Erde bringen? Ressourcen nutzen ausgeschlossen.



Die Königshöhe dürfte im freiraumplanerischen Wettbewerb der mit Abstand strittigste Bereich für die BUGA 2031 sein. Betrachtet man alle drei prämierten Entwürfe, fällt schnell auf, dass bestimmte planerische Setzungen offensichtlich als unverrückbar vorgegeben waren. Dazu zählen insbesondere der Standort der Hängebrücke sowie das dazugehörige Betriebsgebäude – beide Elemente sind in allen drei Siegerentwürfen identisch verortet. Ein echter planerischer Spielraum scheint hier nicht bestanden zu haben.

Zugegeben: Wuppertal ist die Stadt der Treppen und Brücken. Eine tatsächliche Wegebeziehung erfüllt diese Hängebrücke jedoch nicht. Sie ist weder sinnvoll in bestehende Wege eingebunden noch als eigenständige Spielfläche in die Freiraumplanung integriert. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Betriebsgebäude, das den Brückenkopf massiv prägt.

Lassen wir die aus meiner Sicht sinnlose und klimaschädliche Hängebrücke an dieser Stelle nur am Rand mitlaufen und konzentrieren uns auf die Wettbewerbsergebnisse selbst. Auch hier gilt: Es handelt sich nicht um ausgearbeitete Ausführungspläne. Besucherführungen, Wegekonzepte oder die Frage, wo Zäune das BUGA-Kernareal von der sonstigen Naherholungsnutzung der Königshöhe abtrennen sollen, sind nicht erkennbar.

Festgesetzt scheint jedoch bereits, dass laut Bauleitplanung von der Hindenburgstraße aus sowohl eine Baustraße als auch eine Feuerwehrzufahrt geschaffen werden müssen. Wie diese konkret ausgebildet werden sollen, ist bislang vollkommen offen. Zwar brennt eine Stahlhängebrücke nicht – Menschenansammlungen im Wald bringen dennoch ein erhöhtes Risiko mit sich, etwa im Hinblick auf Waldbrände.

Nicht ausgeblendet werden darf zudem, dass eine solche Hängebrücke nicht nur körperlich anstrengend ist. Menschen, die sich den Übergang zunächst zutrauen, können durchaus Panikattacken erleiden. Beruhigungsmaßnahmen und Rettungseinsätze – inklusive Abtransport in der Schaufeltrage – dürften also keine Ausnahme bleiben. Ein Sicherheitskonzept ist allerdings nicht Bestandteil des freiraumplanerischen Wettbewerbs und wird hier daher nicht weiter vertieft.

Was bei der Betrachtung der Pläne jedoch deutlich wird, ist der enorme Flächenbedarf. Große Bereiche sollen „bespielt“ werden, insbesondere rund um den Brückenkopf, was eine erhebliche Auslichtung des Waldes zur Folge hätte.

Beginnen wir mit dem zweitplatzierten Entwurf: Dieser zeigt eine durchaus interessante Perspektive. Der derzeit noch betriebene Hochwasserbehälter – Teil der kritischen Infrastruktur der Wasserversorgung – wird hier als potenzielle Nachnutzung mitgedacht, sogar unter Einbeziehung des Innenraums. Eine bemerkenswerte Herangehensweise.

Im Siegerentwurf fehlt diese Sichtweise hingegen vollständig. Dort wird lediglich die Fläche oberhalb des Behälters als Lichtung mit Rundweg vorgesehen, mutmaßlich für eine Ausstellung im Kontext Waldfrieden / Tony Cragg. Ob die Decke des Wasserbehälters statisch überhaupt für eine solche Nutzung geeignet ist, konnten die Mitarbeiter*innen der BUGA gGmbH vor Ort nicht beantworten. Vermutlich wurde dies bislang auch nicht geprüft – Stichwort Machbarkeitsstudie.

Es darf zudem bezweifelt werden, ob den Planer*innen bewusst war, was sich unter dieser Fläche befindet. Bis vor Kurzem wäre eine Nutzung ohnehin ausgeschlossen gewesen, da es sich um kritische Infrastruktur handelt. Nun soll der Wasserbehälter jedoch offenbar aufgegeben werden. Bisher wurde er bei Bedarf per Pumpen befüllt und nutzte die Wassersäule zur stabilen Einspeisung ins Trinkwassernetz – ein System, das auch mithilfe sogenannter Klappertechnik zuverlässig funktioniert. Eine vollständige Umstellung auf Pumpbetrieb ist technisch komplexer und birgt zusätzliche Risiken für Druckstabilität und Versorgungssicherheit.

Parallel dazu findet sich auf der BUGA-Homepage und in Presseberichten ein weiterer Wettbewerb für das Betriebsgebäude der Hängebrücke, das mit nachhaltigem und zirkulärem Materialeinsatz beworben wird. Tatsächlich handelt es sich dabei jedoch primär um ein Technikgebäude, in dem wenige Personen Monitore überwachen, ergänzt um Sanitäranlagen. Ein separates Gebäude ist dafür keineswegs zwingend erforderlich – schon gar nicht, wenn es zusätzliche Waldflächen versiegelt und nicht einmal platzsparend unterhalb der Brücke angeordnet wird. Spannender wäre es, falls die Hängebrücke politisch nicht mehr verhindert wird, den vorhandenen Wasserbehälter selbst auch über die BUGA hinaus sinnvoll zu nutzen – und zwar ausdrücklich im Sinne der Industrie- und Infrastrukturgeschichte Wuppertals. Denkbar wäre eine Nachnutzung, die sich konzeptionell am Visiodrom im Gasometer Heckinghausen orientiert. Eine solche Lösung würde nicht nur Flächenverbrauch und zusätzliche Versiegelung vermeiden, sondern auch einen echten Mehrwert schaffen, der über ein temporäres Event hinaus Bestand hätte.

Wenn sich Susanne Brambora-Schulz in einem WDR-Video hinstellt und davon spricht, dass auf der Königshöhe nur „wenige Bäume“ gefällt werden müssten, kann ich dieser Aussage ausdrücklich widersprechen. In einem Buchenmischwald ist es grundsätzlich problematisch, überhaupt Buchen zu fällen. Hier geht es nicht um einzelne Bäume, sondern um ein funktionierendes Waldökosystem.

An dieser Stelle erlaube ich mir, auszugsweise einen Kommentar von Ulrich T. Christenn zu einem Facebook-Videobeitrag zu zitieren:

„Was hier geplant wird, bedroht ohne Not einen intakten Buchenmischwald. Und als Grüner sollte bekannt sein: Ein Wald ist keine Ansammlung von Bäumen. Alte, kranke und sogar abgestorbene Bäume sind zentraler Bestandteil des Ökosystems – für Biodiversität, Wasserhaushalt, Nährstoffkreisläufe und als Brut- und Lebensraum für Insekten und Höhlenbrüter.

Ein Buchenmischwald lebt von einem dichten Kronendach, einem kühlen, feuchten Mikroklima und natürlicher Verjüngung. Wird dieser Wald ‚aufgelichtet‘, folgen Hitze- und Trockenstress, Sonnenbrand an den Stämmen und in den Folgejahren das Absterben weiterer Bäume – weit über die eigentlichen Fällungen hinaus.

Die Wettbewerbsplanung zeigt jedoch deutlich, dass der Wald vorsätzlich stark geöffnet werden soll. Damit wird ein funktionierendes Waldökosystem nachhaltig geschädigt – für eine klimaschädliche Hängebrücke aus Stahl und Beton, deren CO₂-Bilanz weder ehrlich benannt noch kompensiert wird. Eine solche Infrastruktur ist kein Klimaschutzprojekt, sondern das Gegenteil.“

Wie wenig glaubwürdig politische Beschlüsse in diesem Zusammenhang sind, zeigt sich zudem daran, dass der Bürger*innenantrag „Typische Gefahren in Wäldern vermeiden“ zwar beschlossen wurde, in der Praxis jedoch kaum noch eine Rolle spielt. Unter Verweis auf Verkehrssicherungspflichten – wie sie bereits bei einer einzelnen Sitzbank gelten – werden Bäume gefährdet, die unter normalen Umständen noch jahrzehntelang hätten stehen bleiben können. Was ist nun aber eigentlich die Absicht der BUGA, die sich ja ausdrücklich nicht nur als klassische „Blümchenschau“ versteht? Welchen konkreten Mehrwert hat eine solche Fläche mitten im Wald für eine Leistungsschau der grünen Berufe? Im Raum stehen Fressbuden im Wald, eine inhaltlich kaum eingebundene Hängebrücke und infrastrukturelle Eingriffe, deren Nutzen sich vor allem auf einen touristischen Effekt beschränkt.

Gerade die Hängebrücke wirft dabei zahlreiche Fragen auf. Sie mag einen touristischen Mehrwert haben, wird in der Unterhaltung jedoch deutlich teurer sein als herkömmliche Brücken. Anders als bei normalen Bauwerken wird auch nach der BUGA dauerhaft Personal benötigt, um Besucherströme zu lenken und Sicherheitsanforderungen zu erfüllen. Ob die Brücke künftig kostenlos nutzbar sein soll oder als touristische Attraktion vermarktet wird, ist bis heute nicht abschließend geklärt.

Vor dem Hintergrund der ohnehin angespannten Haushaltslage der Stadt braucht es hier dringend einen klaren politischen Auftrag, wohin die Reise gehen soll. Sozial betrachtet wäre eine kostenfreie Nutzung konsequent. Aus Marketingperspektive scheint genau das jedoch als nachteilig angesehen zu werden – denn Menschen reagieren häufig irrational: Wird ein Preisschild angebracht, steigt oft erst das Interesse. „Umsonst“ gilt schnell als langweilig. Eine Maut- oder Eintrittspflicht könnte zumindest dazu beitragen, die laufenden Betriebskosten zu begrenzen.

Hier zeigt sich zugleich eine weitere zentrale Schwäche des freiraumplanerischen Wettbewerbs: Die geplante Seilbahn, die erhebliche Eingriffe in den Wald der Königshöhe mit sich bringen würde, ist überhaupt nicht Bestandteil des Wettbewerbs. Eine echte Gesamtbetrachtung der Auswirkungen – sowohl positiver als auch negativer – findet nicht statt. Stattdessen werden erneut einzelne Aspekte isoliert betrachtet.

Für mich ist jedoch klar: Ohne Seilbahn keine Hängebrücke – und ohne Hängebrücke keine Seilbahn. Nach derzeitigen Überlegungen soll die Seilbahn von einem privaten Investor gebaut und betrieben werden. Umso unverständlicher ist es, dass die einzelnen Bausteine der BUGA nicht in einem gemeinsamen Planleitverfahren zusammengeführt werden. Nur so ließen sich die Gesamtauswirkungen, insbesondere die Eingriffe in Natur und Landschaft, seriös bewerten.

Dass die Königshöhe nun nicht in dem Umfang „bespielt“ wird, wie ursprünglich vorgesehen, ist bereits ein deutliches Zeichen dafür, dass die artenschutzrechtliche Voruntersuchung erhebliche Konfliktpotenziale offengelegt hat. Dennoch fehlen weiterhin Untersuchungen, die zumindest den gesetzlichen Anforderungen vollumfänglich entsprechen.

Neben dem Artenschutz könnte auch die Geologie eine deutlich größere Rolle spielen als bislang angenommen. Eine Besucherin berichtete von auffälligen neuen Bodensenkungen auf der Königshöhe in den vergangenen Monaten. Möglicherweise befinden sich Dolinen innerhalb der Brandenburg-Schicht – ein Phänomen, das bereits vor dem Vorfall am Schwarzen Weg beobachtet wurde. Solche Risiken lassen sich mit den bislang durchgeführten, oberflächennahen Probebohrungen jedenfalls nicht ausreichend bewerten.

Mein Fazit: zum freiraumplanerischen Wettbewerb ist das dieser vollkommen besonders beim Siegerentwurf kreativlose Ansätze nach den Vorgaben der BUGA gGmbH verfolgt hat. Was ein erwartbares Ergebnis war, bei den vermutlich Vordefinierten Vorgaben. von #Chansensaen das bestmögliche für Wuppertal zu erreichen kann aus meiner Sicht nicht die Rede sein. Ein Projekt welches den engen Zeitrahmen einer Deadtime im Nacken hat ist halt schlecht. Insbesondere wenn die versprochene Bürger*innen Beteiligung und auch darüber reden ob wir eine Hängebrücke wirklich haben wollen Ausgesetzt bzw. Ignoriert wurde obwohl das beim knappen Bürgerentscheid versprochen wurde. Nur am Rande möchte ich erwähnen das gestern bei der Infoveranstaltung zum Radring auf die Frage “ wird der Radring auch umgesetzt werden können wenn es keine BUGA gibt“ Dieses mit einen deutlichen Ja beantwortet wurde. Auch etwas was damals anders dargestellt wurde. Das wird allerdings in einem anderen Beitrag dann noch mal vertieft werden.

Ende – Teil 3

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Uli 

 

weiterführende Informationen

Siegerentwürfe für BUGA 2031 in Wuppertal präsentiert – Rheinland – Nachrichten – WDR

Der Turm wird nicht durch die Buga instand gesetzt. 

Machbarkeitsstudie 2024: Die BUGA wird konkret | Wuppertal

BUGA-Buergerentscheid_Abstimmungsunterlagen_Infobroschuere.pdf

Hängebrücke Wuppertal Bodengutachten und Rechtsgutachten – FragDenStaat

Verkehrssicherung in den Kernarealen der BUGA 2031 – FragDenStaat

Untersuchung Habitat Qualität Königshöhe und Kaiserhöhe – FragDenStaat

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