09.10.2025Rüdiger Blaschke
Sollte auch der CDU-Kreisvorstand Verantwortung übernehmen?

Nach den Träumen der CDU, stärkste Kraft im Bergischen Land zu werden, kam in mehreren Schritten ein böses Erwachen, spätestens am 08.10.2025 . Mittags wurde die Rücktrittserklärung des Kreisvorsitzenden in der Presse veröffentlicht, in der er sich u.a. darüber beklagte, dass Matthias Nocke anstatt der von ihm vorgeschlagenen Sandra Zeh als OB-Kandidat nominiert wurde, die „Kräfte von gestern“ im Kreisverband stärker seine als von ihm erwartet und auf sein Vorhaben der infaltlichen und strategischen Neuaufstellung keine ausreichende Reaktion kam.
Noch am selben Nachmittag teilte die Ratsfraktion der CDU in einem njuuz-Artikel mit, dass Neuanfang und strukturelle Veränderung bei ihr im Vordergrund stehe. Und die laufenden Sondierungsgespräche würden in gewohnt sachlicher Atmosphäre verlaufen. Wie es scheint, gibt es in der Wuppertaler CDU zwei Welten, die wenig miteinander zu tun haben: Kreisverband und Ratsfraktion.
Wenn sich Slawig in der Nominierungsfrage hätte durchsetzen können, hätte es vermutlich ein interessantes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen zwei jungen Bewerberinnen um des OB-Amt gegeben. Dass Matthias Nocke als OB-Kandidat nominiert wurde, hat er wohl den „Kräften von gestern“ innerhalb des Kreisverbands zu verdanken. Dass diese auch im Kreisvorstand vertreten sind, ist dann eine plausible Annahme. Deshalb wäre es wohl angebracht, dass zumindest ein Teil des Kreisvorstands Verantwortung für den blamablen Fehlschlag bei der OB-Wahl übernähme.
Vermutlich sind auch in der Ratsfraktion „Kräfte von gestern“ am Werk. Diese könnten zum Zerwürfnis der CDU-Fraktion mit Uwe Schneidewind geführt haben. Wenn Miriam Scherff in ihrem kommenden Amt Neues wagen will, das nicht auf ein „vorwärts in die Vergangenheit“ hinausläuft, droht wohl ein neues Zerwürfnis. Die SPD-Fraktion täte gut daran, die Fraktion der Grünen, von denen Miriam Scherff unterstützt wurde, nicht im Regen stehen zu lassen. Wenn unter diesen Umständen eine Kooperation der SPD mit der CDU platzen würde, müsste Miriam Scherff damit rechnen, so kalt gestellt zu werden wie Uwe Schneidewind nach dem Bruch mit der CDU.
Wenn die CDU-Fraktion der SPD-Fraktion ein freundliches Gesicht zeigt, ist das verständlich: Die Berufung Matthias Nockes zum Beigeordneten läuft aus und könnte gegen die Stimmen der SPD (und vermutlich der Grünen) nicht verlängert werden. Wenn Nocke nicht wieder gewählt wird, stellt das vermutlich einen Machtverlust der CDU im Rathaus dar. Dann müsste auch das Stadtdirektoren-Amt neu besetzt werden. Vermutlich wird die SPD nicht damit einverstanden sein, Sandra Zeh als Stadtdirektorin zu wählen, weil diese sich während des OB- Wahlkampfs sich gegen sie gestellt hat. Miriam Scherff müsste mit der Illoyalität ihrer Stellvertreterin rechnen, und das wäre sehr schlecht.
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