19.06.2015

Der unsichtbare Kandidat

Im September wählen wir einen Oberbürgermeister. Kandidat Andreas Mucke (SPD) erklärt im Interview, warum man davon momentan noch nicht so viel merkt.

MuckeHerr Mucke, ist eigentlich Wahlkampf?
Klar! Aber ich verstehe natürlich, worauf Sie hinaus wollen. Es gibt einen Unterschied zwischen dem, was im Hintergrund passiert und dem öffentlich wahrnehmbaren Wahlkampf. Momentan führe ich sehr viele Gespräche, besuche Veranstaltungen und gebe vereinzelt Statements ab, aber das sind alles Dinge, die nicht so öffentlichkeitswirksam sind. Trotzdem sind sie sehr wichtig, um Vertrauen aufzubauen. Außerdem liegt mir persönlich der „Nahkampf“ mehr.

Trotzdem wollen Sie ja am Ende genug Wähler gewinnen, brauchen also eine gewisse Popularität. Was meinen Sie denn, wie viele Menschen in Wuppertal aktuell wissen, wer Andreas Mucke ist?
Das ist natürlich schwer zu schätzen. Vor meiner Nominierung habe ich mal etwa 20 Prozent geschätzt, eine Umfrage eines unserer Mitglieder hat das bestätigt. Gefühlt liegt der Wert jetzt wesentlich höher, ich merke das an den Blicken der Leute in der Stadt oder daran, dass ich manchmal von fremden Menschen angesprochen werde: „Sie sind doch…!“ Das ist natürlich ein gutes Gefühl und wenn wir richtig loslegen, kann ich meine Bekanntheit sicher noch steigern. Das muss ich auch, schließlich hat Peter Jung als Amtsinhaber in Sachen Popularität einen Vorsprung.

Wann legen Sie denn richtig los, wie Sie gerade sagen?
Wir haben sozusagen eine mehrstufige Strategie. Langsam schnüren wir das Netz aus Veranstaltungen enger, wir haben jetzt schon regelmäßig einen Infostand in der Innenstadt, bald wird es Sporteinheiten geben, nach dem Motto „Lauf mit Mucke“, bei denen ich mit Wählern ins Gespräch kommen kann. Die richtig heiße Phase mit Hausbesuchen, Plakaten und so weiter beginnt erst etwa sechs Wochen vor der Wahl. Das ist dann der Teil, der auch wirklich als Wahlkampf wahrgenommen wird, da gibt es dann natürlich auch direkte Duelle mit den anderen Kandidaten.

Wir haben in talwaerts einmal die Frage gestellt, ob Wuppertal ein Angela-Merkel-Problem hat. Wie sehen Sie das?
Nun, das Motto scheint oft zu sein: Weniger Regierung, mehr Repräsentanz, insofern lässt sich auf jeden Fall eine Art „Merkelismus“ in Wuppertal erkennen. Allerdings hat Angela Merkel diese Disziplin perfektioniert und stellt sich dabei deutlich geschickter an als Peter Jung. Das sieht man zum Beispiel beim Thema Forensik: Nachdem die ersten Pläne dazu auf dem Tisch lagen, gab es ein Riesentheater, doch sobald Aprath als Standort im Spiel war, hat sich die Stadtspitze zurückgelehnt. Stattdessen hätte man da schon Alternativstandorte in Wuppertal suchen sollen – als Reserve. Jetzt ist das Land zurückgekommen und Lichtscheid ist wieder im Gespräch und plötzlich sagt Jung, Wuppertal komme als Standort generell nicht in Frage. Solche Widersprüche weiß Angela Merkel geschickter zu vertuschen.

Interview: Sophie Blasberg

Der Artikel ist ein gekürzter Auszug aus der neuen Ausgabe der talwaerts, Wuppertals Wochenzeitung. Den vollständigen Artikel lesen Sie in der neuen Ausgabe, die immer freitags erscheint. Überall, wo es Zeitschriften gibt und unter www.talwaerts-zeitung.de

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