Der Marsch der 3.000 – Von Roermond ins Wuppertaler Lager Giebel

Es ist nur wenig bekannt, dass die Wehrmacht Ende 1944 Zehntausende von Niederländern kidnappte und vorzugsweise über das Durchgangslager am Giebel in Wuppertal-Elberfeld nach Deutschland zur Zwangsarbeit verschleppte.

In Roermond hatten Fallschirmjäger vor Weihnachten 1944 zunächst erfolglos die männliche Bevölkerung mit Plakaten aufgerufen, sich für die Zwangsarbeit registrieren zu lassen. Viele versteckten sich daraufhin bei Verwandten oder tauchten unter. Als ein Versteck von 13 Untergetauchten  an die Deutschenverraten wurde, statuierte die Wehrmacht ein Exempel zu Weihnachten. Ein Standgericht verurteilte die Männer zum Tode und ließ sie an den folgenden Tagen exekutieren. Gleichzeitig wurden unter der Androhung der Todesstrafe alle Roermonder zwischen 16 und 60 Jahren aufgerufen, sich am 30.12.1944 vor der Ortskommandantur zu sammeln.
Als „Marsch der 3.000“ („De tocht van de 3.000“) ist die Nacht zum 31.12.1944 in die Erinnerung der Roermonder Bevölkerung eingegangen. Etwa 3.000 Jungen und Männer wurden gezwungen, in dieser Nacht unter Bewachung nach Dülken zu marschieren. Als künftige Zwangsarbeiter mussten sie in der unüberdachten Radrennbahn bei Bodenfrost und Schnee ausharren, bis sie am nächsten Tag mit dem Zug ins Lager am Giebel nach Wuppertal gebracht wurden.
Die Lebensverhältnisse am Giebel waren menschenverachtend, wie zahlreiche Berichte von ehemaligen ZwangsarbeiterInnen belegen. In dem als Durchgangslager gedachten Lager starben mindestens 109 Menschen, davon waren allein 40 Kinder. Bereits bei der Ankunft wurden die Deportierten drangsaliert, mit Hunden bedroht und z.T. geschlagen.
Dann gerieten die verschleppten Niederländer am 31.12.1944 in den Vohwinkeler Bombenangriff. Sie wurden direkt am folgenden Tag zu Aufräumarbeiten am Rangierbahnhof eingesetzt und sie erlebten sogleich die Erschießung eines polnischen Zwangsarbeiters, der sich Nahrung aus einem Trümmergrundstück „angeeignet“ hatte. Nach nur wenigen Tagen am Giebel wurden die Roermonder schließlich in andere Städte zur Zwangsarbeit verteilt. Die meisten hatten nur ein Ziel: So schnell wie möglich stiften zu gehen und einen oft gefährlichen Weg zurück in die nahe Heimat zu finden.
In der Regel wurden die ArbeiterInnen am Giebel nach einigen Tagen wie auf einem Sklavenmarkt an örtliche Unternehmer, Geschäftsleute und Bauern „verkauft“ oder in andere Städte des Gauarbeitsamtsbezirks Düsseldorf, aber auch bis nach Köln und Bonn „verteilt“. Ein Großteil der Niederländer, die erst Ende 1944 von der Wehrmacht bei den großen Razzien in Rotterdam, Limburg und Roermond ergriffen und nach Wuppertal deportiert worden waren, kamen zum „Arbeitseinsatz“ weit weg von der niederländischen Grenze im Raum Salzgitter und Lehrte zum Einsatz, wohl um Fluchten zu erschweren.
Auch zum 74. Jahrestag der Ereignisse lädt die Stadt Roermond und ihre Verbände am 30. Dezember 2018 zu einer Gedenkwanderung in Erinnerung an den“De tocht van de 3.000“ nach Roermond ein.
Der Wuppertaler „Verein zur Erforschung der sozialen Bewegungen im Wuppertal“ organisiert auch dieses Jahr eine kleine Wuppertaler Delegation und lädt zur Mitreise nach Roermond ein

 

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Gedenkwanderung in Roermond
11.00 Uhr ab H. Hartkirche, Monseigneur Driessenstraat 4, Roermond.
(Informationen:  Verein zur Erforschung der sozialen Bewegungen im Wuppertal info@wuppertaler-widerstand.de)

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