28.08.2025Wendepunkt
Suizid-Prävention: Von der Kraft des Erzählens und Zuhörens
In Deutschland sterben jährlich über 10.000 Menschen durch Suizid – mehr als durch Verkehrsunfälle, Drogen und AIDS zusammen. Das Thema bleibt stark stigmatisiert. Dabei wissen Fachleute längst: Offene Gespräche, ein respektvoller Umgang mit psychischen Krisen und leicht zugängliche Hilfsangebote können Leben retten. In Wuppertal setzt ein breites Bündnis am 10. September ein Zeichen für das Leben
Am Mittwoch, den 10. September 2025, lädt Wuppertal zu einer Aktion anlässlich des Welt-Suizid-Präventionstags ein. Unter dem Motto „Reden hilft“ öffnen sich sechs Wuppertaler Einrichtungen von 11 bis 18 Uhr den Rathausvorplatz in Barmen und den Von-der-Heydt-Platz in Elberfeld für Gespräche und Begegnungen. Ebenso wird es anlässlich des Welttages Plakate an allen Wuppertaler Schwebebahnhöfen geben. Ziel ist es, Suizid zu enttabuisieren, Menschen in Krisen sichtbar zu machen und konkrete Hilfsangebote vorzustellen.
Die Veranstaltung ist Teil des internationalen Aktionstags „World Suicide Prevention Day“, den die International Association for Suicide Prevention seit 2003 jährlich am 10. September ausrichtet. Die Botschaft ist klar: Reden hilft, denn Suizide lassen sich verhindern. Prävention beginnt im Alltag – oft mit einem Gespräch.
Organisiert wird die Aktion vom Wuppertaler Krisendienst Wendepunkt, der seit jeher einen besonderen Schwerpunkt auf Suizidprävention legt und seit vielen Jahren rund um den 10. September Aktionen oder Veranstaltungen initiiert, um auf das Thema aufmerksam zu machen. Die Umsetzung der diesjährigen Aktion erfolgt in enger Gemeinschaft mit weiteren engagierten Partnern: Der Katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle (EFL), dem Kinder- und Jugendtelefon „Nummer gegen Kummer“, dem Verein HINAS – Hinterbliebene nach Suizid, dem Sozialpsychiatrischen Dienst der Stadt Wuppertal sowie der Ev. Stiftung Tannenhof. Diese Einrichtungen bieten Betroffenen und Angehörigen nicht nur am Aktionstag, sondern täglich ein offenes Ohr und professionelle Unterstützung.
„Wir möchten Angehörige und Freunde ermutigen, Warnsignale früh zu erkennen und Betroffene empathisch, aber mutig anzusprechen“, sagt Felizitas Kracht, Leiterin der EFL in Elberfeld. „Über Suizid zu reden, fördert ihn nicht – im Gegenteil: Es schafft Entlastung, Verständnis und neue Perspektiven.“
„Nach jedem Suizid, so die WHO, sind mindestens sechs Angehörige betroffen“, betont Paola Marten von HINAS e.V. „Auch sie brauchen Unterstützung, ebenso wie ihr Umfeld.“
„Prävention wirkt dort, wo Menschen miteinander in Kontakt treten“, erklärt Kerstin Holzmann vom Kinderschutzbund, einem Standort der ‚Nummer gegen Kummer‘. „Deshalb sind Reden und Zuhören so wichtig und wertvoll.“
„Ein Suizid ist oft der Endpunkt einer psychischen Krise und Ausdruck großer innerer Not“, sagt Petra Hornig, Leiterin des Wendepunkt – Krisendienst Wuppertal. „Der Todeswunsch entsteht aus subjektiv erlebter Ausweglosigkeit und verstellt den Blick auf die Möglichkeiten, die das Leben bietet.“
„Deshalb ist ein einfacher Zugang zu Hilfsangeboten entscheidend“, ergänzt L. Kasenko vom Sozialpsychiatrischen Dienst der Stadt Wuppertal. „Prävention beginnt mit einem offenen Ohr.“
„Eigentlich möchten wir alle in einer Welt leben, in der Suizide nicht vorkommen müssen“, so die Dezernentin für Soziales, Jugend, Schule und Integration Annette Berg. „Diese Tage haben eine besondere Bedeutung, weil sie dieses oft tabuisierte Thema aufgreifen und auch auf die Hilfsangebote aufmerksam machen“.
Die Veranstalter:innen laden Medien, Bürger:innen und Interessierte ein, am 10. September teilzunehmen, Fragen zu stellen, zuzuhören und ein Zeichen für das Leben zu setzen.
#RedenHilft #WorldSuicidePreventionDay

v.l.n.r. L.Kasenko (Sozialpsychiatrischer Dienst Stadt Wuppertal), Kerstin Holzmann (Kinderschutzbund/Nummer gegen Kummer), Petra Hornig (Krisendienst Wendepunkt), Felizitas Kracht (EFL), Paola Marten (HINAS)
©Krisendienst WendepunktDie Veranstaltergemeinschaft:
Wendepunkt – Krisendienst Wuppertal gGmbH, Hofkamp 33, 42103 Wuppertal, Tel. 0202 – 244 28 38, http://www.krisendienst-wuppertal.de
Katholische Ehe-, Familien- und Lebensberatung, Alte Freiheit 1, 42103 Wuppertal, Tel. 0202 – 456111, https://koeln.efl-beratung.de/beratungsstellen/wuppertal/
Nummer gegen Kummer – Kinder- und Jugendtelefon, Tel. 116 111, https://www.nummergegenkummer.de/
Sozialpsychiatrischer Dienst der Stadt Wuppertal, Parlamentstr. 20, 42275 Wuppertal, Tel. 0202 – 5632168, https://www.wuppertal.de/vv/produkte/305/305.4_Sozialpsychiatrie.php
HINAS – Hinterbliebene nach Suizid e.V., Tel. 0151 – 22 95 77 54, http://www.hinas.de
Evangelische Stiftung Tannenhof, Remscheider Str. 76, 42899 Remscheid, Tel. 02191-120, www.stiftung-tannenhof.de
Diese Organisationen stehen das ganze Jahr über mit Beratungs-, Unterstützungs- und Gesprächsangeboten zur Verfügung – für Menschen in Krisen, für Angehörige und für alle, die sich für ihre seelische Gesundheit einsetzen möchten.
Eine Empfehlung zu Richtlinien suizidpräventiver Berichterstattung und viele weitere Informationen finden Sie beim Nationalen Suizidpräventionsprogramm für Deutschland: https://www.suizidpraevention.de
Hintergründe zum World Suicide Prevention Day finden Sie in englischer Sprache bei der International Association for Suicide Prevention: https://www.iasp.info/
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