Haltung zeigen gegen Antisemitismus

Wuppertal gedenkt der Opfer der Reichspogromnacht. Auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg legt Superintendentin Ilka Federschmidt für die evangelische Kirche einen Kranz nieder - als Zeichen gegen Antisemitismus.

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Am 9. November gedenkt Wuppertal der Opfer der Reichspogromnacht. Auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg legt Superintendentin Ilka Federschmidt für die evangelische Kirche einen Kranz nieder – als Zeichen des Zusammenstehens gegen Antisemitismus und Hass.

Schon seit über dreißig Jahren wird auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg an die Jüdinnen und Juden in Wuppertal erinnert, die in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 von Schlägertrupps der Nationalsozialisten misshandelt, verhaftet oder ermordet wurden. In dieser Nacht sind Synagogen, Geschäfte und Wohnungen von Juden sowie jüdische Friedhöfe zerstört, geplündert und zum Teil in Brand gesteckt worden. Anschließend begannen die Deportationen in Konzentrationslager. In Wuppertal wurden unter anderem die Synagogen in Elberfeld an der Genügsamkeitstraße und in Barmen an der Straße Zur Scheuren völlig zerstört.

Gedenken zur Reichspogromnacht

Jüdischer Friedhof am Weinberg
Weinberg – 42109 Wuppertal
Sonntag, 9. November, 11 Uhr

Leonid Goldberg, Vorsitzender der Jüdischen Kulturgemeinde, leitet die Gedenkveranstaltung, an der neben Vertreter:innen der drei bergischen Städte Wuppertal, Remscheid und Solingen auch die evangelische Kirche teilnimmt. „Es ist mir persönlich sehr wichtig. Und es ist wichtig, dass wir als evangelische Kirche daran erinnern, dass ein solches Verbrechen nie mehr geschehen darf“, betont Superintendentin Ilka Federschmidt.

Fest an der Seite der Jüdischen Gemeinde

Gedenken heißt für sie auch hinzusehen, wo und wie heute Antisemitismus erstarkt, wo etwa der Nahost-Krieg als Begründung missbraucht wird für die Anfeindung und Bedrohung jüdischer Menschen. „Wir haben auch auf uns selbst zu sehen“, mahnt sie: „Auch in den Reihen unserer Kirche gibt es antisemitische Haltungen. Da wirkt der alte, teils tief verwurzelte christliche Antijudaismus fort, den wir für längst überholt gehalten haben.“

Die evangelische Kirche in Wuppertal stehe fest an der Seite der Jüdischen Kultusgemeinde, verspricht sie. Dafür sei die Gedenkveranstaltung am 9. November ein wichtiges Zeichen und die Teilnahme ein Bekenntnis gegen jeden Antisemitismus. „Wer an Jesus Christus glaubt, kann in seinem Namen nur entschieden dagegen eintreten – und für ein ungefährdetes, sicheres Leben jüdischer Menschen in Frieden in unserer Gesellschaft.“

Gedenkprojekte der Alten Synagoge

Nach der Gedenkstunde gibt es noch die Gelegenheit, das Projekt „Den Namen zurückbringen“ der Begegnungsstätte Alte Synagoge und der Jüdischen Kultusgemeinde auf dem großen jüdischen Friedhof näher zu betrachten. Von den rund 1.100 Gräbern, die sich dort befinden, haben einige aus unterschiedlichen Gründen nie einen Stein bekommen. Das aktuelle Kooperationsprojekt hat alle Gräber ohne Stein, die namentlich zuzuordnen sind, mit einem stabilen Namensschild in einem ansprechenden Design versehen.

Mit einer Fotoausstellung erinnert die Alte Synagoge an Jüdinnen und Juden aus Wuppertal.

Unter dem Titel „AugenBlicke“ eröffnet die Alte Synagoge um 15 Uhr eine Fotoausstellung entlang des Zauns der Begegnungsstätte. Gezeigt werden 22 großformatige Porträts jüdischer Wuppertalerinnen und Wuppertaler, die zwischen dem frühen 19. Jahrhundert und 1945 in der Stadt lebten. Es sind Frauen, Männer und Kinder, deren Leben eng mit Wuppertal verbunden war und die eines gemeinsam hatten – ihr Judentum. Über QR-Codes können mit dem Smartphone Biografien, Texte und Tonaufnahmen abgerufen werden, die persönliche Einblicke in jüdisches Leben und Schicksale geben.

Am Abend um 18 Uhr erinnert die evangelische Kirche noch einmal an die Reichspogromnacht mit einer besonderen Musikveranstaltung in der Unterbarmer Hauptkirche. Kreiskantor Jens-Peter Enk (Klavier) spielt mit Jens Brockmann vom Sinfonieorchester Wuppertal (Viola) unter anderem Werke von Johann Sebastian Bach, Margarita Christina De Jong sowie Max Bruch. Es werden Texte aus dem jüdischen Jonabuch und dem christlichen Lukasevangelium sowie Gedichte und Texte von Überlebenden der Shoah gelesen.

Text: Sabine Damaschke
Fotos: KK-Archiv

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