161 Jahre „Neue Kirche“

Wie kann eine Kirche "neu" sein, wenn sie schon 161 Jahre steht? Die Neue Kirche, mit Zweitnamen Sophienkirche, ist unsere Kirche des Monats April.

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Wie kann eine Kirche „neu“ sein, wenn sie schon 161 Jahre steht? Vielleicht, weil ihr Name stets Programm war. Die Neue Kirche in Elberfeld ist unsere Kirche des Monats April.

Sie hätte auch schlicht „zweite Kirche“ heißen können, als die reformierte Gemeinde in Elberfeld sich entschloss, ihrem Kirchgebäude am Kirchplatz eine weitere Gottesdienststätte hinzuzufügen. Doch die 1858 fertiggestellte Kirche in der Sophienstraße blieb bis heute die „Neue Kirche“, während aus der Alten reformierten Kirche die CityKirche wurde.

Damals nutzte die Gemeinde ihre Alte Reformierte Kirche mitten im Zentrum der Stadt schon seit 300 Jahren. Doch die Zahl der Mitglieder war von 1833 bis 1856 um 9.000 Gemeindeglieder auf 24.000 angewachsen. Also plante der Kölner Architekt Ernst Friedrich Zwirner im Auftrag der Gemeinde eine „neue“ Kirche, die 1.424 Gottesdienstbesuchern Platz bieten sollte.

Ein imposantes Gebäude also, das durchaus einen schillernden Namen verdient hätte. „Aber Kirchen reformierter Prägung wurden nicht nach historischen oder biblischen Personen benannt“, erklärt Pfarrer Johannes Nattland. „Denn Gott allein sollte die Ehre gebühren und keinem anderen, was aber der Fall gewesen wäre, wäre die Kirche nach einer Person benannt worden.“

Eine „bergische Predigerkirche“

Als Architekt für den Neubau konnte der Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner gewonnen werden,. Er war ein Schüler des preußischen Baumeisters Karl Friedrich Schinkel, der zahlreiche bedeutende Gebäude Berlins entworfen hat. Die Nähe zu diesem großen Baumeister sei unverkennbar, meint Nattland. Doch Zwirner habe vor allem im Innenraum der Neuen Kirche seinen eigenen Stil entwickelt. Als „bergische Predigerkirche“ sei sie gestaltet worden, indem Abendmahlstisch, Kanzel und Orgel in einer Fluchtlinie hintereinander angeordnet wurden.

Immer wieder sei die Neue Kirche umgebaut worden, um sich den verändernden Verhältnissen anzupassen, so der Pfarrer weiter. Das Orgelprospekt mit der Kanzel sei schon um die Jahrhundertwende dem Geschmack der Zeit angepasst worden. Als die Gemeinde Mitte der 1930er Jahre über schlechte Akustik und unzureichende Beleuchtung klagte, wurde eine weitere Umgestaltung des Innenraums geplant. Doch der Ausbruch des Krieges 1939 verhinderte die Umsetzung.

Der heutige Innenraum der Neuen Kirche mit Willi-Peter-Orgel

Sofort nach Kriegsende beschloss das Presbyterium schließlich die Renovierung und Umgestaltung der Orgel. Sie wurde von 34 auf 45 Register erweitert und die Prospektfront neu gestaltet. Im Gegensatz zur Alten reformierten Kirche in der City, die in Schutt und Asche lag, war die Neue Kirche nahezu unbeschadet geblieben.

Stühle statt Kirchenbänke

1960 gab es abermals einen großen Eingriff in die Gestaltung des Innenraums. Auf der Höhe der Emporen wurde eine Zwischendecke eingezogen, so dass sich der Kirchraum nun im neu entstandenen ersten Obergeschoss befand. Im Erdgeschoss konnten ein großer Versammlungsraum und weitere kleinere Nebenräume eingerichtet werden.

Die Platzzahl für Gottesdienstbesucher:innen reduzierte sich damit auf rund 800 – immer noch bei weitem ausreichend, denn die Entwicklung der zurückgehenden Besucher:innen der Gottesdienste hatte schon länger eingesetzt. Statt Kirchenbänken gab es Stühle des Designers Eiermann. 1965 konnte schließlich eine neue Orgel aus der Kölner Werkstatt Willi Peter eingebaut werden.

„Die Gemeinde verstand den Namen ihrer Kirche immer auch als Programm“, sagt Johannes Nattland. „Eine neue Kirche muss eben auch immer neu werden und sich den Anforderungen und Herausforderungen der jeweiligen Zeit stellen und anpassen.“

Im Fokus: Familien und diakonische Arbeit

Als die Familien in den 1980er Jahren stärker in den Fokus der Gemeindearbeit rückten, wurde ein „Haus im Haus“ eingebaut. Mütter und Väter können seitdem mit ihren Kleinkindern, die noch nicht zum Kindergottesdienst gehen, durch eine große Glasscheibe in den Gottesdienstraum schauen. Wort und Gesang werden durch Lautsprecher in das akustisch abgeschlossene Kinderhaus übertragen.

„Diese Konzeption war so genial wie revolutionär“, freut sich Nattland. „Noch bis heute werden Kirchräume umgebaut mit dem Ziel, sie kinder- und familiengerechter zu gestalten. In der Neuen Kirche ist dieses Kinderhaus schon seit über 37 Jahren in Gebrauch.“

Überhaupt legt die Gemeinde großen Wert darauf, möglichst vielen verschiedenen Menschen aus ihrem Stadtteil Gemeinschaft in der Kirche zu ermöglichen. Der Fokus liegt auf der diakonischen Arbeit. „Wir wollen eine Öffnung zu und für alle Menschen“, sagt Pfarrer Nattland.

Kirchenmusikkalender

In 2024 erscheinen als Ergänzung zum Kalender „Evangelische Klangräume in Wuppertal“ Texte zu den jeweiligen Kirchen des Monats auf der Webseite des Referates Kirche, Kultur und Musik. Der Kalender kostet 15 Euro. Er kann unter

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