Von Old- und Youngtimern

Das Sammeln, Pflegen und Fahren historischer Automobile ist in Wuppertal ein durchaus verbreitetes und häufig sogar Generationen übergreifendes Hobby, wie das Beispiel der Familien Schmersal und Vetter zeigt.

Jedes Jahr im Frühjahr wird Essen zur „Welthauptstadt des Oldtimer-Universums“, jedenfalls wenn man der Eigenwerbung der Messe „Techno-Classica“ glauben darf. Die Zahlen sind in der Tat beeindruckend: 1.200 Aussteller, 2.500 angebotene Automobile, 180.000 erwartete Besucher aus mehr als 30 Nationen.

Die Leidenschaft für schöne und mehr oder weniger klassische Automobile teilen auch viele Sammler aus Wuppertal. Nicht selten springt das Oldtimervirus von einer Generation auf die nächste über, allerdings wird in der Regel nur der männliche Teil der Familien befallen.

Jan und Wolfgang Vetter an Bord eines Mercedes R129 Silver Arrow.

So auch bei Wolfgang Vetter und seinem Sohn Jan. Im bürgerlichen Leben sind beide Geschäftsführer des Wuppertaler Druckhauses Ley und Wiegandt. Nach Feierabend verbindet sie ihre Neigung zu stilvollen Vehikeln. Wobei der Junior sich eher zu Oldtimern hingezogen fühlt, während der Vater neuere Modelle schätzt.

„Ich bin immer wieder überrascht, wie vielfältig und lebendig die Sammlerszene im Bergischen Land und den angrenzenden Städten ist,“ wundert sich Jan Vetter. Vor rund einem Jahr gründete er die Bergische Sektion des „vdh“, des „Vereins der Heckflossenfreunde“. Die „Heckflosse“ war ein legendäres Mercedes-Modell aus den 1960er Jahren. Heute kommen schon regelmäßig 30 Gäste aus dem Städtedreieck und dem Umland zu den monatlichen Treffen ins Restaurant „Rigi Kulm“. Daneben stehen Ausflüge, Vorträge und die Teilnahme an Ausstellungen und Oldtimer-Rallyes auf dem Programm. Etwa 20 Tage im Jahr investiert Jan Vetter in sein Hobby.

Während der Techno-Classica wird Essen zur „Welthauptstadt des Oldtimer-Universums“.

„Nicht alle Mitglieder des ‚vdh-Stammtischs Bergisch Land / Düsseldorf’ fahren tatsächlich eine ‚Heckflosse’ oder einen Mercedes, erläutert Jan Vetter. Willkommen sind auch Besitzer anderer Marken: „Uns verbindet vor allem das gemeinsame Hobby.“ Er selbst könnte sich durchaus vorstellen, eines Tages einen Klassiker einer anderen Marke zu fahren. Als eher taktische Anschaffung könnte auch der Erwerb eines historischen Cabrios anstehen, „um auch meine Partnerin für mein Hobby zu begeistern.“

Vater Wolfgang Vetter mag ebenfalls schnelle Autos mit Stern, aber eher die so genannten „Youngtimer“, das sind Fahrzeuge, die den 30. Geburtstag noch vor sich haben. Sein Herz schlägt besonders für die SL-Modelle, also die komfortablen Roadster. Auf der Techno-Classica stellt er auf Anfrage von Mercedes-Benz seinen „R129 Silver Arrow“ aus den 1990er Jahren aus. Besonderheit: der Wagen wurde mit nur 100 gebauten Exemplaren speziell für den US-Markt produziert und weist einige Eigenheiten auf, die seinen europäischen Artgenossen fremd sind. Kenner identifizieren die US-Variante an der besonderen Lackierung, den Felgen und speziellen Lamellen im Kühlergrill.

Philip und Heinz Schmersal in einem Mercedes 300 SL. Der Flügeltürer wurde ab 1954 gebaut..

Nicht minder autonärrisch wie die Vetters sind Vater und Sohn Schmersal. Auch sie verbindet neben dem Hobby auch der Beruf: beide leiten als Geschäftsführer das Familienunternehmen K. A. Schmersal GmbH, einen weltweit tätigen Hersteller von Sicherheits-Schaltsystemen. In diesem Jahr stellen sie zwar selbst kein Fahrzeug auf der Techno-Classica aus, lassen sich die Messe aber natürlich trotzdem nicht entgehen.

„Mein Vater hat mich für Automobile begeistert“, erklärt Philip, dem es vor allem Youngtimer aus Zuffenhausen angetan haben. Zur Zeit fährt er unter anderem einen Porsche 964 Turbo 3,6 Coupé, früher besaß er auch schon die Cabrio-Version. Aber auch ein VW Käfer steht in seiner Garage. Rennen fährt er im Gegensatz zu Vater Heinz nicht. „Als jungem Familienvater ist mir das im Moment zu riskant.“

Heinz Schmersal ist dagegen vom Sammler historischer Wagen – in seiner nicht ganz kleinen Garage stehen unter anderem zwei Jaguar E-Type, ein Mercedes 300 SL „Flügeltürer“ und ein Porsche 959 – zum passionierten Rennfahrer geworden. Mit seinem BMW Z4 M-Coupé zeigt er bei Langstreckenveranstaltungen wie dem 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring manchem jüngeren Konkurrenten die Rücklichter. „In diesem Jahr werde ich mit der Shelby-Cobra wieder am Bergrennen in Arosa teilnehmen,“ kündigt Heinz Schmersal an und lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass er auch dort keinesfalls eine Spazierfahrt plant.

Schmersals Rennleidenschaft lässt ihm zur Zeit etwas weniger Zeit für seine Oldtimer, die er jedoch ausnahmslos ins Herz geschlossen hat und um keinen Preis verkaufen würde. Gibt es noch unerfüllte Wünsche? „Oh ja, ein Ford GT40 wäre ein Traum.“

Wieviele Old- und Youngtimersammler es in Wuppertal und dem Bergischen Land tatsächlich gibt, wissen weder die Vetters noch die Schmersals. Nur die wenigsten sind in den Clubs gemeldet, viele automobile Schätze liegen in Garagen und Lagerhallen im Dornröschenschlaf.

Das Potential für eine Veranstaltung wie die Oldtimertreffen an der Essener Zeche Zollverein, wo sich zwischen April und Oktober an jedem ersten Sonntag im Monat unüberschaubar viele Fahrzeugbesitzer mit ihren Vehikeln und Tausende von Besuchern tummeln, wäre also da. Jan Vetter: „Es müsste nur jemand organisieren.“ Dem stimmt auch Heinz Schmersal zu: „Das kann auch in Wuppertal klappen, aber nur, wenn es privat gemacht wird.“

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Die Techno-Classica läuft noch bis Sonntag.
Die Eintrittspreise betragen zwischen 10 und 20 Euro.

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Fotos: Georg Sander

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