Kühn ist eigentlich ein kleines Mädchen

Mit einer begeisternden Lesung weihte Sozialdezernent Dr. Stefan Kühn den neuen „Literacy-Raum“ ein. Neben der ebenfalls neuen Theaterarbeit von Dörte Bald und Björn Krüger ein weiterer Baustein der besonderen Förderung an der Gathe.

Am Donnerstag, 6. November, wurde in der Alten Feuerwache der „Literacy-Raum“ offiziell eingeweiht. Er bietet – ebenso wie zwei weitere im Quartier – die richtige Atmosphäre für das tägliche Lesungsangebot für Kinder. Die Alte Feuerwache ist seit März 2014 Trägerin von  „Ein Quadratkilometer Bildung“ in Wuppertal, einem überregionalen Programm der Freudenberg Stiftung zur Verbesserung der Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen in Quartieren mit herausfordernden sozialen und ökonomischen Strukturen. Dazu gehört auch das Projekt „Die Vorleserinnen“: Acht Ehrenamtliche und zwei Honorarkräfte lesen Kindern in Kleingruppen am Nachmittag im Rahmen der Hausaufgabenbetreuung vor. Dabei werden nicht nur das Sprachvermögen, sondern auch die Phantasie und die Auseinandersetzung mit bestimmten Themen gefördert.

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Dr. Stefan Kühn mit einigen "seiner" Kinder aus der 8samkeitsgruppe II und deren Betreuer.Dr. Stefan Kühn mit einigen „seiner“ Kinder aus der 8samkeitsgruppe II und deren Betreuer. ©Alte Feuerwache

Nach einer Studie der Stiftung Lesen wird nur noch in 30 Prozent der Haushalte mit Kindern vorgelesen, eine fatale Entwicklung. Und so hat Sozialdezernent Dr. Stefan Kühn nur zu gern die Aufgabe der offiziellen Einweihung vorgenommen und als Schirmherr der 8samkeitsgruppe II für „seine“ acht Kindern dort die erste Lesung angeboten. Ein außerordentliches Vergnügen nicht nur für die Kleinen, erklärte er doch gleich zu Beginn, dass er nun ein kleines Mädchen sei, das eine beste Freundin aus Tansania habe. Davon handelte nämlich die von ihm ausgewählte Geschichte „Wie ich Papa die Angst vor Fremden nahm“. Doch die lebendige Premiere hat durchaus ernsten Hintergrund: „Sprechen und Sprache sind die Basis von allem. Etwa 30.000 Menschen in Wuppertal leiden jedoch an funktionalem Analphabetismus“, so Kühn. Das bedeutet, dass sie keine komplexen Texte lesen können, sondern nur einzelne Wörter. Anne Richter, Honorarkraft der „Vorleserinnen“: „Viele Schulbiographien sind zum Scheitern verurteilt, weil das frühe Heranführen an Sprache und Literatur fehlt. Die „Literacy“-Räume sollen nun die Orte für Kinder sein, wo Bücher selbstverständlich dazugehören, die sie mit den Erwachsenen gemeinsam erobern und Lust auf Lesen bekommen.

 

Die Rolle des kleinen Mädchens aus der Geschichte "Wie ich Papa die Angst vor Fremden nahm" spielte er überzeugend.Die Rolle des kleinen Mädchens aus der Geschichte „Wie ich Papa die Angst vor Fremden nahm“ spielte er überzeugend. ©Alte Feuerwache

Mehr Selbstbewusstsein auf der Bühne
Dr. Stefan Kühn wurde für seinen bühnenreifen Auftritt direkt im Anschluss seiner Lesung von seiner 8samkeitsgruppe belohnt.

Dörte Bald – bekannt als Dörte aus Heckinghausen – ist bereits seit einigen Jahren in der Alten Feuerwache aktiv und studiert pro Jahr ein Theaterstück mit den Kindern aus dem Offenen Kinder- und Jugendbereich der Alten Feuerwache ein. Für die Kinder aus den 8samkeitsgruppen hat sie nun mit Unterstützung des Musikers Björn Krüger ihr Angebot erweitert. Die Kinder dürfen zu Anfang jeden Kurses jeweils in Zweiergruppen ein Instrument und eine Requisite aussuchen und sich dazu eine Geschichte ausdenken, die sie dann auf die Bühne bringen. Was sie sich in den nun bereits stattgefundenen sechs Stunden haben einfallen lassen, führten sie nun in kleinen Episoden vor – auch hier herrschte Premierenluft, das erste Mal vor Publikum!

Sichtlichen Spaß hatten die Kinder 8samkeitsgruppe II bei ihrer Theaterpremiere vor Publikum.Sichtlichen Spaß hatten die Kinder 8samkeitsgruppe II bei ihrer Theaterpremiere vor Publikum. ©Alte Feuerwache

„Für die Kinder in den 8samkeitsgruppen ist es schwierig, sich zu organisieren. Der direkte Einstieg in das große Theaterstück wäre für sie zu komplex. So haben wir dieses vereinfachte  Angebot geschaffen“, erklärt Bald. Das Aufführungserlebnis wollen sie dann immer wieder haben: „Hier haben wir auch schon richtige Talente entdeckt.“ In der Schule würden sie sich dann ganz selbstverständlich auch die Theatergruppe aussuchen, „hier bekommen sie das Rüstzeug.“

Quelle: PM vom 10.11.14, http://www.altefeuerwache-wuppertal.de/

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