Erfolgreiche Wiederansiedlung der einst ausgestorbenen Moorea-Baumschnecke mit Hilfe von Zoos

 Laut der Weltnaturschutzunion (IUCN) wurden im Jahr 2024 weltweit mehr als 80 Tier- und Pflanzenarten in der Kategorie „extinct in the wild/in der Natur ausgestorben“ geführt. Dabei handelt es sich um Arten, die ausschließlich in menschlicher Obhut überlebt haben, aber in der Natur nicht mehr zu finden sind. Nur durch die Haltung und Zucht in spezialisierten Einrichtungen wie Ex-situ-Erhaltungszentren, Zoos und botanischen Gärten konnte ihr Überleben gesichert werden.

Foto: Grüner Zoo Wuppertal / Claudia Philipp

Auf den Inseln Französisch-Polynesiens – darunter Tahiti, Bora-Bora und Moorea – ist die Artenvielfalt besonders bedroht. Allein die Gattung der lebendgebärenden Partula-Baumschnecken umfasst hier 51 Arten, von denen mindestens 29, möglicherweise sogar 34, als ausgestorben gelten – darunter auch die im Grünen Zoo Wuppertal gehaltene Moorea-Baumschnecke (Partula tohiveana). Sie ist damit eine von insgesamt 17 ausschließlich in menschlicher Obhut existierender Patula-Arten.

Die Bedrohung der Moorea-Baumschnecke geht nicht auf den Klimawandel, sondern auf menschliche Eingriffe zurück. In den 1960er-Jahren wurden Große Achatschnecken (Lissachatina fulica) aus Ostafrika nach Moorea eingeführt, um ihr Fleisch gewinnbringend zu vermarkten. Nachdem sich die wirtschaftlichen Hoffnungen nicht erfüllten, setzte man die Tiere in der Natur aus. Im feuchtwarmen Klima vermehrten sie sich stark und verdrängten die heimischen Baumschnecken. Erst in den frühen 1990er-Jahren gelang es, die letzten Exemplare zu retten und in London und Edinburgh ein Erhaltungszuchtprogramm aufzubauen.

Seit 2023 beteiligt sich auch der Grüne Zoo Wuppertal in Kooperation mit dem Zoo Schwerin erfolgreich an diesem internationalen Erhaltungszuchtprogramm (EAZA ex-situ Programm, abgekürzt EEP). Hinter den Kulissen werden die Tiere in speziell ausgestatteten, nahezu sterilen Zuchtterrarien gehalten, um die Tiere gegen krankmachende Umweltkeime abzuschirmen. Strenge Hygienestandards, konstante Temperaturen von 22–23 °C und sorgfältige Pflege sorgen für optimale Bedingungen – mit sichtbarem Erfolg. Im August 2023 stellte der Grüne Zoo erstmals 603 selbst nachgezüchtete Moorea-Baumschnecken für ein Auswilderungs- und Wiederansiedlungsprojekt bereit. Insgesamt kehrten über 7.000 Tiere aus verschiedenen Einrichtungen nach Moorea zurück – das bislang größte Auswilderungsprojekt polynesischer Baumschnecken. Die Entdeckung von juvenilen und nicht-markierten erwachsenen Partula tohiveana in ihrem ursprünglichen Lebensraum war ein Beleg für die Reproduktion im Freiland und ein bedeutender Hoffnungsschimmer für das Wiederansiedlungsprojekt. Infolgedessen konnte die IUCN die Art 2024 auf der Roten Liste vom Status „in freier Wildbahn ausgestorben“ auf den Status „vom Aussterben bedroht“ herabstufen.

Auch 2025 unterstützt der Grüne Zoo Wuppertal das Projekt: 200 Schnecken – 50 Jungtiere und 150 Erwachsene – wurden nach umfassenden tierärztlichen Untersuchungen bereitgestellt. Die Schnecken wurden durch das Veterinärteam des Zoos vermessen, gewogen und im Speziallabor Laboklin auf verschiedene Infektionserreger, einschließlich Parasiten und Bakterien, getestet. Vor dem Transport erhielten die 1–2 cm großen Weichtiere eine spezielle UV-reflektierende Lack-Markierung, um sie später im Freiland als ausgewilderte Individuen erkennen, zählen und nachverfolgen zu können. Nach einer Quarantäne im Zoo Schwerin taten sie per Flugzeug ihre Reise nach Tahiti und schließlich nach Moorea an. Der Zoo Schwerin übernahm die Organisation der notwenigen Erlaubnisse für die Einreise sowie die Verladung der sensiblen Schnecken in geeignete Transportbehältnisse. Am Ankunftsort angekommen dokumentieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mithilfe von Taschenlampen, Kameras und Drohnen regelmäßig die Entwicklung der Population. Zählungen werden im ersten Monat wöchentlich, im zweiten Monat zweiwöchentlich und danach monatlich von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf der Insel durchgeführt. Dabei werden auch an Stäben und Drohnen befestigte Kameras (GoPro) genutzt, um die Schnecken in den Baumkronen zu zählen.

Die Partula-Schnecken spielen als Zersetzer von Pflanzenmaterial und Pilzen eine wichtige Rolle im Ökosystem. Ihre Rückkehr trägt zur Stabilisierung des ökologischen Gleichgewichts in den Wäldern Französisch-Polynesiens bei und ist ein gutes Beispiel für den großen Beitrag zoologischer Einrichtungen zum Erhalt der Biodiversität.

Der Grüne Zoo Wuppertal wird die Zucht der Moorea-Baumschnecke weiter intensivieren, um die Reservepopulation in menschlicher Obhut zu stärken und auch künftig Tiere für Auswilderungsprojekte bereitzustellen. Eine kleine Gruppe ist zudem im Terrarium des Zoos für Besucherinnen und Besucher zu sehen.

Quelle: Grüner Zoo Wuppertal

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