Alte Windräder als neue Rohstoffe

Circular Valley präsentiert seinen ersten Film zur Kreislaufwirtschaft: „Rückenwind“. Die Dokumentation zeigt, wie aus Rotorblättern umweltfreundliche Terrassen-Dielen und aus ehemaligen Beton-Fundamenten Schulgebäude werden.

Bis 2030 will die Bundesregierung den Strom-Anteil aus Windkraft an Land verdoppeln. Da der Platz für neue Anlagen begrenzt ist, wird es auch darauf ankommen, an den bisherigen Standorten die ausgedienten Windräder durch leistungsstärkere zu ersetzen. Und angesichts der dabei entstehenden Abfälle kann die Energiewende nur gelingen, wenn Windkraft zirkulär gedacht wird. Deshalb hat Circular Valley seinen ersten Film genau diesem Thema gewidmet. Er heißt „Rückenwind“ und ist ab sofort auf YouTube zu sehen.

Autor Lutz Polanz und das Team von Kintopp Film waren in der gesamten Republik unterwegs, um die Menschen und Firmen vorzustellen, die in der zirkulären Betrachtung von Windkraft am weitesten sind. Die Beispiele in der Dokumentation zeigen anschaulich, welche Herausforderungen noch gemeistert werden müssen, aber vor allem, welche Chancen in diesem Markt stecken.

Einige Zahlen verdeutlichen das: Stand heute müssen schon 6000 bis 8000 Windkraft-Anlagen abgebaut und ersetzt werden. Ab 2024 kommen noch einmal 2000 bis 4000 ausgediente Anlagen pro Jahr hinzu. 90 Prozent der Materialien könnten wiederverwendet werden: Bei Stahl und Kupfer ist das relativ leicht, bei den Rotorblättern oder dem Beton aus Fundament und Turm kommt es zu größeren Herausforderungen.

Durch Rotorblätter fallen laut Umweltbundesamt bis zum Jahr 2030 rund 20.000 Tonnen Müll pro Jahr an, die aber zugleich das Potential haben, als neue Rohstoffe eingesetzt werden zu können. Bei den mineralischen Bauabfällen, zu denen der Beton aus den Windrädern zählt, ist es noch viel mehr. 220 Millionen Tonnen entstehen jedes Jahr, bis zu 70 Prozent davon sind hochwertige Materialien, die für neue Bauprojekte geeignet sind.

Möglichkeiten für die Rotorblätter

Bisher gehen alte Rotorblätter vor allem in die Zement-Industrie und werden dort als Brennstoff verwendet. Das ersetzt zwar andere Brennstoffe, aber das Hightech-Material ist dafür eigentlich zu schade. Deshalb erzählt die Dokumentation „Rückenwind“ von drei Wegen, anders damit umzugehen.

Das Unternehmen Novo-Tech Circular in Aschersleben sortiert die Bestandteile der ehemaligen Flügel, schreddert sie, vermischt sie mit Säge- oder Hobelspänen und produziert daraus umweltfreundliche Terrassen-Dielen. Bei Siemens Gamesa entwickeln Ingenieure recycelbare Rotorblätter, die man am Ende wieder in ihre Bestandteile zerlegen kann.

Die Forscher des Instituts Fraunhofer UMSICHT im bayerischen Sulzbach-Rosenberg arbeiten mit Hitze. So legen sie die Glas- und Carbon-Fasern frei, die für andere Produkte verwendet werden können. Das zugleich anfallende Öl nutzen sie für die Produktion von Kunststoff. Projektleiter Matthias Franke geht davon aus, mit der Technik in gut fünf Jahren am Markt sein zu können.

Chancen für den Beton

In einem Windrad stecken bis zu 700 Tonnen Beton, der im Kreislauf bleiben kann, wenn man ihn nach der Sprengung richtig trennt und die passenden Stellen für den nächsten Einsatz findet. Die Hagedorn Unternehmensgruppe etwa nimmt aus dem Stahlbeton die Moniereisen heraus, zerkleinert den Beton weiter und setzt ihn dann im Windpark wieder ein, zum Beispiel für die Wege oder Fundamente.

Die Firma Heinrich Fees macht aus Beton- und Bauschutt eine Gesteinskörnung, die dann in die Betonproduktion geht. So entsteht so genannter R-Beton, R wie Recycling. Die Vorteile: Es wird weniger Kies ausgegraben, es werden weniger Steine gesprengt und es landet viel weniger Material auf der Deponie. Am Anfang sei die Skepsis groß gewesen, doch mittlerweile beliefert die Firma Heinrich Fees rund 30 Betonwerke. Und in Kirchheim unter Teck ist eine Schule entstanden, die zu wesentlichen Teilen aus R-Beton besteht.

Das Unternehmen Holcim untersucht den recycelten Baustoff regelmäßig und stellt dabei keine nennenswerten Qualitätsunterschiede zum regulären Beton fest. Deshalb beliefert Holcim inzwischen einen Großteil seiner Kunden mit R-Beton. Material aus ehemaligen Windkraftanlagen könnten für diesen Ansatz eine weitere wichtige Quelle sein.

Fazit

Der Ausbau der Windenergie erfordert große Mengen an Rohstoffen, zugleich fällt in den Windparks reichlich Müll an. Dieser Müll kann wie gezeigt Rohstoff für neue Anlagen sein. Einige Unternehmen nutzen diese Chance schon, zugleich gibt es noch viel Potential, das man nutzen kann – auch als Rückenwind für die Energiewende und die Kreislaufwirtschaft.

Den Film „Rückenwind“ finden Sie hier

Quelle: Circular Valley® Foundation

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