27.12.2025Uli Schmidt
Freiraumplanung ohne Fundament? Warum Wuppertal wieder am falschen Ende beginnt
Wuppertal will ein gesamtstädtisches Freiraumkonzept beauftragen. 180.000 Euro für Planung, mehrere Millionen Euro Folgekosten inklusive. Was auf den ersten Blick nach einem überfälligen Schritt klingt, offenbart bei genauerem Hinsehen ein altbekanntes Muster: Die Stadt flüchtet sich erneut in ein informelles Konzept, statt ihre grundlegenden planerischen Hausaufgaben zu erledigen.
Denn Wuppertal gehört weiterhin zu den wenigen Städten in Nordrhein-Westfalen, die über keinen vollständigen, wirksamen Flächennutzungsplan verfügen. Der Flächennutzungsplan ist keine Kür, sondern Pflicht. Er ist das strategische Fundament jeder integrierten Stadtentwicklung – auch und gerade für Freiraum, Klima, Mobilität und soziale Infrastruktur. Ein gesamtstädtisches Freiraumkonzept kann diese Aufgabe nicht ersetzen, sondern müsste auf ihr aufbauen. Dieses wird besonders durch andauernde Änderungen von Flächennutzungspläne erkennbar.
Stattdessen wird in der aktuellen Vorlage erneut die BUGA 2031 in den Vordergrund gerückt. Sie soll Impulsgeber sein, Katalysator, Legitimation. Dabei ist längst entschieden, wo die BUGA stattfindet: in wenigen westlichen Kernarealen. Wuppertal jedoch ist mehr als diese Flächen. Eine gesamtstädtische Freiraumstrategie hätte vor der Festlegung der BUGA-Räume stehen müssen – nicht danach.
Besonders widersprüchlich ist der Zeitpunkt: Die Kernareale sind festgelegt, der freiraumplanerische Wettbewerb ist abgeschlossen. Das nun beauftragte Konzept kommt zu spät, um steuernd zu wirken. Es läuft Gefahr, im Nachhinein zu legitimieren, was längst entschieden wurde. Soll also wieder einmal die Stadt der BUGA helfen – anstatt dass die BUGA der Stadt dient?
Der Fokus auf wenige sogenannte Lupenräume verstärkt diesen Eindruck. Drei ausgewählte Teilräume mögen planerisch handhabbar sein, sie ersetzen jedoch keine gesamtstädtische Strategie. Zumal eine solche Betrachtung bereits existierte: Im Zuge der BUGA-Vorbereitung wurde ein umfassendes Freiraumnetz analysiert und konzeptionell entwickelt. Dieses Konzept war schlüssig und fachlich tragfähig – scheiterte jedoch nicht an seiner Qualität, sondern an abweichenden Vorstellungen der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft.
Auch die angekündigte Kooperation mit der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Höxter wirft Fragen auf. Wissenschaftliche Begleitung ist sinnvoll. Doch Wuppertal ist Universitätsstadt, verfügt über eigene planerische Kompetenzen und lokales Wissen. Warum wird dieses nicht systematisch eingebunden und gestärkt? Ab 2026 wird es in Höxter auch kein Studiengang in Landschaftsarchitektur mehr angeboten. Wuppertal hat ja auch ein Studiengang für Landschaftsarchitektur. Etwas mehr Lokaler Denken dürfte auch nicht schaden. Zumindest nicht wenn wir unseren Studierende gerne in dieser Stadt haben wollen.
Am Ende bleibt der Eindruck einer vertrauten Strategie: Statt klare Prioritäten zu setzen, Pflichtaufgaben zu erfüllen und vorhandene Konzepte konsequent weiterzuentwickeln, setzt die Stadt auf ein weiteres Gutachten. Viel Geld, wenig Steuerungswirkung – und erneut die Hoffnung, dass ein Großereignis die strukturellen Defizite der Stadtplanung überdeckt.
Freiraum ist zu wichtig für Symbolpolitik. Wuppertal braucht zuerst ein solides planerisches Fundament – erst dann neue Konzepte.
Quellen:
Hochschulstandort Höxter schließt für Erst-Studierende – Westfalen-Lippe – Nachrichten – WDR
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