18.12.2025

Fahrradstraße Ludgerweg

Ludgerweg: Viel Aufwand, wenig Wirkung – Fahrradstraße als Feigenblatt?



Es ist immer wieder eine besondere Lektüre, sich durch die Neufassungen von Beschlussvorlagen im Ratsinformationssystem der Stadt Wuppertal zu arbeiten. Aktuell betrifft es den Ludgerweg in Vohwinkel – ein Thema, das von Beginn an schwierig war. Denn schnell wurde deutlich: Die Anwohner*innen wollen diese Maßnahme mehrheitlich nicht. Vor allem der mögliche Wegfall von Parkplätzen zugunsten des Radverkehrs sorgte für erhitzte Gemüter.

Nach Abschluss der langwierigen Kanal- und Straßensanierung soll nun ausgerechnet hier die nächste Fahrradstraße entstehen. Die Sanierung selbst hatte bereits zu deutlichen Einschränkungen geführt – Anlass genug für die Stadt, nicht nur eine Beschlussvorlage zu produzieren, sondern auch in den Dialog mit den Bürger*innen zu treten. Es gab sogar eine Informationsveranstaltung zur geplanten Fahrradstraße.

Fahrradstraße – Theorie und Praxis

Fahrradstraßen sind laut StVO grundsätzlich dem Radverkehr vorbehalten. So zumindest der Grundgedanke. In der Praxis wird dieser jedoch regelmäßig durch die sogenannte Öffnungsklausel für den Kfz-Verkehr aufgeweicht. Auch im Ludgerweg soll der Autoverkehr weiterhin zugelassen bleiben. Damit widerspricht man dem eigentlichen Zweck der Maßnahme – ein in Deutschland leider üblicher Zustand.

Autofahrende sind dann zwar formal nur „Gäste“, faktisch aber Dauergäste. Ob sie sich an die Regeln halten, bleibt dem Zufall überlassen. Der reale Mehrwert einer Fahrradstraße beschränkt sich meist auf zwei Punkte:

Radfahrende dürfen nebeneinander fahren

Kfz müssen etwas mehr Rücksicht „hinnehmen“ 

Beides ist allerdings schon heute vielfach möglich oder zumindest rechtlich nicht ausgeschlossen. Zumal: Der Ludgerweg ist bereits eine Tempo-30-Zone. Die zentrale Frage lautet also:
👉 Wozu braucht es hier überhaupt eine Fahrradstraße?
Aus meiner Sicht: Gar nicht.

Planung nach Protest: Auto first

Der Protest der Anwohnerschaft hat spürbare Auswirkungen auf die Planung. In der Neufassung wird mit erheblichem Aufwand versucht, das Parken nahezu vollständig zu erhalten. Von 23 bestehenden Parkplätzen sollen 22 bleiben, ergänzt um weitere markierte Stellplätze im hinteren Abschnitt. Das Ganze etwas „ordentlicher“ als zuvor – aber ohne nennenswerte Reduktion.

Ein bisschen rote Farbe, ein paar Markierungen, viele Schilder – und am Ende kann man sich auf die Schulter klopfen, etwas für den Radverkehr getan zu haben. Kostenpunkt: 71.000 Euro.

Dabei wäre der eigentliche Nutzen an anderer Stelle deutlich größer gewesen.Nordbahntrasse, Korkenziehertrasse – und dazwischen Schotter. Der Ludgerweg ist vor allem als Verbindungsstück zwischen Nordbahntrasse und Korkenziehertrasse relevant. Am Ende der geplanten Fahrradstraße geht es jedoch über einen schlecht befahrbaren Schotterweg weiter. Genau hier hätte eine Investition echten Mehrwert geschaffen – für Alltagsradverkehr ebenso wie für den Freizeitverkehr.

Stattdessen fließt Geld in Maßnahmen, die vor allem eines sicherstellen:
👉 Dass der Autoverkehr möglichst reibungslos weiterläuft.

Besonders deutlich wird das bei der nun vorgesehenen einseitigen Umlaufsperre am Übergang zum Waldweg. Noch im Austausch mit der Siedlergemeinschaft hieß es, Umlaufsperren würden nur im Bedarfsfall nachgerüstet, da die Unfalllage unauffällig sei. In der aktuellen Vorlage wird sie nun ohne zwingenden neuen Grund fest eingeplant. Das konterkariert das Ziel einer Fahrradstraße vollständig – und sendet ein klares Signal:
Auto first bleibt die faktische Leitlinie in Wuppertal.

Fahrradparken: Alibi statt Alltag

Vorgesehen sind laut Vorlage sechs Fahrradbügel an zwei Standorten, eventuell später zwei weitere. Allerdings nicht dort, wo sie aus Sicht des Alltagsradverkehrs besonders sinnvoll wären in einen Nennenswerte Größenordnung. Auch hier wirkt es eher wie ein symbolisches Zugeständnis statt einer ernsthaften Förderung.

71.000 Euro aus dem Radverkehrstopf

Finanziert wird die Maßnahme aus der ohnehin sehr knappen Pauschale für den Um- und Ausbau des Radverkehrs. Schaut man sich die Beschilderung und Markierungen genauer an, wird klar: Der Großteil des Aufwands entsteht, um den Kfz-Verkehr in einer angeblichen Fahrradstraße sauber zu integrieren.

Für eine Fahrradstraße im engeren Sinne würden im Grunde zwei Schilder reichen – Kostenpunkt vielleicht 1.000 Euro. Der Rest ist Verwaltungs- und Gestaltungsaufwand, der vor allem dem Auto dient.

Fazit

Der Ludgerweg zeigt exemplarisch, wie in Wuppertal Radverkehrspolitik betrieben wird:

große Begriffe

hohe Kosten

minimale Wirkung

Am Ende bleibt eine Fahrradstraße, die diesen Namen kaum verdient – und ein weiteres Beispiel dafür, wie man mit viel Geld wenig verändert.

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