A. Scheuer: „Bahnfahren ist mega!“

Ist am Bahnsteig die Füße plattstehen auch mega?

Collage von ausgefallenen Zügen aus verschiedenen Bahnhofsanzeigen

Lieschen Müller hatte sich wochenlang auf ihre Radtour vorbereitet. Der Zug nach Gelsenkirchen eine Stunde vor der geplanten Reise fuhr sogar pünktlich, da sollte der nächste Zug kein Problem sein, oder? Natürlich ist das ein Problem, denn der fällt ersatzlos aus. Ein erboster Fahrgast übersetzte DB einmal mit „Drecksbahn“. Lieschen Müller dürfte ähnlich denken.

Auf der Bahnhofstafel in Wuppertal-Elberfeld steht beim Zug lediglich: „Zug fällt aus.“ – Aha, Zug bleibt heute im Depot. Was in diesem Fall gelogen ist, denn der Zug fährt natürlich, aber leider nur bis Essen. Auf der Bahnhofstafel in Gelsenkirchen-Buer Nord steht wiederum, die Züge führen bis Wuppertal Hbf. Die „Die Bahn“ erwähnt das in ihrer unendlichen Transparenz natürlich nicht. Wie denn auch: Service kostet Geld, vor allen Dingen wenn haufenweise unzufriedene und vor allem verunsicherte Kunden wissen wollen, wie sie bitte bei „Zug fällt aus“ an ihr Ziel kommen. Nach moderner Servicetheorie ist das offenbar das Problem des Kunden, wofür zahlt der schließlich?

Das 3S-Center wurde bereits vor über 20 Jahren nach Düsseldorf verlegt. Dort konnte man sich, falls ein Zug mehr als 20 Minuten Verspätung hatte, einen Taxigutschein holen, falls der Anschlußzug oder der letzte Bus schon weg war. Und zwar ohne dafür in Vorleistung gehen zu müssen und anschließend vom nötigen Papierkram für eine Erstattung erschlagen zu werden.

Nun schließt „Die Bahn“ zum Jahresende (2025) das einzige „Servicecenter“ einer 360.000-Einwohner-Metropole im Wuppertaler Hauptbahnhof. So braucht der PR-Spruch von Ex-Verkehrsminister Andreas Scheuer eine moderne Ergänzung: „Bahnfahren wäre mega – wenn sie denn führe!“

Oft hat die schwarze Partei im Wahlkampf den Ökos für die Bedenken einer bedingungslosen Technologisierung den Vogel gezeigt mit dem Spruch: „Zurück zu Ackerbau und Viehzucht!“ – Dank der Entwicklung von einer pünktlichen Bundesbahn hin zu einer Bahn auf dem Niveau eines Entwicklungslandes in den letzten 30 Jahren sind wir – zumindest was die Mobilität betrifft – etwas anders als gedacht bei „Ackerbau und Viehzucht“ angekommen. Zumindest dann, wenn man sich nicht extra wegen der Bahn ein eigenes Auto leisten kann oder will.

Die Bahn hat früher auch auf den elektronischen Infotafeln über Sperrungen und Umleitungen informiert. Wieso soll das heute nicht gehen anstelle eines „Zug fällt aus“ *schulterzuck*?

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