Die Woche loslassen

Der Talar bleibt im Schrank, wenn diesen Freitag (20.1.) der "Gottesdienst zum Wochenende" gefeiert wird. Und auch sonst ist vieles anders als gewöhnlich.

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Der Talar bleibt im Schrank, wenn die CityKirchen-Pfarrer:innen Simone Pries und Johannes Nattland ihren „Gottesdienst zum Wochenende“ am Freitag (20.1.) feiern. Und das ist nicht der einzige Unterschied.

Eigentlich mag er seinen Talar gerne, gibt CityKirchen-Pfarrer Johannes Nattland zu. Denn damit sei er sofort als Pastor erkennbar – und diesen Job, den er seit über zwanzig Jahren in Wuppertal macht, liebt er. „Doch der Talar steht eben auch für den Pfarrer als Amtsperson und schafft eine gewisse Distanz zu mir als Mensch mit Ecken und Kanten“, erklärt Nattland. „Deshalb haben wir uns in der CityKirche entschieden, ihn für unsere Gottesdienste am Wochenende im Schrank zu lassen.“

Nähe statt Distanz, Austausch statt Vortrag, Offenheit für Meinungsvielfalt: Gemeinsam mit CityKirchen-Pfarrerin Simone Pries gestaltet Johannes Nattland den „Gottesdienst zum Wochenende“ ganz anders als die Gottesdienste, die er sonst als Gemeindepfarrer anbietet. „In die CityKirche kommen viele Menschen, die Fragen zu Theologie und Glaube, zu Lebensgestaltung, Politik und Gesellschaft haben“, sagt Simone Pries. „Auf diese Suche nach Haltung und Positionierung, Sinn und Kraftquellen für unser Leben wollen wir im Gottesdienst mit neuen, alternativen Formen eingehen.“

Deine Meinung ist gefragt!

Daher verzichten die beiden CityKirchen-Pfarrer:innen nicht nur auf ihren Talar, sondern auch auf eine feste Liturgie und traditionelle Kirchenmusik. Auch die Reihenbestuhlung wird aufgehoben. An Bistrotischen im Gottesdienstraum oder an Tischen im WeltCafé sollen Gäste in einer „Snackpause“ ins Gespräch kommen. Stein und Feder als Symbole für das Schwere und Leichte im Leben gehören zu jedem Gottesdienst.

In das Thema wird anhand von Bildern, Kurzfilmen, moderner Musik und in der Predigt aufgenommen. Nattland und Pries beteiligen sich an den Tischdiskussionen. Fragen und Anmerkungen der Gäste haben ebenfalls Platz in diesem Gottesdienst.

Thank God it’s Friday: Einladungkarte für den Gottesdienst zum Wochenende

Diskutiert wurde schon über Wünsche und Wunder, Karfreitag und Frieden, den Arbeiteraufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR und die Ressource Wasser. „Wichtig ist uns, dass wir in einer vertrauensvollen Atmosphäre miteinander Gottesdienst feiern und es eine Offenheit für verschiedene Meinungen gibt, aus denen wir lernen und eine Haltung entwickeln können“, betont Johannes Nattland. Auch er bezieht in seinen Predigten Position – und die kann bisweilen anders aussehen als die Meinung seiner Kollegin.

Vielfalt im Gottesdienst erwünscht

Gerne würden die beiden Theolog:innen mit ihrem alternativen „Gottesdienst zum Wochenende“, den derzeit rund 30 Menschen besuchen, ein jüngeres und vielfältigeres Publikum erreichen. Sie hätten daher auch überlegt, dem Gottesdienst einen anderen Titel zu geben, etwa „After work service“, „Energie tanken“ oder „#kraftquelle“, sich aber dagegen entschieden, erklärt Simone Pries. „Die Leute sollen wissen, worauf sie sich einlassen. Es ist nun mal ein monatlicher Gottesdienst, mit dem wir am Freitag das Wochenende einläuten, der Kraft- und Inspirationsquelle für den Alltag sein soll.“

Wir sind eine Kirche, die für viele verschiedene Menschen da sein will.

Doch der einzelne Besucher oder die Besucherin könne sich mit Themen und Fragen direkt einbringen, ergänzt Johannes Nattland. „Wir sind heute eine Kirche, die für viele verschiedene Menschen da sein will, und ich würde mir wünschen, dass sich das auch in unseren Gottesdiensten widerspiegelt.“

So vermisst er zum Beispiel Menschen anderer Hautfarbe und anderer Kulturkreise. „Hier gibt es für uns noch viel zu tun. Wir brauchen mehr alternative Gottesdienste“, meint Nattland. „Unser Gottesdienst zum Wochenende ist da nur ein Baustein von vielen, die noch gestaltet werden sollten.“

Gottesdienst zum Wochenende

Der „Gottesdienst zum Wochenende“ findet an jedem dritten Freitag im Monat jeweils um 18.30 Uhr statt. An diesem Freitag (20.1.) geht es um das Thema Verzicht. Die Predigt hält Pfarrerin Simone Pries.

Text und Foto: Sabine Damaschke

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