Apokalypse mit Palmen

Vom „Ruhrgebiet in der Zukunft“ ist auf dem Cover die Rede. Und die ist, so viel sei schon verraten, heftig.

Denn der Kemnader Stausee ist nur noch ein Tümpel, das Land ist ausgedörrt, tropische Vegetation macht sich breit. Obdachlose Plünderer leben in den zerstörten Städten, die von einem ominösen Heimatschutz in Schach gehalten werden. Ein Warlord, mit dem Regierungssitz in Düsseldorf, beherrscht die Region. Söldnertruppen garantieren, dass das schwarze Gold aus unendlichen Tiefen gefördert wird, denn das Ruhrgebiet ist von jeglicher anderer Energieversorgung abgeschnitten, übrigens auch aus den USA. Harry Marchewsky, Boss eines Drogenrings, hat die notwendigen Kontakte, um für den dringend benötigten Nachschub an Opium zu sorgen, der die Bergarbeiter bei Laune halten soll. Der Chef des Heimatschutzes hat große Pläne.

Marlene und Leo, der „schwarze Panther“ und die Ökoaktivistin, die als Selbstversorgerin versteckt in einem Bunker lebt, geraten zwischen die Fronten des Krieges, der um den Besitz der Drogen entbrennt.

Baum, der auch mit Publikationen zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen hervorgetreten ist, entwickelt ein Horrorszenario, in dem es nur noch Verbrecher und Gute gibt. Und Bergarbeiter, die vergeblich einen Aufstand versuchen.

Der Autor siedelt die Apokalypse mitten im Ruhrgebiet an. Manche Bilder sind gewöhnungsbedürftig und haben wir hier und in Ländern, die bereits heute vom Klimawandel betroffen sind, schon sehen müssen. Ein sorgfältigeres Lektorat hätte dem Buch gut getan und dem Leser den einen oder anderen Kommafehler erspart: das Schicksal von Autorinnen und Autoren, die bei Klein- und Kleinstverlagen publizieren. Trotzdem: Harte spannungsgeladende Kost für Abgebrühte, die einen Blick in die Zukunft nicht scheuen. MATTHIAS DOHMEN

Jost Baum, Palmen an der Ruhr. Ein apokalyptischer Science-Fiction-Thriller aus dem Ruhrgebiet, Mülheim an der Ruhr: Ruhrkrimi 2021, 174 Seiten, ISBN 978-3-94848-40-95, 10,00 Euro.

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