Geballte Bankexpertise beim Bergischen Unternehmerabend der Wirtschaftsjunioren

Unter dem Motto „10 Jahre nach der Finanzkrise – Was hat sich in der Zusammenarbeit zwischen Banken und Firmenkunden verändert?“ teil. Vertreter verschiedener Kreditinstitute diskutierten über ihre Erfahrungen und Auswirkungen der Finanzkrise.

v.l.n.r. Gunther Wölfges, Univ.-Prof. Dr. André Betzer, Jochen Welling, Philip Schmersal, Andreas Mucke, Patricia Knauf-Varnhorst, Christopher Wojciech, Moritz Schönian, Andreas Otto, Heinz-Gerhard Strotkötter ©Andreas Fischer

Rund 100 Wuppertaler Unternehmerinnen und Unternehmer folgten am Montag (18.03.) der Einladung der Wirtschaftsjunioren Wuppertal in das tec.nicum der K.A. Schmersal GmbH & Co. KG zum Bergischen Unternehmerabend. In seinem Impulsvortrag beleuchtete Prof. Dr. André Betzer (Bergische Universität, Lehrstuhl für Finanzwirtschaft und Corporate Governance) zunächst die Komplexität einer Krise, die als Immobilienkrise in den USA startete, sich dann mit hoher Geschwindigkeit global ausbreitete und die sich bis heute auf Banken und ihre Kunden auswirkt. Noch kurz vor deren Ausbruch war diese Krise und deren Ausmaß weder für Ökonomen noch für Wissenschaftler ersichtlich, darin waren sich die Vorstandsvorsitzenden der regionalen Kreditinstitute Andreas Otto (Volksbank im Bergischen Land eG) und Gunther Wölfges (Stadtsparkasse Wuppertal) mit den regionalen Leitern des Firmenkundengeschäftes der Großbanken, Jochen Welling (Commerzbank AG) und Heinz-Gerhard Strotkötter (Deutsche Bank AG) in der anschließenden Podiumsdiskussion schnell einig.

Außerdem wurde herausgestellt, dass das Immobiliengeschäft in Deutschland – auch bereits in der Vergangenheit – deutlich sicherer und auf Basis anderer Grundsätze abgewickelt wurde. „Der deutsche Häuslebauer kämpft um sein Haus, weil er persönlich haftet. Ohnehin sind die Vergabekriterien der Immobilienkredite sehr an die Bonität, also auch an die finanzielle Situation der Kreditnehmer, gekoppelt und eine Besicherung ist durch die Immobilie gegeben“, machte Otto deutlich. Im Rahmen einer lebhaften Diskussion kamen dann von der Niedrigzinspolitik über die Bankenregulierung bis zur Digitalisierung all die Themen auf den Tisch, die für Geschäftsbanken, Genossenschaftsbanken und Sparkassen wesentliche Herausforderungen darstellen und gleichzeitig einen erheblichen Einfluss auf die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Kreditinstituten haben. So wurde auch die aus dieser Krise resultierende Niedrigzinspolitik thematisiert. Diese sei zwar für Kreditnehmer interessant, stelle sich auf Dauer aber als große Herausforderung dar.

So führe gerade die kurzfristige Geldanlage bei der EZB bei den Banken zu hohen Kosten. „Das macht für ein Kreditinstitut, das dort 100 Millionen Euro anlegt, 400.000 Euro an Zinskosten pro Jahr aus“, bezifferte Wölfges beispielhaft diese Kosten. Die Frage nach der Entwicklung des gewerblichen Kreditgeschäftes vor dem Hintergrund der Zinspolitik sei nicht das einzige ausschlaggebende Kriterium für Unternehmensinvestitionen. Unternehmer würden investieren, wenn die Aussichten der künftigen Entwicklung positiv ausfallen. „In Deutschland ist man häufig sehr vorsichtig und zurückhaltend. Dabei sollte man sich bewusst machen ,dass es in 70 Jahren Bundesrepublik gerade einmal sieben Jahre mit einer negativen konjunkturellen Entwicklung gegeben hat, die in entsprechenden Krisenzeiten, wie etwa der Ölkrise oder eben der Finanzkrise, auftraten“, zog Welling Bilanz. … Die Finanzkrise habe eine umfassende Re-Regulierung der Finanzbranche auf der ganzen Welt ausgelöst. Die Kreditinstitute würden sich heute einer deutlich umfassenderen Gemengelage an Regulierungen – wie etwa dem Geldwäschegesetz, „Know Your Customer“ oder Compliance-Vorschriften– ausgesetzt sehen als noch vor 15 Jahren. „Global gesehen scheinen sich derzeit am Ehesten die Vorschriften aus dem angelsächsischen Raum durchzusetzen“, schätze Strotkötter die Lage ein.

Beim Thema Digitalisierung blitzten in der Diskussion dann auch Unterschiede zwischen den Geschäftsmodellen der vertretenen Kreditinstitute auf. So betonte beispielsweise Welling die Chancen der globalen Vernetzung und digitalen Erreichbarkeit. Immer mehr Kunden sei es wichtig, ihre Bank über vielfältige Zugangswege zu erreichen. Ein Großteil tätige die Transaktionen bereits online, davon die Hälfte über Banking-Apps auf dem Smartphone oder Tablet. Demgegenüber hob Wölfges den Wert der menschlichen Begegnung und persönlichen Beratung hervor. Abschließend waren sich alle Vertreter der Kreditinstitute dann wieder einig, dass die gesamte Branche weiterhin mit sehr viel Bewegung zu rechnen habe. „Über die rege Teilnahme und den Austausch der Unternehmerinnen und Unternehmer mit den Experten im anschließenden gemütlichen Teil des Abends haben wir uns sehr gefreut. Es zeigt die nach wie vor hohe Relevanz des Themas sowie die Unsicherheiten und Chancen, die aus dieser Zeit resultieren“, zieht Patricia Knauf-Varnhorst, Kreissprecherin der Wirtschaftsjunioren Wuppertal eine positive Bilanz des Abends.

Quelle:Wirtschaftsjunioren Wuppertal e.V.

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