Café Cosa-Praktikum: Ilona Schäfer, Gesundheitspolitikerin der GRÜNEN, berichtet

Die Mauern müssen weg! Ein bisschen Überwindung kostet es schon, hinter die Mauer zu treten, die das Café Cosa vom Kirchplatz trennt. Ich bin vor der offiziellen Öffnungszeit da, um vorab noch mit den hauptamtlichen Mitarbeiter*innen sprechen zu können.

Die Mauern müssen weg!
Ein bisschen Überwindung kostet es schon, hinter die Mauer zu treten, die das Café Cosa vom Kirchplatz trennt. Ich bin vor der offiziellen Öffnungszeit da, um vorab noch mit den hauptamtlichen Mitarbeiter*innen sprechen zu können. Und da ist sie dann auch gleich Thema, diese Mauer. Dahinter finden Drogendealer einen wunderbar uneinsehbaren Ort, um ihren Geschäften nachgehen zu können. Die Mitarbeiter*innen des Cafés haben dort kein Hausrecht und können nicht eingreifen und die Polizei schaut auch nur selten hinter die Mauer, wird mir berichtet. Eine unglückliche Situation – das war von Anfang an klar und hat sich so bestätigt.

Trotzdem ist das Café Cosa für viele Menschen ein Glücksfall! Für die Besucher*innen, die hier einen Teil des Tages verbringen können, für kleines Geld Getränke oder Brötchen bekommen. Mindestens ebenso wichtig sind freies WLAN und eine kostenfreie Toilette. Auch der Tausch von mitgebrachten Spritzen gegen neue, sterile ist ein Angebot, das von vielen genutzt wird. Die meisten Gäste kommen öfter her, so dass sich ein Vertrauen zwischen den Besucher*innen und den Mitarbeiter*innen aufbaut. Egal welche Probleme sie gerade belasten, hier können sie sie ansprechen und bekommen Rat und Hilfe. Ein Besucher z.B. hat eine Mahnung mitgebracht, die WSW haben eine hohe Stromkosten-Nachforderung. Zwei Stunden später hat eine Sozialarbeiterin eine Lösung für das Problem gefunden und dem Besucher ist seine Dankbarkeit deutlich anzusehen.

Ganz wichtig ist das Café Cosa aber auch für die Menschen, die hier eine Qualifizierungsmaßnahme machen! Auf ganz niedrigschwelligem Niveau können sie hier mit wenigen Arbeitsstunden pro Tag einsteigen, auf besondere Bedürfnisse wie z.B. regelmäßige Arztbesuche von Substituierten wird Rücksicht genommen. Die Tagesstruktur ist ein wichtiger Faktor, um von den Drogen loszukommen oder nicht rückfällig zu werden, wie mir mehrere Teilnehmer berichten. Diese wichtige Aufgabe des Cafés wird leider in den Presseberichten gerne außen vor gelassen! Und in den Gesprächen wurde auch noch einmal deutlich gemacht, dass eine zentrale Lage für das Café sehr wichtig ist. Die Menschen treffen sich an einem Ort, der für sie gut erreichbar ist – und das ist eben der Bahnhof und sein Umfeld. Allerdings ist auch klar geworden: auf dem Präsentierteller zu sitzen wie es am Kirchplatz der Fall ist, ist auch keine gute Lösung – weder für die umliegenden Geschäftsleute noch für die Besucher*innen des Cafés. Die Situation dort jedoch mit Hitchcocks Film „Die Vögel“ zu vergleichen wie im WZ-Kommentar vom 18.August wird der Sache in keiner Weise gerecht, ist einfach nur diskriminierend und baut neue Barrieren auf!

Der zukünftige Standort des Café Cosa im Wupperpark Ost ist unter diesen Gesichtspunkten die beste Lösung – außerhalb der Fußgängerzone, aber nah genug am Treffpunkt der süchtigen Menschen, um sie im Blick zu haben. Ich bin im Cafe jedenfalls an meinem Praktikumstag sehr freundlich aufgenommen worden, sowohl von den Hauptamtlichen als auch von Maßnahmen-Teilnehmern und Besucher*innen. Daher kann ich jedem nur empfehlen, sich selbst einmal von der wichtigen Arbeit des Café Cosa zu überzeugen! Ein Blick hinter die Mauer vor dem Café kann vielleicht auch Mauern in den Köpfen bröckeln lassen.

 

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