„Hotels können von einem fokussierten Marketing der Stadt Wuppertal profitieren“

Rückläufige Übernachtungszahlen und sinkende Hoteplreise einerseits, Spekulationen über neue Hotels andererseits - wie steht es wirklich um das Gastgewerbe in Wuppertal? Wir fragten den Branchenprofi Klaus Häck.

Klaus Häck

Klaus Häck leitete mehrere Jahre das Wuppertaler Intercity-Hotel und arbeitet heute bundesweit als Berater für Konzerne, Unternehmer und Führungskräfte im Gastgewerbe mit den Schwerpunkten Management Coaching, Employer Branding und demographieorientierte Personalentwicklung.
Er wurde 1958 in Köln geboren und lebt seit 1998 in Wuppertal.

Herr Häck, die Übernachtungszahlen in Wuppertal sind im letzten Jahr eingebrochen. Gleichzeitig sind die Preise in der lokalen Hotellerie gesunken. Beides spricht nicht gerade dafür, dass es der Branche in der Schwebebahnstadt gut geht. Täuscht der Eindruck?

Nein, der Eindruck täuscht nicht, jedoch ist dieses Phänomen nicht wuppertalspezifisch. Die ganze Branche ist von der Wirtschaftskrise schwer getroffen und erholt sich nur langsam. Hinzu kommt, dass der häufig zitierte Vergleich von 2008 zu 2009 hinkt, da das Jahr 2008 ein sehr starkes Messejahr in Düsseldorf war und sich die Auswirkungen der Krise erst am Ende des Jahres 2008 einstellten. Die Hotellerie ist äußerst konjunkturempfindlich.

Wie gut ist die Wuppertaler Hotellerie im Wettbewerb mit anderen NRW-Städten aufgestellt?

Jeder Standort prägt durch sein Umfeld das Bedürfnis nach bestimmten Hoteltypen und –kategorien. Also bietet Wuppertal die Hotels, die im Wettbewerb um den Kunden notwendig sind und ist somit weder besser noch schlechter aufgestellt als der Wettbewerb. Sicherlich könnte die eine oder andere Investition hilfreich sein. Da hilft den Hoteliers die neue Steuerregelung.

Immer wieder ist davon die Rede, dass es in Wuppertal ein Defizit an Hotels der gehobenen Kategorie gibt. Sehen Sie das auch so?

Nein, diese Hotels haben aufgrund ihres Investitionsvolumens keine Chance auf dem Wuppertaler Markt zu überleben. Der dafür notwendige Preis kann hier nicht erwirtschaftet werden. Wenn es anders wäre, gäbe es solch ein Hotel schon.

Jedes Hotel ist für seinen Markt verantwortlich."Jedes Hotel ist für seinen Markt verantwortlich."

Das Areal bei der Bergischen Sonne wurde kürzlich als Standort für ein solches höherwertiges Hotel ins Gespräch gebracht. Wie beurteilen Sie das?

Ich gehe davon aus, dass Sie eine ehrliche Antwort wünschen. Vergessen Sie es, wenn das Hotel als Solitär gebaut wird und nicht in ein mögliches, erweitertes Konzept eingebunden ist. Aber auch das stelle ich ernsthaft in Frage.

Wuppertaler Hotels werden vor allem von Geschäftsreisenden gebucht. Sehen Sie weitere Zielgruppen, um die verstärkt geworben werden sollte?

Diese Frage würde ich gerne etwas differenzierter betrachten. Für die Stadt Wuppertal sehe ich zurzeit keine weiteren Zielgruppen, sondern eher die Aufgabe, Kunst- und Kulturinteressierte stärker zu umwerben. Bei dieser Zielgruppe handelt es sich um Tagestouristen. Die Wirkung für Gastronomie und Handel ist positiv.

Aus der Sicht der Hotels betrachtet ist jedes für seinen Markt verantwortlich. Alle Hotels haben neben den Geschäftsreisenden ihre Mikrozielgruppen, ob Holländer zum Beauty-Wochenende, Durchreisende auf Europatour oder Sportler. Ich sehe keine weitere Zielgruppe, die die Auslastung der Hotels signifikant verbessert. Die Hotels können allerdings von einem sehr fokussierten Marketing der Stadt Wuppertal oder des Städtedreiecks profitieren.

Angenommen, Sie wären ab morgen für das Tourismusmarketing in Wuppertal und dem Bergischen Städtedreieck zuständig. Welche drei Maßnahmen würden Sie als erstes anpacken?

  1. Dachmarke
  2. Konzentration auf Tagestourismus im Segment Kunst und Kultur (Oper, Stadthalle, von der Heydt – Museum, Skulpturenpark etc. plus die Highlights der Partnerstädte)
  3. Image, Image, Image und Kooperation, Kooperation, Kooperation

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Die Fragen stellte Georg Sander.
Fotos: Klaus Häck, Georg Sander

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