Hagener Zustände und deutsche Traditionen

Konstante Antiziganismus. Bericht zu strukturellem Rassismus in Hagen. Dienstag, 12.9., 19:00 Uhr, Karawane-Laden

Seit dem 1. September finden in Wuppertal zweiwöchige Aktionstage im Rahmen von We‘ll come United statt. Beinahe täglich versucht das Organisationsbündnis vieler Initiativen, Gruppen und Einzelpersonen die laufenden rechten Diskurse mit Info-Veranstaltungen, Diskussionen und Aktionen zu durchbrechen.

Das ganze Programm der wcuwpt-Aktionstage findet sich auf einer eigenen Website: wcuwpt.noblogs.org


Hagener Zustände und deutsche Traditionen. Referat vom Antifa AK Hagen

Hagener Zustände: „Wozu sind diese Menschen hier… null nutzen… keinerlei kulturelle Bereicherung… einfach nur ein kriminelles, schmutziges… schmarotzendes Volk…“ So äußern sich vermeintliche Anwohner über von ihnen meist „Zigeuner“ genannte Roma in Hagener Facebookgruppen. Doch nicht nur die angeblichen NachbarInnen melden sich zu Wort. Die „Westfalenpost“ entwickelt sich seit Jahren zu einer Zeitung, die offensichtlich angebliche Tabus des „Unsagbaren“ aufzubrechen versucht. Sie bietet auf ihren Seiten „besorgten Bürgern“ eine Plattform und ist Stichwortgeber für menschenverachtende Hetze im Netz, die sich sogar auf ihrer eigenen Facebookseite findet. Für nahezu alle sozialen Probleme, die es in sogenannten „Problemstadtteilen“ gibt, werden „Zuwanderer aus Südosteuropa“ verantwortlich gemacht – egal, ob Müllproblematik (die es schon vor dem Zuzug aus Südosteuropa gab), eine vermeintliche Rattenplage oder Schlägereien. Doch die „Westfalenpost“ ist nicht der einzige große Akteur in Hagen, der Roma als Feindbild konstruiert. Zeitung und Behörden in Hagen spielen sich die Bälle gegenseitig zu.

Jobcenter, Polizei und Ordnungsamt führen Kontrollen nur bei Zuwanderern durch, und während das Hagener Jobcenter berechtige Leistungen vorenthält, beschwert sich die Zeitung über (vermeintliche) „Schwarzarbeit der Südosteuropäer“. Wenn dann doch einmal ein/e Betroffene/r zu Wort kommt, dann nur, um die Kontrollen als nicht so schlimm darzustellen, so wie eine Rumänin im oben angesprochenen Bericht über „Schwarzarbeit“. Auf Vernichtungsphantasien ihrer Bürger angesprochen und nach und eventuellen Maßnahmen befragt, verurteilt die Hagener Stadtpolitik zwar eliminatorischen Rassismus und kündigt an, mit Sozialarbeitern und dem Ordnungsamt agieren. Doch nicht, um gegen den öffentlich zur Schau gestellten Rassismus vorzugehen, sondern um die „Roma“ zu „integrieren“. Der Stadtteilbürgermeister Kohaupt stellt sich das dann so vor: Er würde die Roma „am liebsten alle in ein Auto packen“, um sie „nach Hause zu fahren“.

Die hier umrissene Lage in Hagen wird bei der Veranstaltung ausführlicher dargstellt. Es wird natürlich auch über Gegeninitiativen und -aktivitäten berichtet. Das Thema Antiziganismus lässt sich jedoch nich nur in einem lokalen Kontext betrachten, es weist weit über Hagen hinaus. Er ist die in Deutschland am weitesten verbreitete „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“, wie jede Studie der letzten Jahre belegt hat. Nach dem Input sollen daher mögliche Erklärungsansätze und Bilder des Antiziganismus diskutiert werden.

Zur Zeit bemühen wir uns darüberhinaus noch um einen kürzeren Informationsteil, in dem wir über die aktuelle Lage nach Deutschland gekommener Roma aus den Staaten des ehemaligen Jugoslawien berichten. Sie unterliegen als Nicht-EU-BürgerInnen dem Asylrecht, das ihre Herkunftsstaaten inzwischen pauschal als „sichere Herkunftsstaaten“ betrachtet. Bereits vor zwei Jahren wurden für viele Roma aus Balkanstaaten deshalb Sonderlager eingerichtet, wo viele von ihnen bis zur Abschiebung von der Gesellschaft isoliert leben müssen.

Dienstag, 12. September, 19:00 Uhr
Karawane-Laden, Marienstraße 52, Wuppertal-Elberfeld
Website Antifa AK Hagen: akantifahagen.blogsport.eu

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