Pöbeln statt Helfen?

Ein Bericht eines Feuerwehrmannes, der eine Notsituation wahrnimmt und hilft und sich dabei Beschimpfungen und Nötigungen ausgesetzt sieht.

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Wir geben den Bericht des Kollegen unverändert wieder, ergänzt mit dem Hinweis, dass die Feuerwehr Freiwillige braucht. Wer sich dafür interessiert, kann sich gern per Email an info@feuerwehr-hahnerberg.de wenden oder über deren Facebookseite Kontakt aufnehmen:

Ein Erfahrungsbericht eines unserer Kameraden gestern in der Nähe unserer Wache an einer vielbefahrenen Kreuzung:

Hahnerberger Straße, 16:35, Fahrtrichtung Cronenberg in Höhe der Shell Tankstelle. Auf dem linken Fahrstreifen, wo es zum Hipkendahl rein geht, steht ein Auto ohne Warnblinkanlage an den Pollern, welche das Abbiegen verhindern. Da dieses Auto einfach nur dort steht, zieht es natürlich den Groll sämtlicher Autofahrer Cronenbergs auf sich. Es wird gehupt, aus offenen Fenstern geschrien und mit durchdrehenden Reifen angefahren.

Mir selber fällt dieses Auto beim Tanken auf. Ich musste volltanken, und während des ganzen Tankvorgangs hat sich das Auto keinen Zentimeter bewegt. Es kam auch kein Qualm aus dem Auspuff, der Motor lief nicht, auch waren die Scheiben beschlagen. Wie lange stand dieses Auto schon da? Meine Freundin, welche auf dem Beifahrersitz saß, stieg aus und sagte, Sie fragt mal nach, ob mit dem Fahrer alles in Ordnung ist. Kurz darauf machte auch ich mich auf den Weg zu diesem Auto.

Am Auto angekommen, war schnell klar, dass der Mensch im Inneren dringend Hilfe brauchte. Die Fahrerin war schweiß-nass, blau angelaufen, konnte sich nicht bewegen. Das Auto war abgeschlossen. Ich rief die 112 an und versuchte einen Notruf abzusetzen. Dies war aber sehr schwer, wir standen auf der Straße und mussten uns mehrfach Pöbeleien anhören: „Schieb den Scheißkarren an den Straßenrand!“, „Wozu gibt es denn die Warnblinkanlage?“ und so weiter. Besonders auffällig war eine dunkle Audi Limousine, die trotz freiem Verkehr hinter diesem Auto stehen blieb und die Dauerhupe betätigte. Dies geschah wahrscheinlich einfach nur aus Prinzip, denn er hätte ja ohne Probleme dran vorbeifahren können. Auf unsere Nachfrage, was das denn solle, antwortete die Beifahrerin: „Das sei ein Fahrstreifen, der sei zum fahren da.“ in einem Tonfall, den ich hier nicht wiederspiegeln möchte.

Nachdem ich den Notruf abgesetzt hatte, hielt ich einen WSW-Bus an, ich weiß leider nicht mehr welche Linie. Aus frühen Kindheitstagen wusste ich, das diese Nothammer dabei haben, mit denen man Scheiben einschlagen kann. Aufgrund des dringenden medizinischen Notfalls eine vollkommen gerechtfertigte Maßnahme. Der Busfahrer, welcher das Fenster heruntergemacht hatte, antwortete dann jedoch: „Tut mir leid, die sind alle festgemacht, ich habe keinen da und ich muss jetzt auch weiter.“.

Kurz darauf traf der Rettungswagen ein, welcher dann die Heckscheibe mit einer Brechstange einschlug, um die Frau zu befreien und Ihr zu helfen.

Menschen, welche liegengelassen werden und denen niemand hilft, gibt es nicht nur in Essen oder in Großstädten. Sowas gibt es auch in unserem Dorf! Sowas hat es früher schon gegeben, sowas gibt es heute noch. Wie lange hätte dieses Auto da gestanden, wenn wir nicht Tanken gewesen wären?

Am liebsten hätte ich jeden Pöbler aus seinem Auto gezogen! Ein einziger Mann (30-40 Jahre alt) hat angehalten und gefragt, ob er uns helfen könnte. EIN EINZIGER MANN! Wir haben geholfen und sind aufs Übelste beschimpft worden, von allen Altersklassen, welche dort vorbeigefahren sind. Ich hoffe, Ihr lest das und schämt euch in Grund und Boden. Der Abschaum unserer Gesellschaft, wirklich das Allerletzte!

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