Buch des Monats: Elisabeth Wintermantels Roman „Yaron“

Die Literaturkritiker Christian Oelemann und Dieter Wunderlich und den aktuellen Rezensenten wusste und weiß sie mit ihrem Erstling zu beeindrucken. So rühmt der Ronsdorfer Buchhändler („Dumme Gedanken“, „Freundschaftspiel“, „Isabellas Welt“) den „eigenständigen Ton“ Elisabeth Wintermantels.

Es sei „eine Schriftstellerin zu entdecken“, schrieb Oelemann auf seiner Webseite. Dem ist uneingeschränkt zuzustimmen. Es handelt bei „Yaron“ sich um einen kunstvoll durchkomponierten Roman, in dem die Handlung aus einem guten Dutzend Blickwinkel dargestellt wird.

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Wintermantel_Yaron

Worum geht es bei der Geschichte? Jonathan, der Erzähler, gerät durch merkwürdige Umstände in Kontakt zu dem fast gleichaltrigen Yaron. Aus Russland stammend, lebt dieser in Deutschland, um im Auftrag seiner Mutter auf seine jüngere Schwester Ella achtzugeben. Sie verdient das Geld für den Familien-Unterhalt als Saisonarbeiterin in der Schweiz.

Rasch entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den in jeder Hinsicht verschiedenen Jugendlichen. Parallelität der Ereignisse: Die Lebensumstände Yarons rufen vor allem beim Großvater des deutschen Jungen Erinnerungen an seine eigene Kindheit und seinen älteren Bruder hervor, der sich am Ende des Zweiten Weltkriegs auf der Flucht von Ostpreußen in den Westen um den jüngeren Bruder kümmerte und mit der Bürde der Verantwortung schwer zu schaffen hatte. Das Interesse, das der russische Junge und seine „deutsche“ Schwester wecken, hat schließlich eine Hilfsaktion zur Folge, die zeitweise in die falsche Richtung läuft.

Wie viele Leben, heißt es nach zwei Dritteln des Textes, kann ein Mensch, nämlich Yaron, hinter sich lassen? „Sein erstes hatte er in Russland gelebt und die Bindungen zu den Menschen dort verkümmerten von Tag zu Tag mehr. Sein zweites, deutsches Leben sollte nun auch nur auf Zeit sein. Würde er es erneut schaffen?“ (Seite 165 f.). Dieser rätselhafte Junge bewältigt auch diese Lebensphase. Denn er ist überall und nirgends zu Hause: „Er hat keine Wurzeln, die tief im Erdreich festsitzen. Seine Wurzeln liegen in der Luft. Er wird überall dort, wo er sich aufhält, ein wenig fremd wirken. Und die Menschen werden an ihm immer das Ungewohnte zuerst wahrnehmen“ (S. 237 f.).

Auch Wunderlich kommt auf seiner rühmenswerten Internetseite www.dieterwunderlich.de zu dem Fazit, das Werk sei „so wohldurchdacht, dass jedes Rädchen ins andere greift“. Die Autorin leuchte die Vorgänge und Motivationen gründlich aus, ohne geschwätzig zu werden: „Im Gegenteil: Sie erzählt stringent und ohne Durchhänger.“

Die Autorin wird am 5. März (19 Uhr – Eintritt fünf Euro) in der Ronsdorfer Bücherstube, Staasstr. 1, Wuppertal-Ronsdorf, aus ihrem Roman lesen und Fragen beantworten. Sich selbst beschreibt sie so: „Ich wohne am Rand des Schwarzwalds, genauer gesagt, am östlichen Rand. Und insofern passt auch mein Nachname sehr gut, denn hier in meinem beschaulichen Wohnort sagt man, es wäre Sommer, wenn man den Wintermantel offen tragen könne.“ Sie mag so ziemlich alles, was mit Sprache und Schrift zu tun hat. So kann es durchaus vorkommen, dass sie sich einen Nachmittag lang mit Schriftzeichen, seien sie nun chinesisch oder japanisch, beschäftigt oder in alten Lexika stöbert. „Nebenbei“ arbeite sie und liebe Musik, Lesen, Schreiben, Sprachen und Handarbeiten.

MATTHIAS DOHMEN

 

Elisabeth Wintermantel, Yaron. Roman, Bedburg: Verlag 3.0, ISBN 978-3-95667-069-5, 239 S., Euro 16,90, www.buch-ist-mehr.de.

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