E-Mail an Dich

Editorial der Bergischen Blätter, Ausgabe 18.2012

Haben Sie schon einmal eine E-Mail von sich selbst bekommen, die Sie sich nie zugeschickt haben? Diesen Fall von leichter Schizophrenie verfolge ich seit unserer Sommerpause: Regelmäßig bekomme ich von meiner E-Mail-Adresse an meine E-Mail-Adresse ein lukratives Arbeitsangebot. Das jedenfalls suggeriert das Schreiben.
Und wer kann bei dem Angebot zu einem Job, dessen Ausbildung kostenlos ist, und für den 30 bis 90 Euro Stundenlohn versprochen werden, schon nein sagen? Ach ja, hatte ich erwähnt, dass die Ausbildung dafür auch nur eine Stunde dauert? Das glauben Sie nicht? Steht aber in der Mail: „Dazu brauchen Sie keine Investitionen zu tätigen, die Ausbildung ist relativ einfach und kostenlos, sie nimmt nur eine Stunde Ihrer Zeit in Anspruch.“ Hört sich doch seriös an, oder nicht?
Ich weiß allerdings nicht genau, was dahinter steht – würde es aber erfahren, wenn ich diverse persönliche Angaben weitergebe. Nur so viel wird preisgegeben: „Helfen Sie Ärzten und kassieren Sie eine anständige Belohnung!“ Hmm, eine medizinisch-helfende Tätigkeit dürfte sich wohl kaum dahinter verbergen, denn selbst ein Erste-Hilfe-Kurs dauert länger als eine Stunde.
Einfach nur auf „antworten“ zu klicken, wäre in diesem Fall natürlich nicht zielführend. Deshalb wird dann doch noch eine andere E-Mail-Adresse angegeben, die zwar ebenfalls seriös erscheinen soll, aber am Ende dann doch eher ein Lachschlager ist: Matilda@arbeitsagenturende.com. Das dürfte dann tatsächlich das Ende vom Traum eines Jobs sein, der definitiv nicht von der Arbeitsagentur angeboten wurde.
Das Gemeine an dieser Variante der Spam-Mails ist, dass man durch die Verwendung der eigenen Adresse mehr Interesse zeigt, als es einem lieb ist. Zudem hebt sich der Text von den bekannten Mails ab, weil er dann doch tatsächlich einmal in einem akzeptablen Deutsch verfasst ist – und nicht von Google mehr schlecht als recht übersetzt wurde. Da liegt der Verdacht nahe, dass der eine oder andere vielleicht dann doch auf die Ende-Mail klickt.
Andere machen es sich da deutlich einfacher. Diese Mail folgte der oben genannten: „Businessvorschlag, Kontakt; leejaeyhuk77@yahoo.com.hk“. Das nenne ich mal auf den Punkt gebracht. Und so kann man dann tatsächlich auch noch etwas von Spams lernen.

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