Gewerkschaft will „Sozial-Schmuddel-Wirte“ per Gastro-Barometer outen

Künftig sollen Gäste an einem "Hygiene-Barometer" erkennen, wie ein Lokal bei amtlichen Prüfungen abgeschnitten hat. Gab es Beanstandungen, zeigt das Barometer rot. Ein ähnliches Barometer soll nach dem Willen der NGG die Sozialstandards im Lokal sichtbar machen.

Pressemitteilung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG):

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Bunte Balken sollen Gäste in Wuppertal demnächst durch saubere Restaurants und Kneipen lotsen. Das Hygiene-Barometer wird jeder Wirt künftig an gut sichtbarer Stelle aushängen müssen. Auch für Kantinen und Imbisse soll es Pflicht werden, das planen die Verbraucherminister. Zeigt das Barometer Rot, dann gab es bei Kontrollen Beanstandungen. Bei Grün ist alles in Ordnung. Gelb kommt dann, wenn die Anforderungen der Lebensmittelkontrolle nur teilweise erfüllt wurden.

„Damit verrät man den Gästen aber nur die halbe Wahrheit über das Lokal. Wenn es so kommt, ist es nur ein ‚Pseudo-Barometer’, das die Verbraucher in die Irre führt. So eine Mogelpackung lehnen wir ab“, sagt Dieter Schormann von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Der Geschäftsführer der NGG-Region Düsseldorf-Wuppertal fordert, auch die Arbeitsbedingungen, unter denen Speisen hergestellt werden, als festes Kriterium mit in die Bewertung einzubeziehen. „Jeder Gast sollte nicht nur wissen, ob er sich bei einem Hygiene-Sünder an den Tisch setzt. Er muss auch erfahren, ob er es mit einem Sozial-Schmuddel-Chef zu tun hat“, so Dieter Schormann.

Schwarze Schafe gebe es unter den Arbeitgebern in der Gastronomie immer wieder – auch in Wuppertal. Wenn ein Gastronom oder Kantinenbetreiber die Löhne drücke oder den Beschäftigten unverantwortliche Arbeitszeiten diktiere, dann müsse dies im „Gastro-Barometer“ unbedingt mit angezeigt werden. „Das gilt auch, wenn der Arbeitsschutz mit Füßen getreten wird. Oder wenn der Chef zu Dumpinglöhnen arbeiten lässt. Sauber heißt nicht nur picobello rein und hygienisch – das heißt auch moralisch und sozial im Lot“, sagt der Geschäftsführer der NGG Düsseldorf-Wuppertal. Der Hygiene-Check der Lebensmittelkontrolle sei oft nur eine Momentaufnahme. Bei miesen Arbeitsbedingungen habe man es dagegen in der Regel mit einem Dauerproblem zu tun.

Bund und Länder wollten „Ekel-Lokale“ an den Pranger stellen. „Entscheidend ist aber, dass sie die ‚Sozial-Ekel-Chefs’ gleich mit erwischen. Andernfalls vergibt die Politik die einmalige Chance, den tiefen Sumpf sozialer Missstände, unter denen viele Beschäftigte in der Gastronomie leiden, einmal gründlich aufzuräumen“, so Schormann. An die Landesregierung appelliert die NGG, auf der Fachkonferenz der Verbraucherschutzminister die Barometer-Kriterien zu erweitern. Arbeits- und Sozialaspekte müssten hinzukommen.

Regelmäßig bekommen Restaurants, Kantinen, Imbisse und Lebensmittelmärkte in Wuppertal unangemeldet Besuch – von der Lebensmittelkontrolle. Ein Drittel der Betriebe haben die Kontrolleure dabei im vergangenen Jahr landesweit beanstandet. „Wenn die Sozialstandards extra kontrolliert werden, dann wird die Trefferquote bei Mängel-Betrieben garantiert noch einmal richtig nach oben klettern“, so Dieter Schormann.

Erst recht, wenn es das Barometer künftig vom Caterer bis zum Pizza-Taxi auch noch für eine Reihe weiterer Betriebe geben werde. „Keinem Gast oder Kunden ist mit einem blank geputzten Herd in der Küche geholfen, wenn die Menschen, die das Essen machen, dabei – im wahrsten Sinne des Wortes – Blut und Wasser schwitzen, weil sie vor lauter Arbeitsdruck in der Küche verzweifeln“, sagt der NGG-Geschäftsführer.

Darüber hinaus müssten Informanten besser geschützt werden. „Wenn ein Mitarbeiter große Angst um seinen Arbeitsplatz haben muss und trotzdem bereit ist, Aufsichtsbehörden einen Tipp zu geben und gravierende Missstände anzuzeigen, dann muss er dafür besonders geschützt werden“, so Dieter Schormann.

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