Brauchen wir für unser Wirtschaften einen neuen Kompass?
Die US-amerikanische Machtpolitik wirkt verunsichernd und ist 
Das Wohlergehen der Bürger soll einen wichtigen Platz in der Einschätzung des Wohlstands einer Gesellschaft einnehmen. Die unhinterfragte Weiterverfolgung überkommener Ziele sowie die Aufgabe von beschlossenen Nachhaltigkeitszielen unter erpresserischem Druck sollten nicht unwidersprochen bleiben. Die neue US-amerikanische Machtpolitik erscheint als Bedrohung – nicht nur für die Nachhalitgkeit unseres Wirtschaftens, sondern auch für große Teile unserer Wirtschaft. Dieses Mal liegt es am unkontrollierten Schalten und Walten des US-Präsidenten in politischen Angelegenheiten und nicht. wie bei der Weltfinanzkrise von 2007/2008, an einem Mangel an Regulierung wirtschaftlicher Aktivitäten im US-Amerikanischen Finanzsektor.
Damals erlebte die isländische Wirtschaft nach der vorherigen Bankenderegulierung in den Jahren 2008 bis 2011 einen so tiefen Einbruch, dass die Bevölkerung gegen die Regierung protestierte und es zu Neuwahlen kam. Das barg für Island die Chance zu einer, drastischen grundlegenden Wechsel in der Wirtschaftspolitik: während der folgenden Jahre: weg von der ausschließlich monetären Bewertung der Wirtschaftsleistung und hin zu einer zusätzlichen Bewertung des Wohlbefindens des „wellbeing“.
Was in Island geschah, steht in dem Beitrag „Island setzt auf die Wellbeing Economy“ des ZDF
https://www.zdfheute.de/wirtschaft/island-wellbeing-economy-oekonomie-des-wohlergehens-wirtschaftswachstum-100.html
Dort steht:
„Die Krise zwang Island zu einem Umdenken. Anders als in vielen anderen Ländern wurden die Banken verstaatlicht, ein umfassendes Programm zur Schuldenerlassung für die Bürger eingeführt und die Währung wurde um fast 60 Prozent abgewertet, um die Nachfrage nach lokalen Produkten auf dem internationalen Markt zu fördern.“
Und über das weitere Vorgehen:
„Island hat sich politisch neuen Erfolgsmaßstäben verpflichtet, die auch Faktoren wie mentale Gesundheit und den Verzicht auf CO2-Emissionen berücksichtigen. Gemessen wird nicht nur das, was ein Preisschild hat, sondern auch Wohlfahrt und Lebensqualität sowie negative Positionen wie Umweltzerstörung und Ressourcenverbrauch.“
Wäre Island ein geeignetes Vorbild für uns? Man könnte zu Recht dagegen einwenden, dass Islands Wirtschaft sich von der deutschen stark unterscheidet und das somit fraglich ist. Eine WISO-Doku in dem genannten ZDF-Beitrag geht dieser Frage nach. Als positive Beispiele wird ein Restaurant und ein Test mit einer vierköpfigen Familie gezeigt. Es geht, aber man muss bereit sein, sich umzugewöhnen. Und das schmerzt nicht, wenn wir es aus gutem Grund tun.
Der antike Philosophie der Freude, Epikur, schrieb an Menoikeus, einen jungen Mann:
„Darum behaupte ich, dass die Freude das A und O des glückselig gestalteten Lebens ist. Sie kennen wir als unser erstes angeborenes Gut, von ihr lassen wir uns bei unserem Streben und Meiden leiten, und nach ihr richten wir uns, alles andere Gut nach ihrem Maßstab messend. Und gerade weil sie unser allererstes naturgegebenes Gut ist, darum streben wir auch nicht nach jeder Freude, sondern übergehen bisweilen viele, wenn uns von ihnen nur ein desto größeres Unbehagen droht. Ja, viele Schmerzen bewerten wir mitunter sogar höher als Freuden, nämlich dann, wenn auf eine längere Schmerzenszeit eine umso größere Freude folgt. So bedeutet für uns jede Freude, weil sie an sich etwas Annehmliches ist, zwar gewiss ein Gut, aber nicht jede ist erstrebenswert, wenn umgekehrt jeder Schmerz wohl ein Übel ist, aber darum doch nicht unbedingt vermeiden werden muss. Unsere Aufgabe ist es, durch Abwägen und Unterscheiden des Zuträglichen und Abträglichen immer alles richtig zu bewerten, denn manchmal bedienen wir uns der Gutes gleichwie eines Übels und umgekehrt.“
Es geht auch darum, unangenehme Wahrheiten selbst dann zu akzeptieren, wenn sie unangenehm sind – beispielsweise, weil sie nahelegen, dass wir lieb gewonnene Gewohnheiten ablegen sollten.
Epikur schrieb in diesem Brief ferner:
„Wenn wir nun also sagen, dass Freude unser Lebensziel ist, so meinen wir nicht die Freude der Prasser, denen es ums Genießen schlechthin zu tun ist. […]Für uns bedeutet Freude: keine Schmerzen haben im körperlichen Bereich und m seelischen Bereich keine Unruhe verspüren. Denn nicht eine endlose Reihe von Trinkgelagen und Festschmäusen, nicht […] der Genuss von leckeren Fischen und was ein reich gedeckter Tisch sonst noch zu bieten vermag, schafft en freudvolles leben, sondern allein das klare Denken, das allem Verlangen und allem Meiden auf den Grund geht und den Wahn vertreibt, der wie ein Wirbelsturm die Seelen erschüttert.“
Wie der Fall Epstein nahelegt, gibt es solche Formen der Genusssucht auch heute noch in gewissen privilegierten Kreisen. Und eine unstillbare Gier nach immer mehr könnte tatsächlich die Triebfeder des in Geldmengen gemessenen Fortschritts sein. Milton Friedman, ein nicht nur in den USA einflussreicher libertärer Wirtschaftstheoretiker hat diese Meinung vertreten.
Wenn wir die aktuelle amerikanische Machtpolitik betrachten, können wir uns wohl auch nur schwer des Eindrucks erwehren, dass da eine unstillbare Gier am Werke ist. Wie lange kann so etwas noch gut gehen?
Wir müssen nicht nur warten und beobachten , was da herauskommt. Wir können auch in unserem Umfeld darauf hinwirken, dass sich die Sichtweisen und Einstellungen in unserer Nachbarschaft ändern.
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