Ausbildungsmarkt: Wuppertal könnten die Fachkräfte ausgehen

„Trotz einer spürbaren konjunkturellen Belebung wurden in diesem Ausbildungsjahr weniger Stellen von den Unternehmen in Wuppertal bereitgestellt“, schildert Martin Klebe, Chef der Agentur für Arbeit Wuppertal, die Situation auf dem Ausbildungsmarkt.

„Diese Entwicklung bereitet mir Sorgen, weil die Belegschaften in Wuppertal bereits älter sind als in vielen anderen Städten. Wuppertal benötigt also gerade besonders viele junge Fachkräfte, ansonsten könnten den Unternehmen die Fachkräfte ausgehen und Wuppertal würde den Anschluss verliere“, so Martin Klebe.

Insgesamt meldeten Wirtschaft und Verwaltung in Wuppertal in diesem Ausbildungsjahr von Oktober 2009 bis September 2010 der Agentur für Arbeit 1.787 Ausbildungsstellen, zwei Prozent weniger als im letzten Jahr. „Daran zeigt sich auch, wie zart der Aufschwung in einigen Branchen noch ist, weil die Aufträge nur kurze Zeit tragen. Einige Unternehmer überlegen sich zweimal, ob Sie einen Azubi mit über die Runden bringen können“, so Martin Klebe. Bei den neu gemeldeten Arbeitsstellen zeigt sich jedoch ein ganz anderes Bild. Dort wurden der Agentur für Arbeit Wuppertal im Vergleich zum letzten Jahr ein Drittel mehr Stellen gemeldet.

Den meisten Jugendlichen konnte die Berufsberatung beim Einstieg in das Berufsleben helfen. Dennoch fanden in Wuppertal 41 Jugendliche bis Ende September noch keine Perspektive, das waren 18 weniger als im vergangenen Jahr. Von diesen Jugendlichen haben 24 einen Realschulabschluss, zehn einen Hauptschulabschluss, 5 Fachhochschulreife sowie zwei Abitur. „Für die Jugendlichen, die noch eine Ausbildungsstelle suchen, laufen in den kommenden Wochen die Aktivitäten – gemeinsam mit unseren Partnern – auf Hochtouren. Jeder Jugendliche erhält ein Angebot“, verspricht Martin Klebe.

Der Anteil der Jugendlichen, die vor ein, zwei oder mehr Jahren die Schule verlassen haben, beträgt wie im letzten Jahr etwa 53 Prozent aller gemeldeten Bewerber. Diese Bewerber werden als Altbewerber bezeichnet. Doch Martin Klebe hält diesen Begriff für missverständlich, denn: „Er wird meistens mit Jugendlichen verbunden, die Defizite haben, doch das stimmt so nicht. Altbewerber ist nämlich jeder, der bereits im letzten Jahr oder früher die Schule beendet hat. Doch das heißt ja nicht, dass der Jugendliche in dieser Zeit nichts gemacht hat. Auch wer beispielsweise ein freiwilliges soziales Jahr absolviert oder ein Jahr im Ausland verbringt, zählt dazu. So können Altbewerber sogar bessere Chancen auf dem Ausbildungsmarkt haben als Jugendliche, die gerade die Schule beendet haben.“

In Wuppertal nahmen in den vergangenen zwölf Monaten 3.024 Jugendliche die Hilfe der Berufsberatung in Anspruch, um sich beraten und in eine Ausbildungsstelle vermitteln zu lassen, etwa 250 weniger als im letzten Jahr. Die Berufswünsche dieser Jugendlichen sind sehr unterschiedlich. Trotzdem gibt es besonders beliebte Berufe, denn Jugendliche kennen nur wenige der rund 350 Ausbildungsberufe. In Wuppertal gehört der Berufswunsch von rund 47 Prozent der Jungs und sogar 60 Prozent der Mädchen zu den zehn beliebtesten Ausbildungsberufen. In den Top Ten der Wunschberufe steht bei den Jungen in Wuppertal der KFZ-Mechatroniker an erster Stelle, gefolgt vom Kaufmann im Einzelhandel und Industriemechaniker. Mädchen in Wuppertal möchten am liebsten eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten beginnen, gefolgt von der Kauffrau im Einzelhandel und der Verkäuferin.

 Martin Klebe rät den Jugendlichen, sich nicht nur auf einen Traumberuf der rund 360 dualen Ausbildungsberufe zu versteifen und in den Betrieben nach einem Praktikum zu fragen: „Bei so vielen Berufen sind die wenigsten bekannt. Da ist es wichtig, bei der Berufswahl flexibel zu sein. Unsere Berufsberater helfen dabei, verwandte Berufe zu finden, die gut zu den eigenen Stärken und Interessen passen.“

 Die Berufsberatung beginnt in den Schulen bereits zum Ende der 8. oder Anfang der 9. Klasse mit der Berufsorientierung. Diese werden im Berufsinformationszentrum fortgesetzt, wo Berufe vorgestellt werden. Anschließend folgen persönliche Beratungsgespräche in der Berufsberatung und die Vermittlung in Ausbildung.

Da insgesamt weniger Ausbildungsstellen angeboten wurden, appelliert Martin Klebe noch einmal an die Unternehmen der Region: „Beugen Sie der demographischen Entwicklung vor, indem Sie in die Zukunft investieren und Ihren Fachkräftenachwuchs selbst ausbilden. Denn bis eine Fachkraft umfassend einsetzbar ist, ist neben der Ausbildung auch Berufserfahrung erforderlich. Wir stehen Ihnen als kompetenter Ansprechpartner rund um das Thema Ausbildung zur Verfügung.“

 Der Ausbildungsmarkt ist weiterhin eng. Das zeigt auch die geringe Zahl von Ausbildungsstellen, die bislang noch nicht besetzt werden konnten. Unter den noch verbliebenen 51 unbesetzten Stellen sind sowohl Stellen in der Industrie als auch im Handwerk zu finden. So werden in Wuppertal beispielsweise noch Hotel- und Gaststättenkaufleute, Bürofachkräfte, Restaurantfachleute, Zahnarzthelfer, Informatiker, Tankwarte, Verkäufer im Lebensmittelhandwerk, Maler und Lackierer, Köche, Augenoptiker und Kältemechaniker gesucht. Weil aber auch immer wieder bereits geschlossene Ausbildungsverträge gelöst werden, ist auf dem Ausbildungsmarkt in den kommenden Wochen noch viel Bewegung drin.

Arbeitgeber erreichen die Ausbildungsvermittlung des Arbeitgeber-Services unter der Tel-Nr.: 01801 66 44 66.*

Bewerber erreichen die Berufsberatung unter der Tel-Nr.:01801 555 111.*

*  3,9 Cent aus dem Festnetz der Deutschen Telekom. Bei Anrufen aus Mobilfunknetzen gelten davon abweichende Preise.

 Weitere Daten zu den gemeldeten Bewerbern:

1.179 oder 39 Prozent der insgesamt 3.024 gemeldeten Bewerber begannen ein Ausbildungsverhältnis. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Plus von 35 oder 3,5 Prozent. 1.026 mündeten in eine betriebliche Ausbildung, 153 in eine geförderte außerbetriebliche Ausbildung ein.

356 Jugendliche (11,8 Prozent) begannen eine Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme oder Einstiegsqualifizierung, 17,6 Prozent weniger als im Jahr zuvor. 1.489 Mädchen und Jungen (49 Prozent) der Bewerber insgesamt haben sich aus dem Vermittlungsprozesses abgemeldet, weil sie eine anderweitige Lösung gefunden haben (weiterer Schulbesuch, Wehrdienst, freiwilliges soziales Jahr, Auslandsaufenthalt, Arbeitsstelle). Das waren 175 Jugendliche weniger als im letzten Jahr.

 Das Ausbildungsmarkttelegramm finden Sie unter http://www.arbeitsagentur.de/Dienststellen/RD-NRW/Wuppertal/AA/Zahlen-Daten-Fakten/PDF/Ausbildungsmarkttelegramm-09-2010.pdf

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