Gewalt gegen Kinder: Was ist, wenn das Jugendamt kommt?

Elterliche Gewaltanwendung und langfristige Vernachlässigung von Kindern sind immer wieder Thema in den Medien. Dabei geht es oft auch um Möglichkeiten und Grenzen staatlicher Interventionen. Im Rahmen des Forschungsprojekts „Sozialsystem, Kindeswohlgefährdung und Prozesse professioneller Interventionen“ (SKIPPI) untersucht die Wuppertaler Familiensoziologin Prof. Dr. Doris Bühler-Niederberger in Kooperation mit der Universität Kassel, wie professionelle Akteure – Sozialarbeiter, Jugendämter etc. – mit vermuteter und tatsächlicher Kindeswohlgefährdung umgehen.

Prof. Dr. Doris Bühler-NiederbergerProf. Bühler-Niederberger: „Die öffentliche Debatte dreht sich einseitig um Defizite bei bestimmten – mit begrenzten Ressourcen ausgestatteten – öffentlichen Instanzen wie den Jugendämtern und übersieht dabei die enorme Komplexität der Koordination der verschiedenen in diesem Bereich tätigen Akteure.“

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Prof. Bühler-Niederberger und ihre Mitarbeiter untersuchen, was passiert, wenn professionelle Akteure auf betroffene Familien treffen. Dabei spielen nicht nur gesetzliche Regeln eine Rolle, sondern auch Vorstellungen von „guten“ Familien. Prof. Bühler- Niederberger: „Es geht um Ansprüche und Zugeständnisse an den privaten Raum, der immer auch als gesetzlich geschützte Rückzugszone begriffen werden muss. Ein Eingriff in die familiäre Privatsphäre ist immer problematisch.“ Das Vertrauen und die Bereitschaft zur Mitarbeit von Seiten der Familien kann gelegentlich nur gewonnen werden, wenn sich die professionellen Akteure größte Zurückhaltung auferlegen. „Das kann dann mit dem Schutzauftrag kollidieren“, so Bühler-Niederberger.

Die Wuppertaler Forscher untersuchen auch die Kindesorientierung bei behördlichem Einschreiten: Wie werden Kinder und ihr Befinden im privaten Raum überhaupt für die professionellen Akteure sichtbar? Welche Vorstellungen von „Normalentwicklung“ und Abweichungen gibt es? Wie viel Aufmerksamkeit bleibt letztlich für die Kinder, wenn schon die schwierigen Beziehungen zu den Eltern viel Aufmerksamkeit der professionellen Akteure verlangen?

 Die Forscher der Uni Kassel verfolgen bei dem Projekt einen organisations- und berufssoziologischen Ansatz. Sie untersuchen die Strukturen, in denen die Akteure verschiedener Berufsgruppen handeln. Die Wissenschaftler unter Leitung von Prof. Dr. Ingo Bode fragen u.a., nach welchen institutionellen Vorschriften und Normen die Akteure handeln und welche Rolle unterschiedliche Berufskonzepte bei der Intervention spielen.

SKIPPI wird in fünf verschiedenen Städten und Landkreisen durchgeführt und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

http://projekt-skippi.info/

Kontakt:
Prof. Dr. Doris Bühler-Niederberger
Soziologie der Familie, Jugend und Erziehung
Telefon 0202/439-2283
E-Mail buehler@uni-wuppertal.de

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