Maria aus ökumenischer Perspektive

Im Kreuz-und-quer-Gespräch am 17. Oktober geht es um Maria und ihre Bedeutung für katholische und evangelische Christen. Ein Interview mit Pfarrer Lange.


Welche Bedeutung kann Maria für katholische und evangelische Christen haben bzw. sollte sie gerade nicht haben? Darum geht es beim nächsten Kreuz-und-quer-Gespräch mit Pfarrer Dr. Armin Lange und Herbert Gondolf am 17. Oktober in der Katholischen Kirche St. Ludger. EIn Interview mit Pfarrer Dr. Armin Lange.

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Beim nächsten Kreuz-und-quer-Gespräch geht es um Maria. Wie kam es dazu?
Lange: Meine Vermutung: Maria ist durch die katholische Initiative „Maria 2.0“ wieder etwas ins öffentliche Bewusstsein gekommen. Andererseits gehört Maria immer noch zu den ökumenisch eher trennenden Themen, die weniger beachtet werden, aber in der Frömmigkeitspraxis evangelisch wie katholisch tiefen Spuren hinterlassen haben – und sei es in als harter Abgrenzung voneinander.

Welche Bedeutung hat denn Maria für evangelische Christen? Spielt sie überhaupt eine größere Rolle?
Lange: Maria hat im Neuen Testament eine außergewöhnliche Rolle als der Mensch, der beispielhaft zu Gottes Handeln Ja sagt und den Gott auswählt, seinen Sohn und damit die Rettung der Menschheit zur Welt kommen zu lassen und zur „Mutter der Kirche“ zu werden – aber eben nicht ohne das „Ja“ dieses Menschen. Wohl deswegen kommt Maria (neben Pontius Pilatus als dem exemplarischen Nein-Sager zu Gottes Werk) als einziger Mensch im Glaubensbekenntnis vor.

Termin

„Maria in ökumenischer Perspektive“, Kreuz-und-quer-Gespräch mit Pfr. Armin Lange und Herbert Gondolf
17. Oktober, 19.30 Uhr,
Kath. Kirche St. Ludger, Ludgerweg 11

Sie ist der einzige Mensch im Glaubensbekenntnis

Das sollte auch für evangelische Christen von Belang sein. Luthers harsche Kritik an Entartungserscheinungen der spätmittelalterlichen Marienkult einerseits und als Reaktion darauf ein immer größeres katholisches Interesse an Marienverehrung auch als Abgrenzungskriterium zu den Kirchen der Reformation andererseits haben Maria ökumenisch unter die Räder kommen lassen – das hat sie nicht verdient.

Pfarrer Dr. Armin Lange aus Vohwinkel.

Warum setzen Sie persönlich sich mit Maria auseinander?
Lange: Ich habe schon lange den Verdacht, dass in den Kirchen der Reformation aus Abgrenzungsbedürfnis gegen den Katholizismus die Dimension der Leiblichkeit des Glaubens immer mehr verlorengegangen ist und der Glaube sich manchmal zu einem abstrakten Ideal zu verflüchtigen droht.

Tiefendimension des Glaubens

Gott wurde in Jesus aber Mensch und nicht irgendein Ideal. Von Maria können wir z.B. etwas über die Tiefendimension des Glaubens und Gottes Sicht auf uns als leibliche Wesen als Männer und Frauen lernen und vielleicht auch, warum die Kirche mehr ist als ein loser Verband von irgendwie Gleichgesinnten.

Was erwartet die Besucher an dem Abend?
Lange: Sie erwartet ein hoffentlich lebendiges Gespräch zwischen einem katholischen Christen, der geprägt ist durch die Veränderungen im katholischen Marienbild seit dem II. Vatikanischen Konzil, und einem evangelische Christen, der selbstkritisch manche Fehlentwicklungen seiner Kirche seit der Reformation reflektiert und dabei auch von altkirchlichen und orthodoxen Christen viel gelernt hat.

Mutter und Urbild der Kirche

Warum können wir mit Hilfe von Marias Person verstehen, dass die Kirche mehr ist als ein loser Verband von Gleichgesinnten?
Lange: Genau darum wird es aus meiner Sicht an dem Abend auch gehen. Maria wird ja klassisch auch als Mutter und Urbild der Kirche und der Glaubenden bezeichnet wird – übrigens selbst bei Luther!

Das geht zurück auf die Szene unterm Kreuz nach dem Johannesevangelium im Kapitel 19, in der u.a. Maria zentral vorkommt. In der christlichen Tradition ist die Kirche selbst die, die am Muttersein Marias Anteil hat: ihr Leiden in der Welt und ihre Verfolgtsein sind sozusagen die Geburtswehen, unter denen das Evangelium von Jesus Christus immer wieder neu Gestalt in der Welt annehmen muss. Allein dass hier Grundzüge der Kirche in weiblichen Bildern beschrieben werden, finde ich sehr spannend.

Vielen Dank für das Gespräch.


Das Interview führte Nikola Dünow.

Fotos: Dr. Armin Lange

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