19.07.2022

Widersprüchliches Gedenken um Stauffenberg in Wuppertal

Am Mittwoch, 20. Juli 2022, wird im Deewerthschen Garten des fehlgeschlagenen Attentats auf Hitler im Juli 1944 und des damit einhergehenden Umsturzversuches des Wehrmachtssoldaten Claus Schenk Graf von Stauffenberg gedacht. Warum dieser kritisch betrachtet werden sollte.

20. Juli 1944, 12:42 Uhr. In einer Baracke des sogenannten Führerhauptquartiers „Wolfsschanze“ detoniert eine durch den Wehrmachtssoldaten Claus Schenk Graf von Stauffenberg in einer Aktentasche deponierte Sprengladung. Ziel war die Tötung Adolf Hitlers, der das Attentat jedoch nur mit leichten Verletzungen überlebte. Stauffenberg, zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Weg zurück nach Berlin, um dort dem Fortgang der Operation Walküre (des Staatsstreiches) nachzugehen, wurde noch am Abend des selben Tages im Hof des Bendlerblocks (des heutigen Bundesministeriums der Verteidigung) zusammen mit drei weiteren Mitgliedern des Widerstands erschossen. Insgesamt wurden 200 Personen, die um die Pläne des 20. Juli wussten, hieran beteiligt waren oder anderen zur Flucht verhalfen, hingerichtet oder in den Tod getrieben.

Ihrer und vor allen Dingen des „mutigen Handelns“ Stauffenbergs wird seither am 20. Juli gedacht. So auch in diesem Jahr im Deewerthschen Garten in Wuppertal.

Zum Zeitpunkt des Attentats tobte bereits seit über 5 Jahren der mörderische Angriffs- und Vernichtungskrieg der Nationalsozialisten durch Europa, dem sich Stauffenberg und weitere Protagonisten des 20. Juli zunächst bereitwillig anschlossen. Er selbst schreibt bsp. unmittelbar nach Kriegsbeginn 1939 in einem Brief an seine Frau Nina, in dem er ihr erste Eindrücke aus Polen schildert „Die Bevölkerung ist ein unglaublicher Pöbel, sehr viele Juden und sehr viel Mischvolk. Ein Volk, welches sich nur unter der Knute wohlfühlt.

General Erich Hoepner, nach dem auf Lichtscheid einst eine Kaserne der Bundeswehr benannt war und auf deren ehemaligen Gelände sich nun das W-tec sowie Einfamilienhäuser befinden, zitierte vor dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941 „Es ist der Kampf der Germanen gegen das Slawentum, die Abwehr des jüdischen Bolschewismus.

Weitere Protagonisten waren der Kommandeur der SS-Einsatzgruppe B, Arthur Nebe, der im Juli 1941 vermeldete „In Minsk gibt es keine jüdische Intelligenz mehr.„. Nebe beschaffte auch das Giftgas für die Aktion T4, bei der zwischen 1940 und 1941 rund 70.000 Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen systematisch ermordet worden sind.

Zusammengenommen habe ich persönlich somit deutliche Bauchschmerzen, wenn am 20. Juli wieder landesweit, wie auch in Wuppertal, dieser Menschen gedacht und ihr handeln als mutig verklärt wird, ohne auf das dunkle in ihrer Vita zu schauen. Denn eine Abkehr vom Gedankengut des Nationalsozialismus, ein Schuldeingeständnis für die bis 1944 begangenen Verbrechen, als Hintergrund für die Pläne um den 20. Juli, lässt sich nämlich nicht erkennen.

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