„Die Quittung kam sofort in Gestalt einer Ohrfeige.“ Der Schauspieler Jörg Reimers liest aus dem Kemna-Bericht von Fritz Brass

Vor 80 Jahren wurde das Konzentrationslager Kemna als Haft- und Folterstätte der Wuppertaler SA eingerichtet. Die Begegnungsstätte Alte Synagoge erinnert am Mittwoch, den 24. April mit einer Lesung aus dem Kemna-Bericht von Fritz Brass an dieses Ereignis.

Im Juli 1933 wurde an der Beyenburger Straße im Osten der Stadt ein Konzentrationslager eingerichtet, dass die Wuppertaler SA als als Haft- und Folterstätte nutzte und das weit über die Stadt hinaus Schrecken verbreitete. Die große Mehrheit der im „Konzentrationslager Wuppertal-Barmen“ – so die offizielle Bezeichnung – eingesperrten Menschen waren politische Gegner der Nationalsozialisten, vor allem Kommunisten und Sozialdemokraten. Zu den letzteren gehörte der Malermeister Friedrich (Fritz) August Brass (1889-1944), der auf dem „Ölberg“ in Elberfeld wohnte und sich einen eigenen kleinen Malerbetrieb aufgebaut hatte. Wahrscheinlich um ein Zeichen gegen die allgegenwärtige Unterdrückung der Meinungsfreiheit zu setzten, verfasste er ein hitlerkritisches Gedicht, verfielfältigte es auf eigene Faust und klebte es im Arrenberger Viertel an Häuserwände. Er wurde dabei beobachtet, angezeigt, verhaftet und schließlich im Oktober 1933 für elf Wochen in das KZ Kemna eingesperrt. Noch im Jahr seiner Entlassung 1934 begann er mit der Niederschrift seiner dortigen Erlebnisse. Besonders eindrücklich sind seine Schilderungen vom brutalen Eingangsverhör durch die SA-Wachmannschaften. Diese Prozedur machte unmissverständlich klar, dass die Häftlinge durch das Lagertor der Kemna eine andere Welt betreten hatten.

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Willy Veller stieg vom SA-Schläger zum Polizeipräsidenten auf und organisierte von der SA-Kaserne am Haspel vor 1933 den braunen Terror gegen Nazi-Gegner. (Abb. Stadtarchiv Wuppertal) Willy Veller stieg vom SA-Schläger zum Polizeipräsidenten auf. Auf sein Betreiben wurde im Juli 193 das KZ Kemna eingerichtet. (Abb. Stadtarchiv Wuppertal)

Der Kemna-Bericht von Fritz Brass wurde von seiner Schwester Klara über den Krieg gerettet und ist die bedeutendste und authentischste Quelle über das frühe Wuppertaler Konzentrationslager. Der in der Öffentlichkeit kaum bekannte Bericht ist im Jahr 2002 von Angehörigen des Verfassers der Begegnungsstätte Alte Synagoge übergeben worden. Diese hat den Kemna-Bericht von Fritz Brass dann in einer von dem Wuppertaler Historiker Dr. David M. Mintert sorgfältig edierten Fassung als Buch veröffentlicht. Der Schauspieler Jörg Reimers, der noch vielen als Wuppertaler Ensemblemitglied in Erinnerung und heute vor allem aus TV-Serien (u.a. „Tatort“) bekannt ist, wird am kommenden Mittwoch in der Begegnungsstätte aus diesem Bericht lesen. Den Abend moderiert Dr. David Mintert. Der Eintrit ist frei.

 Mittwoch, 24. April 2013, 19.30 Uhr,  Begegnungsstätte Alte Synagoge, Genügsamkeitstraße (Zentrum Elberfeld).

 

Die Lesung aus dem Kemna-Bericht von Fritz Brass ist Teil der vom Jugendring Wuppertal e.V. und der Initiative für Demokratie und Toleranz e.V. organisierten Veranstaltungsreihe „KEMNA 2013 – ES LEBE DIE FREIHEIT!“  

 

Kontakt und Informationen:

Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
T. 0202 563-2843
E-Mail: info@alte-synagoge-wuppertal.de

www.alte-synagoge-wuppertal.de

 

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