„… vor allem keine deutsche Kunst!“

Vor 80 Jahren, im November 1932, hetzten Nazis öffentlich gegen die Verleihung des bedeutenden Kleist-Preises an Else Lasker Schüler. Die Begegnungsstätte Alte Synagoge und die Schauspielerin An Kuohn erinnern am Mittwoch mit einer Lesung an diese antisemitische Kampagne.

A.K.
Die Schauspielerin An Kuohn steht derzeit im Familienstück „Kalif Storch“ auf der Bühne des Wuppertaler Opernhauses. Foto: privat

Im November 1932 ist Else Lasker-Schüler in Berlin mit dem legendären Kleist-Preis ausgezeichnet worden. Sie blieb für mehr als 50 Jahre die letzte Preisträgerin. Der 1912 gestiftete Preis sollte neue und außergewöhnliche Begabungen fördern und war unbestritten die bedeutendste literarische Auszeichnung in der Weimarer Republik. Zu den bekanntesten Preisträgern zählen Arnold Zweig, Bertolt Brecht, Robert Musil, Carl Zuckmayer, Anna Seghers und Ödön von Horvath. Der Kleist-Preis hatte einen festen Platz in der modernen literarischen Großstadtkultur. Deshalb wurde er in den politisch zerrissenen 1920er Jahren von völkisch-nationalen Kreisen als typisches Produkt der angeblich von Juden geprägten „Asphaltkultur“ Berlins abgelehnt und bekämpft.

Als Else Lasker-Schüler den Kleist-Preis Ende 1932 erhielt, war das politische Klima im letzten Jahr der Weimarer Republik längst vergiftet. Es herrschte Massenarbeitslosigkeit und die Partei Hitlers, die NSDAP, saß als stärkste Fraktion im Reichstag. Auf den Straßen in Berlin, aber auch in Wuppertal, herrschten bürgerkriegsähnliche Kämpfe zwischen rechten und linken Kräften. Der „Völkische Beobachter“, das Presseorgan der Nazis, verhöhnte nach der Preisverleihung die aus Elberfeld stammende Dichterin als „Tochter eines Beduinenscheichs“ und beschimpfte die bisherigen Kleist-Preisträger als „Juden, Halbjuden, Pazifisten, Bolschewisten, Nullen und Tantiemenjäger“. Für die Nationalsozialisten, aber auch andere rechte Kreise war, „was immer eine Jüdin auch schreibt, vor allem keine deutsche Kunst!“

Die Schauspielerin An Kuohn, die derzeit im Familienstück „Kalif Storch“ auf der Bühne im Wuppertaler Opernhaus steht, liest Texte von

so genannten „Asphaltliteraten“ und von Else Lasker-Schüler, u.a. aus „Arthur Aronymus. Die Geschichte meines Vaters“ von 1932 und das im selben Jahr veröffentlichte Prosastück „St. Laurentius“, das von ihrer Kindheit in Elberfeld handelt. Michael Okroy wird mit kurzen Zwischenmoderationen die literatur- und zeithistorischen Umstände der Verleihung des Kleist-Preises an Else Lasker-Schüler beleuchten.

Mittwoch, 5. Dezember 2012, 19.30 Uhr

Begegnungsstätte Alte Synagoge, Genügsamkeitstraße

Eintritt: 3 €

Weitere Informationen:

Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal: 0202 563 2843, info@alte-synagoge-wuppertal.de, www.alte-synagoge-wuppertal.de

Anmelden

Kommentare

Neuen Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert