Lieferkettengesetz und Orangenaktion
Im Programm der Naturfreunde Wuppertal e.V. steht unter „Matineen“:
13.08. (Son) Menschenrechte in Wertschöpfungsketten – Lieferkettengesetz
Im Zuge der Globalisierung werden Wertschöpfungsketten immer komplexer. Komponenten für Produkte kommen oft aus verschiedenen Ländern oder werden in mehreren Ländern weiterverarbeitet. Dies gilt für den Agrarsektor wie für Bergbauprodukte. Unternehmen nehmen dabei häufig Menschenrechtsverletzungen in Kauf. Dies soll mit dem sogenannten Lieferkettengesetz verhindert werden, das seit dem 1. Januar 2023 in Kraft ist. Was besagt dieses Gesetz und was ist zu dieser Problematik auf EU-Ebene geplant?
Darüber informiert Gertrud Falk von der Menschenrechtsorganisation FIAN Deutschland.
FIAN oder FIAN International, das Food First Informations- und Aktions-Netzwerk, setzt sich als internationale Menschenrechtsorganisation dafür ein, dass alle Menschen frei von Hunger leben und ihr Recht auf angemessene Ernährung wahrnehmen können.
11 Uhr – NaturFreundehaus Ronsdorf
Die Fragen, die sich den Lesern stellen können, fangen bei der Organisation FIAN an, bei dem „F“ in dieser Abkürzung. „Food First“ (Nahrung zuerst) war eine Kritik an der Ausrichtung Menschenrechtsorganisation Amnesty International, der es zunächst ausschließlich um die bürgerlichen Menschenrechte ging. Es war ein Hinweis darauf, dass es auch wirtschaftliche und kulturelle Menschenrechte gibt, die mit dem Hunger in der Welt nicht verträglich sind.
Diese Anliegen von FIAN finden sich heute allein in den zwei ersten Zielen nachhaltiger Entwicklung wieder:
1 Keine Armut: Armut in all ihren Formen und überall beenden.
2 Kein Hunger: Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern.
Damit das erreichbar ist, müssen aber auch andere der 17 Ziele nachhaltiger Entwicklung angestrebt werden, z.B.:
12 Nachhaltigkeit von Konsum und Produktion: Nachhaltige Produktions- und Konsummuster sicherstellen.
13 Maßnahmen zum Klimaschutz: Sofortmaßnahmen ergreifen, um den Klimawandel und seine Auswirkungen zu bekämpfen.
Die negativen Folgen des Klimawandels für die kleinbäuerliche Landwirtschaft sind auch beim Fairen Handel ein wichtiges Thema. Hinzu kommen in den durch Landwirtschaft und Fischfang geprägten Ländern noch andere Probleme: Importe aus Industrieländern zerstören heimische Märkte und somit rentable Anbaumöglichkeiten, und Fischfangflotten der Industrieländer fischen das Meer bis nahe an die Küste leer und berauben so Fischer ihrer wirtschftlichen Existenz. Hinzu kommt noch der Landraub mit der Vertreibung von Kleinbauern von ihrem Land: Sie werden zu Landlosen.
Kleinbauern und Landlose haben sich international in der „Via Campesina“ (bäuerlicher Weg) organisiert. FIAN unterstützt diese Organisation und setzt sich für die Wahrung der Menschrechte am Beginn von Wertschöpfungsketten ein. Um diese Wahrung geht es auch bei den Lieferkettengesetzen.
Beim Fairen Handel hatte man nur nicht-industrialisierte Länder im Blick. Aber inzwischen muss auch innerhalb der EU genauer hingeschaut werden: bei prekären Beschäftigungsverhältnissen von ost- und südosteuroäischen Bürgern in der Fleischindustrie und in der Landwirtschaft. Migranten aus dem Nahen Osten und Afrika kann es noch schlechter ergehen, wenn sie keinen gesicherten Aufenthaltsstatus haben trotz Ausweisung keine andere Wahl haben, als im Lande zu bleiben. Brennpunkte sind hier der Süden Spaniens und Italiens.
In diesem Zusammenhang wurde der Begriff „Ethische Lieferkette“ als Gegenstück zum herkömmlichen Fairen Handel geprägt. Über eine solche Lieferkette mit dem Namen „ETIKA“ kommen zu uns Orangen aus Rosarno (Kalabrien). Die wirtschaftlichen Akteure dort sind die Organisation „SOS Rosarno“ und deren wirtschaftlicher Arm, „Mani e Terra“ (Hände und Erde). Abnehmer ist in NRW die von der Evangelischen Kirche von Westfalen getragene „Orangenaktion süß statt bitter“, die auf einem Netzwerk lokaler Akteure beruht. Orangen bestellen kann man bei dem Solinger Orangenprojekt Rupelrath oder beim Weltladen Schwelm. Allerding nicht schon jetzt, denn die nächste Lieferung kommt erst kurz vor dem Nikolaustag.
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