Verändere Deine Welt

Unter diesem Leitspruch startet die Initiative "Changemaker City Wuppertal" und hat sich nichts geringeres vorgenommen, als gemeinsam mit Jugendlichen Wuppertal und die Welt zu verbessern. Leni Hennicke leitet das Projekt. Wir stellen Initiatorin und Projekt vor.

Leni Hennicke

Liebe Leni, erzähle uns doch kurz etwas zu Deinem Werdegang
Ich bin in Mannheim geboren und im schönen Wuppertal aufgewachsen. Meine eigenen ersten Engagement – Erfahrungen habe ich bei den Wuppertaler BJR (Bezirksjugendräten) gemacht, wo wir uns damals für den Skater-Park in Cronenberg eingesetzt und bei Steine-Gegen-Das-Vergessen mitgewirkt haben. Ich weiß noch, dass mich diese Zeit sehr geprägt hat, da ich durch diese Möglichkeit das erste Mal meine eigene Selbstwirksamkeit erfahren konnte und durch die praxisnahen Projekte sehr viel dazulernte.
Nach dem Abitur bin ich dann für ein Jahr nach Mexico und habe anschließend in den Niederlanden Entwicklungszusammenarbeit studiert, wodurch ich dann noch einmal für 6 Monate in Ecuador war. Während des Studiums beschäftigten wir uns neben landwirtschaftlichen Systemen, interkulturellen Thematiken und allgemeinen Herausforderungen in der Entwicklungszusammenarbeit, wie z.B. HIV auch viel mit den politischen Systemen und dem Einfluss von wirtschaftlichen Interessen auf unsere Weltgemeinschaft.
Da ich diese relevanten Zusammenhänge besser verstehen wollte, bin ich dann für zwei Jahre bei der Deutschen Post DHL in der Konzernzentrale angestellt gewesen. Ich habe dort ein Management – Traineeprogramm absolviert und konnte so drei unterschiedliche Zentralabteilungen (Führungskräfteentwicklung, EU-Lobbying und CSR) kennenlernen.
Als es dann darum ging in einen unbefristeten Arbeitsvertrag übernommen zu werden, stellte ich mir aber doch zunehmend die „Sinn-Frage“ und kam zu dem Entschluss, dass ich gerne die professionelle, effiziente und wirkungsorientierte Arbeitsweise eines Großkonzerns, mit dem Einsatz im sozialen Sektor verbinden wollte. So bin ich dann bei Ashoka gelandet, der weltweit größte Organisation für Social Enterpreneurs. Dort habe bei der Ashoka Jugendinitiative das Changemaker City Projekt miterlebt, welches mich dann so begeistert hat, dass ich das jetzt freiberuflich nach Wuppertal bringen möchte.

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Was treibt Dich persönlich?
Als große Vision treibt mich schon der Wunsch die Welt ein bisschen „menschenfreundlicher“ (gerechter, sozialer, ökologischer) zu gestalten, als sie im Moment ist. Als Realist sehe ich aber auch, dass wir für diese großen Herausforderungen aktive, junge Menschen brauchen, die auf ihre Weise ihr Umfeld neu gestallten möchten und auch können. In Changemaker City sehe ich das Potenzial eben genau diese Menschen zu fördern, aber auch neue junge Menschen für das Thema zu begeistern.

Was ist das besondere an Changemaker City? Was unterscheidet das Projekt von allen anderen
Was das Projekt wirklich einzigartig macht ist, dass das Konzept nicht nur von Jugendlichen selber entwickelt worden ist, sondern auch in der Umsetzung die Jugendlichen zum Vorbild und aktiven Treiber des gesamten Projektes macht. Darüber hinaus stärkt es aber nicht nur die Jugendlichen, sondern fördert und unterstützt auch die Organisationslandschaft im Bereich des Jugend-Engagement.

Wie entwickelt Ihr das Changemaker City Projekt?
Zunächst gründen wir das Unterstützernetzwerk. Dort sind alle Organisationen, Medienpartner, Stiftungen, Unternehmen, Privat Person oder grundsätzliche Befürworter herzlich willkommen, die zur Förderung von Jugend-Engagement in der Stadt aktiv beitragen wollen.
Ein hilfreicher Unterstützer ist beispielsweise das Haus der Jugend in Barmen. Die Jugendlichen können im Rahmen des Projektes Räumlichkeiten für Kurse, Seminare, Workshops und Veranstaltungen nutzen. Außerdem stellen die Mitarbeiter dort ihre Infrastruktur und ihr Netzwerk zu Jugendorganisationen, sowie zu lokalen und regionalen Medien zur Verfügung. Sie unterstützen uns bei Technik und Organisation von Veranstaltungen und Seminaren.
Das Sife Projekt der Universität Wuppertal wird Workshops zu betriebswirtschaftlichen Themen anbieten, als Medienpartner ist njuuz herzlich eingeladen. Unternehmen oder Stiftungen ermöglichen es uns erst, die Umsetzung von Youth Changemaker City überhaupt zu gestalten.
Der Schwerpunkt vom gesamt Projekt Changmaker City liegt auf der Vernetzung der Beteiligten, der Feststellung und Bereitstellung der einzelnen Unterstützungsangebote, sowie den gemeinsamen Aktionen zur Mobilisierung von Jugendlichen.

Wie willst Du die Jugendlichen erreichen?
Jeder unserer Partner im Unterstüzernetzwerk hat unterschiedliche Kernkompetenzen und verschiedene Zugänge zu unterschiedlichen Gruppen von Jugendlichen, die wir gemeinsam nutzten um Jugendliche zu mobilisieren. Sobald mehrere Jugend-Teams mit ihren Projekten, die Engagement – Hemmschwellen in unserer Stadt abbauen, werden sie zu Multiplikatoren. Sie erleichtern es anderen Jugendlichen, selbst gesellschaftlich aktiv zu werden.

Hemmschwelle scheint ein wichtiger, aber ebenso abstrakter Begriff in eurem Arbeitsansatz zu sein. Bitte erläutere kurz was du damit meinst und weshalb er in deiner Arbeit eine so wichtig Rolle spielt!
Im Endeffekt ist es doch sehr einfach. Die Jugendlichen wissen sehr genau warum sie sich nicht gesellschaftlichen engagieren. Sie können – ihre Hemmschwellen – also ihre Gründe sehr gut benennen. Im Rahmen eines Workshops stellen wir die Gründe fest und erarbeiten gemeinsam konkrete Projektideen, wie Hemmschwellen abgebaut und Motivatoren verstärkt werden können. Aus diesen Workshops entstehen dann unsere Jugend-Teams, die ihre Projekte selbstbestimmt umsetzten. Symbolisch reißen wir zum Schluss noch die Mauer der Engagement-Hemmschwellen ein. Und wir bringen unsere Teams außerdem mit den Angeboten des Unterstützernetzwerkes zusammen. Darauf können sie dann während der Projektplanung und -umsetzung zurückgreifen. Sobald die Jugendlichen ihre Ideen ausgearbeitet haben, können sie sich für eine Startfinanzierung von bis zu maximal 800€ bei uns bewerben.

Und wo ist der Spass bei der Sache?
Soziales Engagement an sich macht einfach Spaß. Nicht nur, weil man etwas Gutes tut, sondern auch weil man sich selbst gut ausprobieren und weiterentwickeln kann, neue Dinge lernt und das Ganze auch noch mit sehr netten, interessanten und aktiven Menschen. J

Gibt es ein paar Beispiele für durchgeführte Projekte?
Die Teilnehmer eines Jugend-Teams „Changemaker City“ aus Potsdam engagierten sich im Rahmen ihrer Schülervertretung. Sie bemerkten mehrfach, dass sie Schwierigkeiten bei der Umsetzung von guten Ideen und Projekten innerhalb der Schule hatten. Sie entdeckten, dass es ihren Schulkollegen oft an Selbstbewusstsein, Eigenständigkeit und Wissen um die rechtlichen Möglichkeiten fehlte. Diese Hemmschwellen bearbeiteten sie dann mit einem Changemaker City Projekt. Sie brachten 60 Schüler- und Klassenvertretern an zwei Workshop-Tagen bei, welche rechtlichen Möglichkeiten der Mitbestimmung existieren. Sie trainierten die Fähigkeiten und Fertigkeiten, um ihre Projekte und Ideen richtig zu präsentieren und durchzusetzen. Dieses Wissen trugen die Teilnehmer des Workshops danach in ihre SV´s und in die Klassen. Das beschreibt was ich mit Multiplikatoreneffekt meinte und ist kurz umschrieben „Hilfe zur Selbsthilfe“.

Das Projekt geht aus von der Ashoka Jugendintitiative. Die kennt hier kaum einer. Was heißt der Name Ashoka und woher kommt die Initiative?
Ashoka ist ein Wort, das sich in fast allen Sprachen der Welt aussprechen lässt. Es kommt aus dem Sanskrit und bedeutet: „das aktive Überwinden von Missständen“. Der Name geht auch zurück auf den indischen Fürsten Ashoka, der sich im 3 Jhd. vor Christus nach Jahren kriegerischer Herrschaft auf dem indischen Subkontinent für Versöhnung, Toleranz, Freiheit und ökonomischen Wohlstand einsetzte.
Die Organisation Ashoka ist die erste und größte internationale Organisation zur Förderung von Social Entrepreneurs, ist in 25 Ländern aktiv und wurde gegründet von Bill Drayton. Weltweit hat Ahoka bisher 2.700 Social Entrepreneurs mit skalierbaren sozialen Innovationen gefördert und unterstützt. Große Vorbilder sind Maria Montessori die die Pädagogik veränderte, Florence Nightingale die die Krankenpflege revolutionierte oder Muhammad Yunus der den Mikrofinanzsektor begründete. Sie haben ihre Projekte mit Kreativität, eigenem Risiko, gegen Widerstände – und meist ohne Unterstützung durchgesetzt. Bei Ashoka finden wir diese Konzepte in einer frühen Phase ihrer Entwicklung und ermöglichen es den Menschen dahinter, sich voll auf die Ausweitung ihrer Idee zu konzentrieren.
Die Ashoka Jugendinitiative ist ein Programm innerhalb von Ashoka, wurde 1997 in den USA gegründet und ist zurzeit mit Niederlassungen in 17 Ländern aktiv. Sie unterstützt Jugendliche ihre Probleme selbstständig mit eigenen sozialen Projekten zu lösen und initiierte so eine schell wachsende internationale Changemaker – Bewegung. Allein in Berlin und Brandenburg wurden in den letzten zwei Jahren knapp 60 solcher Projekte gestartet.

Wie ist Changemaker City entstanden?
Basierend auf den Erkenntnissen des Freiwilligen Survey des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend engagieren sich nur 30% der Jugendlichen in Deutschland und weitere 50% bleiben passiv, obwohl sie sich grundsätzlich vorstellen könnten, sich gesellschaftlich zu engagieren. Um dieses ungenutzte Potential zu aktivieren, wollten wir neue Wege der Aktivierung finden. Seit dem Frühjahr 2009 entwickelten wir, gemeinsam mit Jugendlichen aus ganz Deutschland die sich vorbildlich engagiert haben (Leading Changemaker Think and Do Tank), neue Konzepte zur Förderung von Jugendengagement. Als besonders wirkungsvoll hat sich der Pilotprojekt Youth Changemaker City in Potsdam erwiesen. Als ehemalige Wuppertalerin möchte ich das Konzept nun in unsere Stadt bringen und auch hier eine solche Bewegung mit anstoßen.

Welches sind deine nächsten Schritte?
2  Youth Changemaker City Teams gibt es schon in Wuppertal. Das Ziel ist für das nächste Jahr weitere Jugend-Teams aufzustellen, die einen Multiplikatoreneffekt haben. 50 Jugendliche sollen mitarbeiten. Die Kooperation mit dem Unterstützernetzwerk soll auf- und ausgebaut werden. Eine aktive Öffentlichkeitsarbeit soll lokale Vorbilder für Jugendliche schaffen und Andere inspirieren, selbst den Wandel herbeizuführen. Außerdem soll das Projekt am Beispiel von Wuppertal durch das Wuppertal Institut wissenschaftlich evaluiert werden. Wir haben also viel vor und freuen uns über jede aktive Mithilfe.

Was brauchst Du in der nächsten Zeit unbedingt?
Für mich steht im Moment im Fokus, sowohl den Jugendlichen, als auch dem Unterstützernetzwerk im Jahr 2011 einen festen Projektrahmen geben zu können und arbeite daher an einer nachhaltige Finanzierung für das Projekt.

Ob Jugendlicher, Organisation, Medienpartner, Stiftungen, Unternehmen, Privat Person oder grundsätzliche Befürworter Alle sind herzlich willkommen sich bei Changemaker City aktiv einzubringen und ich freue mich über jede Anfrage

Kontakt: wuppertal@changemakercity.de
Webseite: http://www.changemakercity.de/wuppertal/

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Interview: Wilma Schrader

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Kommentare

  1. Gaby sagt:

    Liebe Leni,

    super gutes Interview herzlichen Glückwunsch !!.

    LG Gaby

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