DGB Wuppertal legt Auswertung zum Arbeitsmarktrisiko der Leiharbeitskräfte vor

In Wuppertal haben Leiharbeitsunternehmen im vergangenen Jahr massiv Arbeitsplätze abgebaut. 1.389 Leiharbeitsverhältnisse bzw. 37 Prozent der Arbeitsplätze gingen in der Branche in nur 12 Monaten verloren. In der Wirtschaft der Stadt insgesamt gingen nach Berechnungen des DGB hingegen nur 3,1 Prozent der sozialversicherten Jobs verloren.

Das tatsächliche Entlassungsrisiko der Leiharbeitskräfte sei, so DGB-Regionalsekretär Guido Grüning, sogar noch weit größer. Großteils seien die Arbeitsverhältnisse nur auf einige Monate befristet, so dass oftmals instabile Erwerbsbiografien mit wiederkehrenden Phasen der Arbeitslosigkeit drohen. Nach DGB-Berechnungen mussten sich in 2009 insgesamt sogar 2.138 Leiharbeitskräfte arbeitslos melden. Innerhalb eines Jahres seien die Leiharbeitskräfte an rd. 85 Prozent der Arbeitsplätze ausgetauscht worden. Heuern und Feuern sei bei den Verleihern leider immer noch an der Tagesordnung und das Risiko der Arbeitslosigkeit in keiner anderen Branche größer. „Wer vor der Leiharbeit arbeitslos war, ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nach der Leiharbeit und nicht selten auf Hartz IV angewiesen“, erklärte Grüning.

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Zwischenzeitlich boome die Leiharbeit zwar wieder, doch entlassene Leiharbeitskräfte haben offensichtlich nur geringe Wiedereinstellungschancen. Etwa ein Drittel aller bei der Arbeitsagentur gemeldeten offenen Stellen entfallen auf die Leiharbeit. Doch die Fördermöglichkeiten der Agentur zur Qualifizierung vormaliger Leiharbeitskräfte wird von den Verleihern praktisch nicht genutzt. Grüning kritisierte, dass die Verleiher ihr eigenes personalpolitisches Risiko schnell bei den Leiharbeitskräften und der Solidargemeinschaft abladen, statt die Arbeitsverhältnisse durch Weiterbildung zu stabilisieren und bestehende Fördermöglichkeiten zu nutzen.

Besorgniserregend ist aus gewerkschaftlicher Sicht zugleich das hohe Verarmungsrisiko der Leiharbeitskräfte. Wesentliche Ursache dafür ist, so Grüning, dass im Vergleich zu allen Beschäftigten 25 bis 30 Prozent niedrigere Lohnniveau; im Helferbereich sogar rd. 45 Prozent. Daher sind viele Leiharbeitskräfte auf ergänzende Hartz IV-Leistungen angewiesen. „Hier wird über Hartz IV eine Branche subventioniert, die oftmals keine existenzsichernden Löhne zahlt und schnell zu Lohndumping in den Einsatzbetrieben missbraucht wird“, so Grüning. Bei eintretender Arbeitslosigkeit werde das Verarmungsrisiko für Leiharbeitskräfte sogar noch größer. Bereits 32,1 Prozent der Leiharbeiter, die aus einem sozialversicherten Job arbeitslos wurden, waren in Wuppertal direkt auf Hartz IV angewiesen.

Der Gesetzgeber sei dringend gefordert, die Schlupflöcher für Missbrauch und Lohndumping im Verleihgewerbe zu stopfen. Er müsse endlich dafür Sorge tragen, dass Leiharbeitskräfte den gleichen Lohn erhalten wie die Stammbeschäftigten in den Unternehmen, in denen sie arbeiten, forderte Grüning. Dass in Deutschland unbegrenzt durch die Anwendung von Tarifverträgen von der Gleichbehandlung abgewichen werden kann, ist nach Auffassung des DGB mit einer neuen EU-Richtlinie zur Leiharbeit nicht zu vereinbaren.

Darüber hinaus muss ein Mindestlohn eingeführt werden, weil die Lohnunterschiede zu den angrenzenden Staaten in Osteuropa immer noch hoch sind. Wenn ab 2011 der deutsche Arbeitsmarkt geöffnet wird, drohen ansonsten Verwerfungen. Um den Schutz der Leiharbeiter durchzusetzen, müssen die Rechte der Betriebsräte in den Entleihunternehmen gestärkt werden.

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Kommentare

  1. Michael sagt:

    „Hier wird über Hartz IV eine Branche subventioniert, die oftmals keine existenzsichernden Löhne zahlt und schnell zu Lohndumping in den Einsatzbetrieben missbraucht wird“
    Und genau so isses. Und ist es nicht auch so gewollt?

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