Orangenaktionen als gesellschaftskritische Graswurzelbewegung

„Small is beautiful“, auch im Handel. Ein Mittel gegen die Marktmacht von Handelsketten ist der Direktbezug von Lebensmitteln aus Südeuropa. Wegen der dortigen Missstände in Verbindung mit einer Spende an eine Hilfsorganisation wie „Mediterranean Hope“


Es ist verdächtig, dass es im Internet so viele Angebote südeuropäischer Landwirte gibt, uns ihre Produkte per Express direkt zu schicken. Und wenn eine soziale Organisation wie „Mediterranean Hope“ eine „ethische“ Lieferkette für solidarisch produzierte landwirtschaftliche Produkte aufbaut, lässt uns das ahnen, was die tieferen Gründe für diese Erscheinung sind. Dazu passt dann die nicht kommerzielle Verteilung dieser Produkte hier bei uns, z.B. durch Eine -Welt-Gruppen.
So werden die hiesigen Handelsketten umgangen, die ein Oligopol bilden: eine kleine Gruppe marktbeherrschender Unternehmen. Und es entfällt der seilst auferlegte Zwang von Wirtschaftsunternehmen zur Gewinnmaximierung. Der Preis, zu dem die Produkte abgegeben werden, kann dann eine Spende enthalten. Das Schöne an kleinen Eine-Welt-Gruppe ist zudem, dass sie überschaubar sind und die Gruppe selbst in der Hand hat, ob eine geplante Aktion trotz Schwierigkeiten durchgeführt wird oder nicht.
Es ist besser, etwas Kleines zu organisieren, aus dem nur eine kleine Spende resultiert, als an übermäßig hohen Hürden zu scheitern. Es sollte also problemlos möglich sein, eine verhältnismäßig kleine Menge Orangen zu ordern. Dazu wird aber ein Großhändler benötigt, von dem diese überschaubaren Mengen problemlos bezogen werden können. Dann bekommt man als Gruppe die Orangen zwar kistenweise, hat aber selbst die Freiheit, sie vor Ort kiloweise abzugeben.
Das macht zwar Arbeit, ist aber abnehmerfreundlich: Für einen kleinen Haushalt ohne kühlen Keller sind 10 kg ungespritzte Orangen zu viel. Überhaupt die Abnahme einer ganzen Kiste Orangen ins Spiel zu bringen, kann zu einer sofortigen Abwehrreaktion führen – oder Enttäuschung oder Verärgerung, wenn ein großer Teil der gutwillig abgenommenen Orangen schlecht wird, obwohl die Lagerungshinweise beachtet wurden. Im Interesse einer Verstetigung der Orangenaktion ist es also empfehlenswert, auf kiloweise Abgabe der Orangen vor Ort zu setzen.
Positive Mundpropaganda zufriedener Abnehmer ist wichtig für den dauerhaften Erfolg der Anwerbung von Abnehmern. Darüber hinaus macht die gemeinsame Bewältigung der erforderlichen Arbeit über das Gruppenerlebnis hinaus mehr Spaß, wenn in Gesprächen positive Rückmeldungen kommen.
Trotz alledem sind die Orangen letztlich nur ein Vehikel, das dazu dient, die Lage der Arbeiter zu verbessern, von denen sie gepflückt werden. Das wird durch den metaphorischen Titel „Süß statt bitter“ angedeutet, aber es muss auch durch Sachinformationen unterfüttert werden. Der Slogan „Ohne Gift und Sklaverei“ sagt zwar deutlicher, dass es um ökologisch und sozial unbedenklichen Anbau der Orangen geht, aber die Fakten, die wir Dokumentationen entnehmen können, würden die wohl Meisten in Europa nicht vermuten.
Bei genauerem Hinschauen ergibt sich ein erschreckendes Bild der Inhumanität innerhalb Europas. Ein inhumaner Umgang nicht nur mit Geflüchteten aus dem globalen Süden in Südeuropa , sondern auch mit EU-Bürgern aus Südosteuropa in der deutschen Landwirtschaft, in Schlachthöfen und auf dem Bau. Wenn Nichteuropäer von Europäern für die dortigen Arbeitsbedingungen kritisiert werden, können sie das mit gutem Recht als verlogen betrachten. Denn es ist ja nicht nur so, dass wir ähnliche Zustände bei uns weitgehend u kritisiert lassen, sondern auch so, dass deutsche Unternehmen durch den ausgeübten Preisdruck auf die dortigen Produzenten inhumane Verhältnisse herbeiführen und(oder aufrechterhalten.
Zur Verbreitung solcher Informationen gibt es viele Medien: Filme und Gedrucktes. Darauf kann bei einer gesellschaftskritischen Öffentlichkeitsarbeit zurückgegriffen werden.

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