Bildungskatastrophen-Schutz jetzt schaffen

Am morgigen Dienstag, 24.01., ist der von der UNESCO ausgerufene ‚Internationale Tag der Bildung‘.

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© Michael Tobias

 

Dazu erklärt Dilek Engin, schulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion:

„NRW steckt mitten in einer Bildungskatastrophe. Die Herausforderungen sind vielfältig: Derzeit sind etwa 8.000 Lehrer*innenstellen an den Schulen in NRW unbesetzt. Bis 2030 wird es aber einen Zuwachs von etwa 320.000 Schüler*innen geben. Wir wissen heute schon, dass alleine im Grundschulbereich bis 2025 etwa 26.300 Lehramtsabsolvent*innen fehlen werden.

Die Folgen der Bildungskatastrophe sind spürbar: Etwa 20 Prozent der Schüler*innen erreichen laut IQB-Bildungstrend 2021 nicht die Mindestanforderungen der Kultusminister*innenkonferenz für Lesen, in Mathematik scheitern sogar knapp 30 Prozent. Auch die Ergebnisse der COPSY-Studie sind eindeutig: Zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen im Alter von elf bis 17 Jahren fühlen sich durch die Corona-Pandemie belastet. Außerdem berichteten etwa 40 Prozent der Kinder und Jugendlichen von einer geminderten gesundheitsbezogenen Lebensqualität während der Corona-Pandemie. Auch der DAK-Jugendreport bestätigt diesen Negativ-Trend. 2022 sind 42 Prozent mehr Jugendliche mit emotionaler Störung im Krankenhaus aufgenommen worden als im Vorjahr. Die Zahl der stationär behandelten depressiven Episoden stieg im gleichen Zeitraum um 28 Prozent.

Im Vergleich mit anderen Bundesländern investiert NRW unterdurchschnittlich in die Schüler*innen: Mit etwa 6.300 Euro pro Kopf lagen die Mittel zuletzt in NRW für die Grundschüler*innen noch immer über 1.000 Euro unter dem Bundesdurchschnitt. Der Investitionsstau an den Schulen in NRW wird auf 10 Milliarden Euro geschätzt. Klar ist aber auch: Der Fachkräftemangel zeigt sich jetzt schon in den unterschiedlichsten Branchen. Ohne gute Bildung werden wir die Lücke nicht schließen können.“

Das alles zeigt: Wir müssen jetzt den Bildungskatastrophen-Schutz schaffen. Schule darf nicht länger nur verwaltet werden. Die Herausforderungen sind zu groß, um bloß von der Seitenlinie aus zu dirigieren.

Schule muss mehr sein als Betreuung und Bildung. Deshalb fordern wir, dass bis 2027 in allen Grundschulen in NRW Familienzentren etabliert werden. In offenen Sprechstunden gibt es hier in der Schule gebündelt Erziehungs- und Familienberatung unter einem Dach. Das ist ein wesentlicher Baustein für frühe Hilfen und Präventionsketten vor Ort.

Das Land muss eine Personaloffensive für die Schulen in NRW starten. Dazu gehören auch der Ausbau und die Schaffung neuer Studienplätze. Hier müssen die Hochschulen für angewandte Wissenschaften eingebunden werden, um im naturwissenschaftlich-technischen Bereich die dringend benötigten Lehrkräfte ins System zu bringen. Ministerin Feller muss mutig sein und verkrustete Strukturen aufbrechen, um den Lehramtsberuf attraktiver zu gestalten. A13 für alle muss auch wirklich für alle gelten. Werkstattlehrer*innen, Fachlehrer*innen und Fachleiter*innen müssen Perspektiven geboten werden. Schulleitungen brauchen endlich die Freiheit, Lehrpläne und Stundentafeln entsprechend der jeweiligen Situation an der individuellen Schule herunterfahren zu dürfen. Das führt dann auch zu einer echten Entlastung der Lehrkräfte vor Ort, damit sie mehr Zeit für die Betreuung der Kinder und Jugendlichen haben.

Ungleiches muss ungleich behandelt werden. Deshalb fordern wir eine auskömmliche Finanzierung des Sozialindexes. Das Geld muss da ankommen, wo es am dringendsten benötigt wird. Die 1.000 Schulen in besonders herausfordernden Lagen müssen mit Unterstützung des Bundes mit zusätzlichen personellen und sachlichen Mitteln ausgestattet werden.“

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Kommentare

  1. Susanne Zweig sagt:

    Ich kenne eine engagierte Sonderpädagogin, die heute nervenkrank ist, eine fertig ausgebildete Lehrerin, die nach einem Jahr Schuldienst aufgegeben hat, eine Grundschulleiterin, die sich das Leben genommen hat und eine Gymnasiallehrerin, die nach Baden-Württemberg geflohen ist und dort über NRWs lehrerfeindliche Schulpolitik lacht.

    Für keine dieser Lehrerinnen hätte A13 den Job in NRW attraktiver gemacht.

    Eine Personaloffensive ist aller Ehren wert. Aber auch in der Pflege, in der Medizin, im Handwerk und in fast jeder anderen Branche gibt es jetzt solche Offensiven. Gegen den demografischen Wandel werden Offensiven nicht helfen.

    Mittelfristig werden die Klassenstärken wieder angehoben werden müssen. Und spätestens dann müssen Klassen und Lehrkräfte vor Individualinteressen renitenter Schüler und Eltern genauso wie vor ideologiegeleiteten schulpolitischen Sonderwünschen effektiv geschützt sein, um nur zwei klassische Überforderungsfaktoren herauszugreifen.

    Das ist viel Arbeit für einen Tag.

  2. Norbert Beutel sagt:

    Zu Bildungskatastrophe:
    Diese wurde jahrelang von rotgrün ohne erkennbaren Widerstand von schwarz-gelb verursacht.

    Zu Zuwachs an Schülern:
    Der Zuwachs wird mit Sicherheit nicht von deutschen Kindern verursacht, sondern in der Hauptsache von Flüchtlingen.
    Hier ist zu unterscheiden, ob für diese Familien Bleibeaussichten bestehen oder – im Falle der Ukraine-Kriegsflüchtlinge – diese in absehbarer Zeit wieder in ihre Heimat zurückkehren(wollen).
    Logischerweise kann bei den Ukrainern davon ausgegangen werden, dass sich unter den Flüchtlingen auch Lehrerinnen befinden, die hier ihre Kinder in ihrer Landessprache unterrichten können. Damit wäre für einen Großteil schon mal das Lehrer-Problem gelöst.
    Für die Kritiker: Deutschland hat 140 Auslandsschulen + 5 Bundeswehr-Schulen auf allen Kontinenten der Welt, wo Kinder in deutscher Sprache unterrichtet werden. Also warum nicht auch ukrainische Schulen (wie. z.B. japanische, britische, US-amerikanische, französische u.a. Schulen) in Deutschland?

    Zu Mindestanforderungen:
    Aber der Großteil der Eltern ist der Meinung, dass ihre Sprösslinge zu Höherem berufen seien und peitschen sie durch das Schulsystem bis zum Abitur, dessen Niveau immer weiter nach unten korrigiert werden musste. Dann wird „studiert“, zumindest so lange, bis nach dem Peter-Prinzip die Stufe der Inkompetenz erreicht ist. Die Konsequent: Studien-Abbruch und Unterschlupf in der Politik bei linksgrünen Parteien.

    Zu Fachkräftemangel:
    Fachkräfte werden nicht nur auf universitärem Niveau gesucht und gebraucht, sondern mehr noch im Handwerk und in der Industrie. Und für diese Berufe benötige ich i.d.R. kein Abitur, sondern sog. Soft-Skills wie Fleiß, Aufgeschlossenheit, praktische Intelligenz, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit u.v.a.m., wovon es bei vielen Abiturienten mangelt.
    Deshalb ist das bewährte dreigliedrige (aber durchlässige) Schulsystem mit Hauptschule, Realschule und Gymnasium, wieder zu reaktivieren.

    Zu Besoldungs-Gleichschaltung:
    „A13 für alle muss auch wirklich für alle gelten“?
    Wieso A13? „A“ steht für die Beamtenbesoldung. Nach welcher Logik soll / muss ein Lehrer Beamter sein? Mit der Unterrichtung von Kindern übt er KEINE hoheitliche Tätigkeit (Voraussetzung des Beamtentums) aus.
    Ein Lehrer kann also durchaus auch als Angestellter des öffentlichen Dienstes seine Aufgaben erfüllen.
    Und weshalb soll es keine Unterschiede zwischen der Besoldung von Lehrern an einer Grundschule und eines Gymnasiums geben? Werden Busfahrer auch gleich bezahlt wie Piloten einer Fluggesellschaft, die beide Personen von A nach B befördern?
    Mit A11 verdient ein Lehrer (verheiratet, keine Kinder, letzte Dienstaltersstufe, LSt-KLasse 3) etwa 4.700 Euro, während es bei A13 rund 1.000 Euro mehr sind. Aber damit zählt auch der A11er-Grundschullehrer mit Sicherheit nicht zu den armen Schichten.

    Zu gendern:
    Das Gendern hätte sich die Oberstudienrätin Engin sparen können. Selbst von dem grünen Minischderpräsidenden Kretschmann wird das Gendern an der Schule abgelehnt.
    Die Berufsbezeichnung „Lehrer“ trifft für beide (Achtung: nur ZWEI) Geschlechter zu und nennt sich „generisches Maskulinum“ und beruht auf einer jahrhundertealten deutschen Sprachkultur. Sollte eine Studienrätin eigentlich wissen. Das einzige „gendern“, das ich akzeptiere, ist, wenn ein Sachse mit seinem Boot umkippt.

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