Zurück in die Kirche

Rund 200 Menschen sind seit 2019 wieder in die evangelische Kirche in Wuppertal eingetreten. Pfarrerin Simone Pries lädt sie am 28.10. zum Gottesdienst ein.

Rund 200 Menschen sind seit 2019 wieder in die evangelische Kirche in Wuppertal eingetreten. Pfarrerin Simone Pries lädt sie am Freitag (28.10.) um 18.30 Uhr zum Gottesdienst in die CityKirche ein.

Der Begrüßungsgottesdienst für neue Mitglieder hat im Kirchenkreis eine lange Tradition. Warum gibt es ihn?

Simone Pries: Einige Jahre, nachdem die Wiedereintrittsstelle vor rund 22 Jahren in der CityKirche Elberfeld und Gemarker Kirche in Barmen eingerichtet wurde, entstand die Idee des Begrüßungsgottesdienstes. Er richtet sich an alle Erwachsenen, die neu oder wieder in die evangelische Kirche eingetreten sind. Der Gottesdienst soll dazu anregen, wieder Anschluss an die Kirche und ihre jeweiligen Gemeinden in der Stadt zu finden. Zuletzt fand er im Herbst 2019 statt. Dann kam Corona und nun laden wir nach zwei Jahren wieder dazu ein. Die Begrüßung findet im Rahmen unseres Gottesdienstes zum Wochenende statt und ist daher öffentlich. Es sind alle herzlich willkommen.

Wie häufig treten Menschen bei Ihnen wieder in die Kirche ein?

Simone Pries: Ich bin erst seit 2020 Pfarrerin in der CityKirche, führe aber im Schnitt einmal im Monat ein Gespräch mit Menschen, die in die Kirche eintreten wollen. Es gibt aber auch Zeiten – wie etwa diesen Sommer -, da kommen jede Woche Menschen zu mir. Ich bin über jeden glücklich, der sich dazu entschließt und führe diese Gespräche ausgesprochen gerne.

Erzählen Ihnen die Menschen, warum sie wieder zurück in die Kirche wollen?

Simone Pries: Ich habe noch niemanden erlebt, der es mir nicht erzählen wollte. Die Entscheidung für den Wiedereintritt hat viele Gründe. Oft wird sie an Wendepunkten des Lebens getroffen, etwa bei der Familiengründung oder wenn jemand Taufpate werden möchte. Beim Jobwechsel verlangt es manchmal der Arbeitgeber. Die Erkrankung oder der Tod von Angehörigen können auch eine Rolle spielen. Das erlebe ich häufiger bei älteren Menschen, die in Rente gehen und sich für ihren letzten Lebensabschnitt wieder an die Kirchen binden möchten, um einen Ort zu haben, an dem sie Trost, Hilfe und Gemeinschaft erfahren können. Und natürlich gibt es auch Katholiken, die sich mit ihrer Kirche aufgrund der Missbrauchsskandale nicht mehr identifizieren und nun eine neue geistliche Heimat in der evangelischen Kirche suchen.

Bei einer Tasse Kaffee nimmt sich Simone Pries Zeit für jeden, der oder die wieder oder neu in die Kirche eintreten möchte.

Wer wieder eintritt, ist einmal ausgetreten. Reden die Menschen auch darüber?

Simone Pries: Das ist sehr unterschiedlich. Manche sind nur zehn Minuten da, um mir ihre Taufurkunde und Austrittsbescheinigung vorzulegen und mit mir das Formular zum Wiedereintritt auszufüllen. Andere bleiben noch länger und erzählen mir im WeltCafé bei einer Tasse Kaffee viel aus ihrem Leben. Oft sind es persönliche Enttäuschungen über Mitarbeitende der Kirche, die Pfarrer:innen, die Jugendgruppe, die Erzieherin der Kinder oder den Pflegedienst, die zum Austritt geführt haben. Andere berichten mir, dass sie aus steuerlichen Gründen ausgetreten sind. Neulich war ein Mann bei mir, der unsere Kirche auf Rat seines Steuerberaters verlassen hatte und meinte, das habe sich danach nicht richtig für ihn angefühlt.

Sie sagten gerade, dass für den Eintritt nur eine Bescheinigung der Taufe und des Austritts nötig sind. Was ist mit Menschen, die eintreten wollen, aber nicht getauft sind?

Simone Pries: Sie müssen sich erst taufen lassen. Dafür empfehle ich, Kontakt mit dem Pfarrer oder der Pfarrerin der Gemeinde des Stadtteils aufzunehmen, in dem sie wohnen. Wir wünschen uns natürlich, dass sie sich dort nach ihrem Wiedereintritt zugehörig fühlen und eine geistliche Heimat finden. Aber wir bieten auch Taufen in unseren Gottesdiensten in der CityKirche an. Wir hatten hier schon einen sehr schönen Jugendgottesdienst, in dem die Jugendreferentin des Kirchenkreises Bettina Hermes einen jungen Mann getauft hat.

Das Interview führte Sabine Damaschke.
Foto: Sabine Damaschke

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