Bereitschaft zur Solidarität

In ihrer aktuellen WZ-Kolumne (14.10.) regt Superintendentin Federschmidt einen Solidaritätsfonds von Kirche und Diakonie an.


Mehr Solidarität der einkommensstarken mit einkommensschwachen Bürger:innen wünscht sich Superintendentin Ilka Federschmidt in ihrer aktuellen WZ-Kolumne (14.10.). Sie regt unter anderem einen Solidaritätsfonds an.

„Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen, und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.“ Das ist ein sperriger Satz von Jesus in der Bibel, im Lukasevangelium Kapitel 12. Er provoziert und geht mir nach in diesen Tagen von Energiekrise und Inflationsentwicklung.

Jesus spricht im doppelten Sinn Menschen an, denen viel gegeben ist: viel an materiellen Gütern und an wirtschaftlichem Vermögen – und viel in dem Sinn, dass sie einen reichen Schatz für ihr Leben durch ihren Glauben an Gott haben.

Man merke auf: Wem viel gegeben ist. Nicht: Wer sich das verdient hat, wem das zusteht. Jesus macht klar, dass sich niemand den eigenen materiellen Wohlstand einfach so als eigenen Verdienst zurechnen kann. Wer hat sich schon verdient, in eine wohlhabendere Familie hineingeboren zu sein, oder vom Elternhaus her einen guten Bildungszugang ermöglicht bekommen zu haben.

Wie könnten wir sagen, wir haben uns den Wohlstand in unserem aufs Ganze gesehen reichen Land verdient, wenn wir heute nur zu deutlich die Schattenseiten des Wohlstandsstrebens und der Wachstumsideologie für unser Klima und für die Teilhabe aller an lebenswerten Verhältnissen sehen müssen.

Soziale Gerechtigkeit, statt Abgabe von Almosen

Und wo Hoffnung für viele eine Mangelware wird: Sind Menschen des Glaubens da nicht besonders nach ihrer Hoffnung nicht für sich allein, sondern für alle gefragt?
Da geht es nicht um ein Abgeben von Almosen, sondern um die Ermöglichung sozialer Gerechtigkeit. Es geht um soziales Wachstum. Wer glaubt, weiß, dass uns dieses Leben mit all seinen Möglichkeiten als ein kostbares Geschenk anvertraut ist.

Ich gehöre zu denen, denen viel gegeben ist. Ich habe ein gutes Auskommen. Die Folgen der Energiekrise und der Inflationsentwicklung kann ich aus eigener Kraft gut bewältigen ohne einen einschneidenden Verzicht. Zu einer gemeinsamen, solidarischen Bewältigung der Krise könnte und würde ich gerne mehr beitragen.

Partei nehmen für die Schwächsten

Unser Staat hätte meine eindeutige Zustimmung dafür, Menschen wie mir mehr Lasten zuzumuten als den wirtschaftlich viel schlechter gestellten Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Und ich kenne andere in der Nachbarschaft, in unserer Kirche, die das ebenso sehen.

Da macht es mich schon ratlos, mit welchen Samthandschuhen unsere Regierungen an dieses Thema heran gehen und ich möchte fragen: Unterschätzt ihr uns nicht, was die Bereitschaft zur Solidarität angeht? Der für Sanftmut eintretende Jesus hat genau im Sinne seiner Sanftmut hier keine Samthandschuhe an. Er nimmt Partei für die Schwächsten: Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen.

Hoffnung und Handeln, statt Ohnmacht

Und er spricht uns Christinnen und Christen, unsere Gemeinden, an bei der Hoffnung, die uns anvertraut ist. Sie kann uns bewahren vor Ohnmacht, vor depressiver Resignation, die sich gerade auch bei der jüngeren Generation breit macht, auch bei denen in meiner eigenen Familie. Glauben ist Widerstandskraft, die Dinge nicht so hinzunehmen wie sie sind. Was ist das für ein Schatz?!

Als Kirche und Diakonie wollen wir gerne Zeichen in unserer Stadt setzen, unseren Politikerinnen und Politikern vor Ort und in Land und Bund zeigen, dass „mehr“ drin ist an Solidarität. Auch in unseren Gemeinden sind die Menschen, die bislang mit einem bescheidenen mittleren Einkommen auf eigenen Füßen standen, aber nun wirtschaftlich abrutschen.

Kirche will ein Zeichen der Solidarität setzen

In unseren Kitas sind es nicht allein Eltern und von Armut betroffene und bedrohte Kinder, sondern auch die alleinerziehende Mitarbeiterin. An die Pfarrhaustüren, in die Citykirche Elberfeld und in die Sozialberatung unserer Diakonie kommen immer mehr ratlose Menschen, die nicht einmal wissen, was ihnen an Unterstützung zusteht und wie sie das überhaupt beantragen könnten. Da wird jetzt schon viel getan von Haupt- und Ehrenamtlichen, um zu helfen. Manche Gemeinden können und wollen gezielte „Wärmeräume“ in den kalten Monaten offen halten.

In der kommenden Woche werden auch wir mit unseren Gemeinden beraten, die Kirchensteuern, die wir aufgrund der Energiepreispauschale von

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