80. Jahrestag der Wuppertaler Deportation ins Ghetto Litzmannstadt/Łódź

Gedenkrundgang von der ehemaligen Reichsbahndirektion zum Steinbecker Bahnhof. 17.00 Uhr vor dem Hauptbahnhof Wuppertal-Elberfeld - Treppenaufgang zur ehemaligen Reichsbahndirektion ca. 18.15 Uhr Gleis 1 im Steinbecker Bahnhof Musik mit Roswita Dasch Bringt bzw. bringen Sie Blumen mit!

26. Oktober 2021

80. Jahrestag der Deportation von 200 Juden und Jüdinnen aus Wuppertal, Solingen und Remscheid ins Ghetto Litzmannstadt/Łódź
Gedenkrundgang von der ehemaligen Reichsbahndirektion zum Steinbecker Bahnhof.
17.00 Uhr vor dem Hauptbahnhof Wuppertal-Elberfeld – Treppenaufgang zur ehemaligen Reichsbahndirektion
ca. 18.15 Uhr Gleis 1 im Steinbecker Bahnhof

Musik mit Roswita Dasch

Bringt bzw. bringen Sie Blumen mit!


Veranstalter*innen:
Verein zur Erforschung der sozialen Bewegungen im Wuppertal e.V.
MIZWA – Zeit zu handeln e.V




Vor 80 Jahren
Im Herbst 2021 jähren sich zum 80. Mal die ersten Deportationen aus dem Bereich der Gestapoleitstelle Düsseldorf in die Ghettos und Mordlager im deutsch besetzten Osteuropa. Mehr als 3.000 Jüdinnen und Juden wurden in die Ghettos Łódź, Minsk und Riga deportiert. Nur wenige überlebten die Shoah.
Für Wuppertal planen wir am 26. Oktober 2021 einen Gedenkrundgang zum Steinbecker Bahnhof. Wir starten um 17:00 Uhr am Hauptbahnhof Wuppertal an der Treppe zur ehemaligen Reichsbahndirektion Wuppertal. Diese Reichsbahndirektion organisierte für die Gestapo alle Sonderzüge in den Tod aus der Region Düsseldorf. Das Bahnpersonal kontrollierte das Verladen von Menschen und Gepäck. Schließlich berechnete die Reichsbahn für die Todeszüge den Personentarif Dritte Klasse (Gruppenbeförderung, einfache Fahrt).

Die Deportationen geschahen vor aller Augen: Im Verfahren gegen Albert Ganzenmüller, der für die Deportationen verantwortliche Staatssekretär im Reichsverkehrsmuseum,  beschrieb  der Zeuge Hesselberger, der von September 1943 bis Kriegsende zur Reichsbahndirektion Wuppertal abgeordnet war,  “  daß an einem warmen Tage im Herbst 1943 oder Sommer 1944 auf dem Düsseldorfer Hauptbahnhof zwei aus sehr alten Personenwagen zusammengesetzte Züge einliefen. Die Insassen seien Juden gewesen, von denen viele holländisch gesprochen hätten. Die Wagen seien vollgepreßt mit Männern, Frauen und Kindern gewesen, die nur abwechseln hätten sitzen können. Die Menschen bettelten und weinten um einen Schluck Wasser. Als er, der Zeuge, einen Becher mit Wasser in einen Wagen habe reichen wollen, sei ihm von einem Bahnpolizisten der Becher aus der Hand geschlagen worden.“ (Yad Vashem Digital Collection P 26/012 Material Ganzenmüller-Prozess, 1973-1984)


Die Wuppertaler Deportation
Am 26. Oktober 1941 wurden 200 jüdische Menschen, 163 aus Wuppertal, 16 aus Solingen und 21 aus Remscheid, vom Steinbecker Bahnhof zunächst zum Schlachthof in Düsseldorf-Derendorf verbracht. Am folgenden Tag, am 27. Oktober 1941, wurden insgesamt 1.008 Menschen von Düsseldorf aus ins Ghetto Litzmannstadt/Łódź deportiert.
Vier weitere Juden, aus dem Zugriffsgebiet der Wuppertaler Gestapo, Adolf Nathan, Betty Nathan, Walter Isaac und Bella Isaac, alle aus Langenberg, gelangten auf einen anderen Weg zur Sammelstelle im Düsseldorfer Schlachthof. Ester Ettel Oschowski und ihr dreijähriger Sohn Samuel standen auf der Transportliste und konnten vorher untertauchen.
Fünf Menschen, die auf der Deportationsliste der Wuppertaler Gestapo nach Litzmannstadt/Łódź standen, entzogen sich durch Freitod der Deportation. Wir erinnern an die Geschwister Siegfried, Laura und Hedwig Michelsohn aus der Weststraße 76, die sich am 17.10.1941 das Leben nahmen. Nicht vergessen sind auch Selma Arronge aus der Charlottenstr. 78 und Emma Stern aus der Viktoriastr. 45. Sie starben am 19.10.1941 bzw. 25.10.1941. Sie alle haben ein Grab auf dem jüdischen Friedhof auf dem Weinberg gefunden.
Von den insgesamt 1008 nach Litzmannstadt/Łódź deportierten Menschen überlebten nur 13 Personen. Von den 200 aus Wuppertal deportierten Menschen überlebte keiner. 193 Deportierte starben schon im Ghetto, über 600 wurden 1942 nach Kulmhof (Chelmno) deportiert und dort mit dem Gas von Dieselmotoren ermordet.
Drei Wuppertaler*innen, Georg Isy Aronowitz, Marianne Fassbender und Wolfgang Tyger, überlebten das Ghetto in Litzmannstadt. Sie waren bereits bei der sog. Polen-Aktion am 28. Oktober 1938 nach Polen deportiert worden. Sie überlebten Ghetto und Lager. 


Niemand ist vergessen!


P.S. Wir regen mit unserem Gedenken auch dazu an, dass nach 80 Jahren endlich eine angemessene Informationstafel an das Gebäude der ehemaligen Reichsbahndirektion angebracht wird, die die Rolle der Wuppertaler Reichsbahndirektion bei der Durchführung der Deportationen in die Ghettos und Vernichtungslager thematisiert, aber auch die Mitwirkung beim Abtransport von Zwangsarbeiter*innen, KZ-Häftlingen und Kriegsgefangenen nicht verschweigt. Auch eine kritische Thematisierung des aus Wuppertal stammenden NS-Reichsverkehrsministers Julius Dorpmüller kann nichts schaden, zumal das Gebäude der Reichsbahndirektion bald wieder eine öffentlichen Nutzung als Universitäts- und Stadtverwaltungsgebäude erfahren soll.


„Erinnern heißt handeln!“ (Esther Bejarano)








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