01.06.2021

Vorsicht bei Daytrading-Gurus auf Instagram

Mit der Corona-Pandemie erreichte auch Daytrading eine nie dagewesene Popularität. Während der zahlreichen Lockdowns und der für viele damit verbundenen Tage der Untätigkeit, sahen sich Menschen vermehrt nach Möglichkeiten um, von zuhause aus etwas Geld verdienen zu können.

Vorsicht bei Daytrading-Gurus auf Instagram ©Pixabay

Viele von ihnen wurden dabei auf Daytrading, die kurzfristige Spekulation auf Börsenkurse, aufmerksam und die Neugierde durch vermeintlich erfolgreiche Daytrader auf Instagram und YouTube weiter geschürt.
Dort wird nämlich, vor allem von jungen Männern, ein Lebensstil mit schnellen Autos, Luxusuhren, exotischen Locations, schönen Frauen und endlosen Partynächten propagiert, der angeblich durch Daytrading und die damit erzielten Gewinne finanziert wird. Doch leider ist das nur eine Illusion, die erschaffen wird, um ein Image aufzubauen, sich als vermeintlichen Experten darzustellen und damit Abos, Kurse, Onlinebroker und mehr an den Mann zu bringen.

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„Um das Image zu wahren“

Kürzlich sorgte der Fall eines Instagram-Daytraders für Aufsehen über welchen die Daily Mail berichtete. Dieser wurde von seiner Mutter verklagt, weil er ihr 750.000 Dollar nicht zurückzahlen konnte. Der Grund: Er musste sein Image für Instagram wahren, wo er sich als erfolgreicher Daytrader inszenierte. Laut seinen Angaben vor Gericht würde ihm das Posten von glamourösen Fotos helfen „Zeug zu verkaufen“.
Hinter dieser Fassade war die Realität eine andere: Während er das Geld seiner Mutter dazu verwendete die Illusion eines erfolgreichen Daytraders zu schaffen, bezog er Sozialleistungen, weil er offiziell arbeitslos war. Der angeblich gekaufte Lamborghini; lediglich ein Mietauto, ebenso wie „seine“ Villa und das Schnellboot.

Den Daytrader-Lifestyle gibt es nicht

Die Liste solcher „Social-Media-Daytrader“ ist lang. Zumeist handelt es sich um junge Männer, die ihren Angaben nach schon früh erkannt haben, dass sich eine Ausbildung nicht lohnt, dass diese nur dazu führt in einem „9 bis 5 – Job“ zu landen und so wie alle anderen auch im Hamsterrad gefangen zu sein. Durch Daytrading, so sagen sie, haben sie es geschafft aus diesem Kreislauf auszubrechen.
Mit ihren Bildern, kurzen Videos und Binsenweisheiten à la „Wenn du nur das tust was alle anderen machen, wirst du auch nur das haben, was alle andere haben!“, die man in jedem „Network-Marketing“- oder ähnlich gelagerten Pyramidensystem zu hören bekommt, wollen sie vor allem junge Männer ansprechen, die ein eher niedriges Bildungsniveau/keine Ausbildung haben und eine Rechtfertigung dafür suchen, warum sie dies ohnehin nicht benötigen. Auf diese Gruppe machen Fotos von dicken Geldbündeln, Luxusautos, teuren Uhren und schönen Frauen Eindruck, denn genau das ist ihre Vorstellung davon, wie reiche und erfolgreiche Männer leben. Vergleicht man dies mit den Instagram-Profilen von wirklichen reichen und erfolgreichen Männern, so könnte der Unterschied kaum größer sein.

Warum Daytrading?

Die Frage, warum es ausgerechnet Daytrading sein soll, ist leicht beantwortet. In den letzten Jahren haben sich neue Finanzinstrumente entwickelt, welche diese Form des Tradings auch mit einem geringen Anfangskapital möglich machen. Damit ist Daytrading nicht nur mehr Tradern und Institutionen mit viel Kapital vorbehalten, sondern für jedermann möglich. Die leichte Zugänglichkeit und die Aussicht auf rasante, hohe Gewinne, ziehen vor allem Anfänger in ihren Bann, die sich der damit verbundenen Risiken nicht bewusst sind.
Dieses Unverständnis und die Verlockung des schnellen Geldes machen sich Instagram-Daytrader zunutze, um den Eindruck zu vermitteln, dass dadurch jeder wohlhabend und unabhängig werden kann. Die vermeintlichen Belege für diese Behauptung liefern sie selbst: Ohne Ausbildung haben sie es geschafft ein Leben voller Luxus zu führen; alles dokumentiert durch Bilder und Videos auf Instagram.

Die Wahrheit über Daytrading

Nachweise darüber, wie weit dies alles von der Realität entfernt ist, liefern die öffentlichen Zahlen von Daytrading Brokern (CFD Brokern) bezüglich Verlustraten ihrer Kleinanlegerkonten. Diesen zufolge verlieren durchschnittlich 75% aller Hobbytrader Geld in den ersten drei Monaten. Erweitert man diesen Zeitraum, so dürfte diese Zahl sich noch deutlich verschlechtern. Dies impliziert zumindest eine 2020 publizierte Studie der „Sao Paulo School of Economics“ in Zusammenarbeit mit der „University of Sao Paulo“, welche unter Einsteigern im Daytrading durchgeführt wurde:
Nach 300 Tagen hatten ca. 97% aller noch aktiven Teilnehmer Geld im Daytrading verloren. Somit konnten lediglich 3% tatsächlich durch Daytrading auf Dauer einen Gewinn erzielen. Allerdings erreichte die Höhe der monatlichen Gewinne in zwei Drittel dieser Fälle nicht einmal den brasilianischen Mindestlohn.
Das zeigt deutlich, dass der Traum durch Daytrading ein finanziell unabhängiges Leben führen zu können in erster Linie eine Illusion ist, die durch Lügner und Aufschneider am Leben gehalten wird, ganz einfach um „Zeug zu verkaufen“.
Natürlich gelingt es dem einen oder anderen mit Daytrading wirklich seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Das ist allerdings etwas für das es weitaus einfachere und vor Allem sicherere Möglichkeiten gibt.


        

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Kommentare

  1. Gerald sagt:

    Sehr interessanter Artikel, trotz „Anzeige“!

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