05.11.2020

US-Wahl: Gewinnt die Demokratie gegen Demagogie und Inszenierung?

Ein Kommentar von Vok Dams


Ich schaue selten RTL.
Aber am Abend der Wahl in den USA bin ich dort hängen geblieben.

Aktuelle Stellenangebote:

Es gab einen ausführlichen Bericht über Donald Trump, den Präsidenten der USA,
der alle Prinzipien der Demokratie, des Anstandes und der Moral außer Kraft gesetzt hat.
Der Präsident, der unbedingt wiedergewählt werden will und dem dazu jedes Mittel recht ist.


Dass er als pathologischer Lügner diese Chance hatte, dass er von fanatischen Anhängern
getragen wird, dass er Massen begeistert, wird von unzähligen Amateuren und
vielen Fachleuten analysiert. Unverständnis überwiegt. Zumindest in Europa.
Vielfach gepaart mit Überheblichkeit und intellektueller Arroganz.

Der Gesichtspunkt einer beispielhaften Marketing-Kampagne und einer exzellenten
Kommunikation spielt in diesem Zusammenhang seltener eine Rolle.
Erstaunlich – zeigte doch das RTL-Portrait die absolute Professionalität, mit der die Marke
„Donald Trump“ positioniert und vermarktet wird. Präsentiert von einem begnadeten Entertainer,
der alle Regeln erfolgreicher Dramaturgie und Rhetorik beherrscht und sich mit großartigen
Events und entsprechenden Bildern medial und live erfolgreich in Scene setzt.

Erinnern wir uns –
„Will man Menschen überzeugen muss man Menschen begeistern“ (1*) war einer der Leitsätze
unserer Agentur in Zeiten der Event-Euphorie. Basierend auf den „Gesetze(n) des Erfolgs für Events
und Live-Marketing“ (2*), in denen wir auf die Erfolgsgrundlagen der Katholischen Kirche (Rituale)
und der Nationalsozialisten (Inszenierungen) verwiesen.
Gesetzmäßigkeiten, die als Erfolgskomponenten für Marketing-Events eine Rolle spielen und die
damit verbundene gesellschaftliche Verantwortung deutlich machen.

Die politische Verantwortung, die sich aus diesen Erkenntnissen speist, ist dabei offensichtlich
zu kurz gekommen. Wie sonst wäre es möglich, achtzig Jahre nach dem Aufstieg
der Nationalsozialisten in Deutschland mit Überraschung auf die USA zu sehen?

Es müssen nur einige Faktoren zusammenkommen, die zu vorhersehbaren Entwicklungen
führen und (im schlimmsten Fall) Katastrophen auslösen.

Unüberschaubare wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen fördern
die Unsicherheit und das Bedürfnis nach einfachen Lösungen. Lösungen,
die von massetauglichen, skrupellosen und narzisstischen Talenten angeboten werden.
Wenn diese dann noch über die Grundlagen der Massenhypnose verfügen,
finden sich schnell die Lemminge, die einen „Führer“ brauchen,
dem sie zujubeln und bedingungslos folgen können.

Natürlich verbietet sich ein Vergleich zwischen Donald Trump und Adolf Hitler.
Dennoch sind teilweise beängstigende Parallelen nicht weg zu diskutieren.

Der gesellschaftliche Umbruch in den 1930er Jahren, die Finanzkrise, Arbeitslosigkeit,
Reparationsforderungen damals, die Nachwirkungen der weltweiten Finanzkrise,
politische Umbrüche, Globalisierung, wirtschaftliche Veränderungen und die Corona-Epidemie
schaffen heute die Voraussetzungen für eine verunsicherte Gesellschaft.
„America First“ war der politischer Slogan von Donald Trump. Seine Wahlveranstaltungen
unterscheiden sich nicht viel von den Inszenierungen der Nationalsozialisten in Zeiten
der Weimarer Republik. „Deutschland, Deutschland über alles“ hieß es damals und
die Propaganda und Hetze auf Andersdenkende war Bestandteil eines machtpolitischen
Konzeptes. Und nicht zu vergessen – auch Adolf Hitler wurde in einer demokratischen Wahl
in den Deutschen Reichstag gewählt.

Hitler wusste die Medien Rundfunk und Film als Kommunikationsmittel aktiv für seine direkte
Ansprache, seine Propaganda zu nutzen. Trump hat das Medium Twitter für sich entdeckt und
kommuniziert erstmals im politischen Raum mit seinen Millionen „Followern“ direkt.
Er schiebt damit die freie Presse ins Abseits. Mehr noch – die klassischen Medien werden
diffamiert und unglaubwürdig gemacht. Die „vierte Gewalt“ der demokratischen Kontrolle wird
zum Gegner erklärt und damit ausgeschaltet.

Wenn es politisch und gesellschaftlich nicht so beängstigend wäre, könnte man das „Polit-Theater“
aus Marketingsicht durchaus bewundern. Zumal die jeweiligen Ansprachen perfekt inszeniert und
sowohl inhaltlich als auch rhetorisch absolut beispielhaft auf die Zielgruppen zugeschnitten sind.
Gutes Live-Marketing also im wahrsten Sinne des Wortes.

Wie war das noch mit dem Unterschied zwischen Adolf Hitler und Donald Trump?
Hitler hatte eine Strategie: lange vorher beschrieben in seinem Buch „Mein Kampf“.
Trump hat kein Konzept, nur ein Ziel: Persönliche Macht, Anerkennung und profitable „Deals“.
So suchen wir also Trost in der Hoffnung, dass es doch noch Chancen für einen Wechsel gibt.
Dass Anstand und Moral zurückkehren, dass die amerikanische Nation diese Prüfung besteht und
die amerikanische Demokratie gestärkt aus dieser Krise hervorgeht.
In unserem Interesse, im Interesse Europas, im Interesse der großen amerikanischen Nation
und im Interesse der Weltgemeinschaft.

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Anmerkungen

Fotos:
Vok Dams iNotes – iPhone-Notizen aktueller Medienberichte

Hinweise:

  1. *Vok Dams, Colja Dams
    50  JAHRE KOMMUNIKATION DIREKT
    Entstehung und Entwicklung von Event- und Live-Marketing
    Verlag Müller+Busmann
  2. *Vok Dams, Colja Dams
    CODE ROUGE
    Gesetze des Erfolgs für Events und Live-Marketing
    Verlag Frankfurter Allgemeine Buch

 

Interessant:

Wieso wir Trump trotzdem dankbar sein müssen,
schreibt Matthias Horx in seinem Kommentar zur US-Wahl:
https://www.zukunftsinstitut.de/…/danke-trump…/

 

Weitere Informationen:

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Kommentare

  1. Wecker sagt:

    Die Inszenierung hat gegen die Demagogie gewonnen.

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