Trassenleuchten – die Wuppertalbewegung gewinnt 2. Mio Euro

Beim Wettbewerb „Kommunen im neuen Licht“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) hat die Wuppertal Bewegung für das Projekt „Nordbahntrasse“ mit ihrem LED-Beleuchtungskonzept 2 Mio. Euro gewonnen. Ein Gespräch mit der Projektleiterin Dajana Meier.

Dajana fkleinFoto: Dajana Meier

Liebe Dajana, schön dass Wuppertal mit der Wuppertalbewegung mal wieder hell ins Land leuchten darf und herzlichen Glückwunsch zum Gewinn der 2. Mio. Wie seid ihr darauf gekommen, Euch an dem Projekt „Kommunen im neuen Licht“ zu beteiligen?

Durch private Kanäle wurde ich auf den Wettbewerb aufmerksam gemacht. Ich war sofort der Ansicht, dass die Nordbahntrasse dafür ein ideales Projekt sei.

Der Wettbewerb „Kommunen in neuem Licht“ ist Bestandteil der so genannten „LED-Leitmarktinitiative“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und will damit die Einführung der LED-Technik beschleunigen. In Deutschland gibt es eine Reihe von Unternehmen, die in der Entwicklung von neuen Lichtkonzepten führend sind. Einerseits will das Ministerium damit den Ruf Deutschlands als Hightech Land stärken und andererseits die Vorteile der LED Technik weiterentwickeln und marktfähig machen. Denn nach Berechnungen des Zentralverbands der Elektroindustrie können die Kommunen durch Modernisierungsmaßnahmen fast die Hälfte ihres jährlichen Stromverbrauchs einsparen und es werden beträchtliche Energie- und CO2-Einsparungen erwartet.

Außerdem hat man herausgefunden, dass die lichtdynamischen Eigenschaften von LEDs unmittelbare Auswirkungen auf den Menschen haben. Mehr Konzentrationsfähigkeit und Arbeitssicherheit abhängig von der Lichtfarbe soll positiv auf die Gesundheit wirken. Und wer weiß – vielleicht hat das auch Auswirkungen auf unsere Fledermäuse. Vielleicht lieben sie eine Farbe so sehr, dass sie sich bei einer bestimmten Farbe regelmäßig zum Flirten treffen. In den Kommunen gibt es bisher wenig Erfahrung mit diesem Licht. Die im Wettbewerb geforderte 5-jährige wissenschaftliche Begleitung wird es im wahrsten Sinne des Wortes „ans Licht bringen“ was die LED Technik alles kann.

Habt ihr damit gerechnet dass ihr gewinnt?

Nein überhaupt nicht. Wir haben uns unter insgesamt 141 eingereichten Beiträgen von Profis durchgesetzt. Eine der Begründung der Jury war, dass wir -durch die unterschiedlichen Beleuchtungssituationen an der Trasse vorgegeben- „ein praktisches Handbuch der LED Anwendungen“ anfertigen wollen.

Wir können die wissenschaftliche Begleitung dafür sicher stellen, weil das mit der WSW assoziierte „Laborelec“ diese Aufgabe übernehmen wird. Das belgische Unternehmen führt Untersuchungen zum Thema Beleuchtung durch und gehört der GDF-SUEZ Gruppe an, die vor einiger Zeit bei der WSW eingestiegen ist. Auf Nachfrage haben das „Wuppertal Institut“ und die „Energieagentur NRW“ ebenso Unterstützungsabsichten bei einer wissenschaftlichen Begleitung geäußert.

In eurem Wettbewerbsbeitrag beschreibt ihr unterschiedlich farbig beleuchtete Tunnel? Was ist das Spezielle an Eurem LED Konzept?

Die LED Technik war immer unsere Traumlösung, weil sie so viele Möglichkeiten bietet und weil sie verspricht, die Fledermausproblematik zu lösen. In unserem alten Beleuchtungskonzept für die Trasse mussten wir bisher mit den konventionellen Stromsparlampen kalkulieren, weil die Kosten für LED viel zu hoch waren. Durch die 2 Mio. können wir nun ein völlig neuartiges Lichtkonzept umsetzen. Die Nordbahntrasse ist deshalb so besonders, weil sie unterschiedlichste Erlebnisregionen bietet: dunkle Tunnel, pittoreske Schluchten, imposante Viadukte und weite Blicke.

In den Tunneln können wir dank LED dunkle Tunneldecken und helle Verkehrszonen schaffen. Die Dunkelzonen können die Fledermäuse als Rückzugsort nutzen. Auf diese Weise wollen wir eine Sperrung der Tunnel im Winter und in der Nacht vermeiden.

Außerdem kann die Helligkeit sehr präzise gesteuert werden. Wir stellen uns vor, dass der Besucher bei Durchquerung der Tunnel von einer Lichtwelle begleitet wird: Vor dem Wanderer wird es langsam heller oder hinter ihm wieder dunkler. Das ist die sanfteste Methode, Licht im öffentlichen Raum einzusetzen und ist sicher eine sehr spezielle und möglicherweise verblüffende Erfahrung für den Wanderer. Zusätzlich wollen wir jeden Tunnel mit einer anderen Farbe an der Wand beleuchten. Wenn also ein Radfahrer im „blauen“ Tunnel verunglückt, kann er dem Notdienst mit Nennung der Lichtfarbe den Weg weisen.

Der Tanztunnel kann „ Kronleuchter“ erhalten und der Kinotunnel schummrige Kinobeleuchtung.

Auf den Viadukten setzen wir warmgelbe Strahler ein, die den Schlaf der direkten Anwohner nicht stören und Vandalismus verhindern. Die für Wuppertal schönen und imposanten Viadukte sollen durch farbiges Licht als touristische Attraktion inszeniert und hervorgehoben werden – ebenso die pittoresken Schluchten. Weil LED Licht dabei so viele Möglichkeiten bietet, kann jeder Ort seine individuelle Beleuchtung erhalten. Dadurch entsteht eine spannende neuartige Inszenierung der Stadt und eines Weges durch sie hindurch. Durch diese Vielfalt der Aufgaben sind die Ergebnisse des Monitorings für das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) besonders interessant.

Wird die gesamte Nordbahntrasse beleuchtet?

Nein wir wollen nur den innerstädtischen Teil der Strecke beleuchten. Die beiden Tunnel Schee und Tesche am Ende und am Beginn der Strecke sollen aber einbezogen werden.

Wie wird der Betrieb gesichert?

Das muss noch genau abgestimmt werden. Die Stadtwerke sind sicher dabei.

Könnt ihr den Fertigungstermin einhalten? Vereinbart ist eine Fertigstellung des Projektes bis 2011. Bei den andauernden Querelen mit dem Naturschutz kann man ja zu der Ansicht kommen, dass das Projekt zu einer „Never Ending Story“ wird?

Ich bin sicher, dass wir das Projekt fertig stellen werden. Wir haben mit dem Bau begonnen und sind durch den letzten Baustopp nur ein wenig aus dem Plan geraten.

Was sagst Du zu der gestrigen Meldung dass Jörg Liesendahl vom Tierschutzbund BUND der LED Technik zur Lösung der Fledermausproblematik (ich werde dieses Wort zum Unwort des Jahres nominieren) eine Absage erteilt hat: „die Tiere würden durch den Menschen gestört, nicht durch das Licht. LED-Technik ändere daran nichts.“

Ich bin sehr überrascht und erstaunt. Ich war persönlich dabei, als der Gutachter bei einer Sitzung im Umweltamt gesagt hat, dass er den Einsatz der LED Technik im Sinne des Artenschutzes für höchst wünschenswert hält. Nur war damals LED-Technik völlig außerhalb jeder Reichweite.
Welchen Grund hätte Frau Ricono aus dem Umweltamt gehabt, am LED-Konzept mitzuarbeiten, wenn sie nicht auch der Auffassung des Gutachters wäre? Unter diesen Voraussetzungen verstehe ich die Aussage von Herrn Liesendahl nicht und weiß vor allem nicht, auf welche Fachkompetenz er sich da bezieht.

Liebe Dajana, vielen Dank für das Gespräch.

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Das Gespräch führte Wilma Schrader

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Kommentare

  1. Carel Schneyder sagt:

    „It sucks!“ Ich werde den Verdacht nicht los, dass es dem Herrn Liesendahl vom BUND schon längst nicht mehr um Tiere geht, sondern nur um sein Ego. Warum dreht man nicht einmal die Beweislast um und fordert von ihm, den finalen wissenschaftlichen Beweis? Als Vorbereitung für diese Aufgabe hätte ich einen Film-Tipp: „Interview mit einem Vampir“ von Neil Jordan (1994)

  2. kuechendecke sagt:

    Wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her

    1. roswitha muyer sagt:

      schön

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