Weißwurz und Salomonssiegel: Mythologie am Waldrand

Auch in den Wäldern rund um Wuppertal sind die Vielblütige Weißwurz und ggf. auch das Salomonssiegel zu finden. Giftige Pflanzen mit großem ökologischen Wert und deshalb Thema im Naturerlebnis-Tipp der Natur-Schule Grund.

Die Vielblütige Weißwurz sieht man beim Spaziergang im Laub-Nadelmischwald mit viel krautigem Bewuchs am Waldboden. Sie wächst mit einem gebogenen Stängel und mit einer Anordnung der Laubblätter, die sehr exakt und ordentlich wirkt. Es sitzen immer zwei Laubblätter wechselständig und zweizeilig angeordnet am Stängel. Aus den Blattachseln wachsen hängend die traubigen Blütenstände. Der Nektar der glockenförmigen Blüte kann nur von langrüsseligen Hummeln und Schmetterlinge erreicht werden. Selbstbestäubung ist häufig.

In Remscheid und dem Bergischen Städtedreieck ist die Vielblütige Weißwurz viel häufiger zu finden als das Salomonssiegel, auch genannt „Echte“ oder „Duftende Weißwurz“.

Vielblütige WeißwurzVielblütige Weißwurz ©Stefanie Barzen / Natur-Schule Grund

Weißwurz und Salomonssiegel sind mit dem Maiglöckchen verwandt und durch ihren Gehalt an Saponinen ebenfalls in allen Teilen giftig. Der Verzehr verursacht Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.
Die blauen Beeren werden als widerlich süß beschrieben und dürfen wegen ihrer Giftigkeit nicht mit Heidelbeeren verwechselt werden.

Der unterirdische Wurzelstock des Salomonssiegels ist ein sogenanntes „Rhizom“, ein horizontal wachsender, verdickter Teil der Sprossachse zur Stoffspeicherung. An diesen Wurzelstöcken entstehen durch das Verwelken der Pflanzenstängel Jahr für Jahr scheibenförmige „Narben“, die Form und Aussehen eines Siegels haben und an den Siegelring König Salomos erinnern sollen.
König Salomo nutzte der Legende nach die Zauberkraft der Wurzel, um für den Bau seines Tempels einen Felsen zu sprengen. So kam die „Springwurzel“, wie die Weißwurz auch genannt wird, zu ihrem Namen.

Nach einer Sage weiß sonst nur der Specht, wo sie zu finden ist. Verklebt man den Zugang zu seiner Höhle, wenn er zur Nahrungssuche ausgeflogen ist, wird er uns zur Wurzel führen, da er sie zum Öffnen seiner Höhle braucht.
Rudolf Baumbach hat dem Wissen des Spechts ein Gedicht gewidmet:

Der Schwarzspecht ist ein Kräutermann,
kennt manches Zauberkraut im Tann,
das im Verborgnen sprießet,
er hält ob der Wurzel Wacht,
die alle Schlösser springen macht
und jede Tür erschließet.

Bis zum nächsten Naturerlebnis-Tipp, Ihre / Eure Stefanie Barzen

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