IHK-Vizepräsident Heynkes antwortet auf die Vorwürfe der IHK-Hauptversammlung

die gesamte Stellungnahme im Wortlaut


Liebe Kolleginnen und Kollegen der Vollversammlung in der Bergischen IHK

So wie Sie, habe ich gestern vormittag die Beschlussvorlage zur heutigen Vollversammlung, per mail erhalten. Ich bedaure sehr, dass ich jetzt nicht unmittelbar zu Ihnen sprechen kann, aber während Sie hier sitzen, stehe ich gerade in Frankfurt auf einer Bühne und spreche über technologische und gesellschaftliche Transformation. Ein Engagement, das ich bereits vor 8 Monaten eingegangen bin und leider jetzt nicht absagen konnte, da es eine Veranstaltung der „RegionFrankfurt“ gesprengt hätte und eine hohe Konventionalstrafe gegen mich zur Folge gehabt hätte.

In der Beschlussvorlage wird mir vorgeworfen, dass ich die IHK und einzelne Repräsentanten in vielfacher Weise kritisiert habe. Das stimmt!

Ich mache das seit vielen Jahren im persönlichen Gespräch oder auch im Präsidium, oder dem Arbeitskreis zur Erneuerung der IHK. Leider ohne wirklichen Erfolg.Dort bemühe ich mich seit langer Zeit um Reformen und eine stärkere Innovationsfähigkeit und Leistungsfähigkeit unseres Hauses. Ich tue das, weil ich der festen Überzeugung bin, dass unsere 35.000 Mitgliedsunternehmen, gerade auch weil Sie eben aus Zwang unsere Mitglieder sind, einen Anspruch darauf haben, dass diese IHK, ihnen die bestmögliche Leistung bietet. Das ist aber leider nicht immer der Fall. Je mehr ich im Lande herum komme, bei anderen IHK`s spreche und diese erlebe, umso mehr fällt mir auf, wie rückständig und bieder an manchen Stellen in unserer Bergischen IHK agiert wird. Das wir im Benchmark mit den anderen IHK`s in Deutschland häufig eher auf den hinteren Plätzen landen, ist kein Zufall oder Fehler der Statistik.

Es liegt daran, dass wir alle nicht mehr einfordern. Und es liegt daran, dass unser Hauptgeschäftsführer, Michael Wenge, mit dem Status Quo zufrieden ist.

Er besitzt für meine Wahrnehmung leider nicht den Ehrgeiz, den ich mir wünschen würde: den Ehrgeiz, jeden Tag besser zu werden. Anders als Michael Wenge, möchte ich gerne, dass unsere IHK zu den Leistungsstärksten, zu den Innovativsten, zu den Besten IHK`s in Deutschland gehört. Und ich bin bereit dafür zu kämpfen.

Warum? Weil es meiner Haltung entspricht und ich als gewähltes Mitglied dieser Vollversammlung und als Vizepräsident, dieses unseren Mitgliedern schuldig bin.

Das gleiche gilt für das Team unseres Hauses. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der IHK sind entscheidend für die Leistungsfähigkeit unserer Institution. Nach vielen Gesprächen, die ich in den letzten Jahren mit einzelnen geführt habe, bin ich zu der Einschätzung gekommen, dass viele von ihnen viel mehr Potential haben, als bis heute abgerufen wird. Sicherlich sind viele Faktoren dafür verantwortlich, die Strukturen, die Hierarchien oder mangelnde Motivation dank mangelnder Führungskompetenz und Empathie. Am Ende hat aber immer der Chef die Verantwortung, so ist das in meinem Unternemen, in Ihrem und auch in der IHK.

Wenn wir unsere IHK reformieren und zukunftsfähig machen wollen, dann brauchen wir einen entsprechenden, professionell organisierten Prozess, der mit externem Sachverstand, Mut und einem HGF an der Spitze geführt wird, der dieses auch wirklich will und nicht nur unter Druck macht. Ein Hauptgeschäftsführer der mit Leidenschaft, absolutem Willen und den Fähigkeiten die es braucht um einen solchen Transformationsprozess zu organisieren, agiert. Ich bezweifle mittlerweile, dass Michael Wenge hierfür der Richtige ist. Das habe ich ihm so gesagt und deshalb habe ich seit Wochen versucht zu erfahren, wann sein Arbeitsvertrag ausläuft und beendet werden kann, falls diese Vollversammlung dieses möchte.

Das ich diese Informationen bisher nicht hatte und die meisten von Ihnen auch nicht, obwohl ich bereits unendlich viele Jahre in der VV sitze und seit 6 Jahren im Präsidium bin, sagt sicherlich schon einiges. Dieser Vertrag wurde mindestens 2 mal stillschweigend verlängert, ohne das jemand von uns davon erfahren hat.

Ein Umstand der symbolisch ist, weil er zeigt, das es bei uns an Transparenz und Bereitschaft zur Auseinandersetzung zum Thema „Leistungsfähigkeit“ mangelt. Ich konnte zwar mittlerweile durch Thomas Meyer erfahren, dass der Vertrag zum September 2021, mit Frist von einem Jahr, durch die VV gekündigt werden kann, ich möchte Ihnen aber ersparen, welche Klimmzüge ich machen musste, um das zu erfahren. Herr Wenge jedenfalls war nicht bereit mir dazu eine Auskunft zu geben.

Ein selbstbewusster Hauptgeschäftsführer hätte sich vermutlich getraut oder es für selbstverständlich gehalten, in der Vollversammlung oder wenigstens im Präsidium, in der Vergangenheit die Frage zu stellen, ob man mit ihm zufrieden ist und der Vertrag verlängert werden sollte. Auch ein Präsident könnte diese Frage stellen, wenn er die Antwort wissen wollte. Womöglich hätte man bei der Gelegenheit einmal über Ziele und Qualitäten sprechen können, Vereinbarungen darüber getroffen, wo man eigentlich hin will und ein Monitoring eingeführt, mit dem eine Kontrolle über die erzielte Leistungsfähigkeit ausgeübt werden kann.

Alles das passiert bei uns leider bisher nicht.

Ich wünsche mir eine IHK in der diese Dinge so offen diskutiert werden, wie Sie es womöglich jetzt zu meinem Verhalten tun. Ich wünsche mir absolute Leistungsbereitschaft, Offenheit, Agilität, Transparenz, Begrenzung von Macht, was z.B. bedeuten würde, dass Mitglieder des Präsidiums und der Präsident nur max. 12 oder besser nur 8 Jahre amtieren können, denn eine regelmäßige Erneuerung bringt frisches Blut und frische Ideen in jedes Gremium. Ich erwarte eine regelmäßige Information der Vollversammlung über den Benchmark der 79 IHK`s und unsere Position dabei, sowie regelmäßige Kundenzufriedenheitsanalysen, damit wir endlich einmal ein ehrliches Bild davon bekommen, wie unsere Mitglieder uns wahr nehmen und bewerten. Ich habe Jahre für eine offene W-Lan, Ladestationen und moderne Kommunikationstools für unsere gemeinsame Arbeit geworben.

Für diese und viele andere Punkte streite ich seit Jahren im Präsidium und das jetzt endlich einige wenige Punkte angegangen werden, freut mich sehr. Vielleicht ist das ja auch Resultat meines Protestes.

Natürlich ist es bedauerlich, dass ich diesen Protest in die Öffentlichkeit führen mußte, aber manchmal ist dieses die einzige Möglichkeit, den nötigen Druck zu entfachen, damit verkrustete Strukturen aufbrechen. Ich tat es bewusst und ich war mir sicher, das es etwas bewegen würde.

Glücklicherweise werden bei unserer IHK ja bereits seit Jahren Dossiers zu meinem öffentlichen Verhalten geführt, die es Ihnen, durch die hier erfolgte Vorlage, nun möglich macht, einen Eindruck von meinen Aktivitäten zu bekommen.

Schade ist, das man Ihnen hierbei leider viele Reaktionen anderer und den Auslöser des letzten Streites zum Thema Dieselfahrverbote, nicht hinzugefügt hat. Hier hatten nämlich Michael Wenge und Vizepräsident Axel Blankennagel dazu aufgerufen, die gesetzlichen Grenzwerte entweder zu ignorieren oder zu reduzieren, anstatt saubere Autos auf die Straße zu bringen. Eine Pressemitteilung, die auch aus anderen Gründen in Teilen rechtswidrig war, wie auch Kai Böddinghaus, der GF des „Bundes freier Kammern“, bestätigt und Herrn Wenge nachdrücklich erläutert hat.

Diese PM hat eine Haltung ausgedrückt, der ich bewusst und lautstark widersprechen musste. Sie beruht für mich, auf einer Haltung von vorgestern. So wie ich es nicht verstehen kann, warum unsere IHK mit dem DIHK, nicht klar und deutlich Stellung bezieht, wenn es darum geht all unsere Mitgliedsbetriebe und Bürger zu schützen, die von der Automobilindustrie betrogen worden sind. Ich meine, die IHK müßte ganz klar auf der Seite der Betrogenen und nicht auf der Seite der Täter stehen. Deshalb müßte sie vehement eine Nachrüstung auf Kosten der Industrie für alle Dieselfahrzeuge einfordern. Dann gäbe es nämlich kein einziges Dieselfahrverbot in Deutschland und es würden nicht 15 Millionen Autobesitzer teilweise enteignet werden und die Debatte über die Grenzwerte wäre ebenfalls obsolet.

Ich weiß, dass mein Vorgehen bei vielen hier auf Unverständnis stösst. Ich bin mir aber sicher, dass es unserer Institution am Ende eher nutzt. Denn es ist meiner Meinung nach wichtig, dass die Öffentlichkeit mitbekommt, dass nicht alle Mitglieder der VV oder des Präsidiums die gleiche Haltung haben wie Thomas Meyer an der ein oder anderen Stelle. Es ist wichtig, dass sie erfahren, dass nicht alle hier so rückständig denken und agieren wir unser HGF oder manches Präsidiumsmitglied. Denn wir sind glücklicherweise, eben nicht alle gleich hier und es braucht nicht nur den Dialog und den Streit unter uns, sondern eben auch eine Kommunikation nach aussen, die Meinungsvielfalt spiegelt und respektiert. Das findet seitens der IHK aber nicht statt.Deshalb habe ich das getan.

In einer Zeit in der hunderttausende Kinder für Ihre eigene Zukunft kämpfen und Freitags dafür auf die Straße gehen, sollte mancher bei unserer IHK einmal überprüfen, ob unsere veröffentlichten Positionen noch wirklich gesellschaftlich mehrheitsfähig sind, oder ob sie uns ins Abseits stellen.

Ich beanspruche für mich, immer mal wieder anderer Meinung als die Mehrheit zu sein, so ist das bei Querdenkern und ich weiß das ich damit zwar hier in der Minderheit, aber nicht wirklich alleine bin.

Wenn viele von Ihnen jetzt womöglich wegen meiner Haltung leiden, bedenken Sie bitte, wie sehr ich und andere bei unserem Neujahrsempfang gelitten haben, als unser gemeinsamer Präsident eine Rede stellvertretend für unsere IHK gehalten hat, bei der ich an verschiedenen Stellen laut hätte aufschreien wollen und die bei vielen der Gäste zu großem Unmut geführt hat.

Sie sehen, wir leiden eben alle manchmal, nur an unterschiedlichen Stellen.

Und wenn ich manchmal nicht für Sie alle sprechen kann, sowenig spricht unser Präsident oder Hauptgeschäftsführer manchmal für mich oder einige von Ihnen.

Der Vorwurf, ich habe eine konspirative Runde zum Zwecke eines Umsturzes gegründet, ist absurd. Alle Teilnehmer an diesem Abend, können bestätigen, dass in keiner Minute bei der Einladung zu dieser Runde konspirativ gearbeitet wurde. Hätten wir das gewollt, dann hätten wir bestimmt nicht den Vizepräsidenten Curt Mertens von Beginn an mit eingeladen.

Nein, es war eine Einladung an 10 Mitglieder unserer Vollversammlung um einmal einen Dialog jenseits des Hauptamtes zur Zukunft der IHK zu führen. Hätte Herr Wenge sich nicht eigenständig zu dem Meeting eingeladen, dann wäre es vielleicht ein gewinnbringender Abend geworden.

Ich möchte Sie einladen, einmal mit mir gemeinsam nach Bochum zu fahren, oder nach Koblenz oder in eine der anderen, innovativen IHK`s und dort den Dialog mit den Verantwortlichen zu suchen. Voneinander lernen macht Spaß und bringt einen weiter. Leider bin ich auch mit solchen Vorschlägen bei Herrn Wenge immer nur auf Unverständnis gestoßen.

Sie glauben gar nicht was alles möglich wäre, wenn an der Spitze einer solchen Organisation Menschen agieren, die wirklich etwas bewegen wollen.Aber es liegt an uns, an der Vollversammlung, das auch einzufordern. Wir alle hier sind nämlich, das kann ich Ihnen leider nicht ersparen, auch mit viel zu wenig zufrieden. Diese Vollversammlung ist mittlerweile und zunehmend ein Trauerspiel. Denn was tun wir denn hier seit einigen Jahren? Wir lauschen den vielfachen Ausführungen unseres Präsidenten und heben an den gewünschten Stellen des Protokolls die Hände zur Zustimmung. Ich kann manchmal gar nicht glauben, dass hier 80 gestandene Unternehmerinnen und Unternehmer sitzen, die in Ihrer eigenen Lebenswirklichkeit doch jeden Tag soviel bewegen und soviel Mut und Leidenschaft für ihr eigenes Unternehmen beweisen. Warum schaffen wir das nicht auch hier, gemeinsam für unsere Bergische IHK?

Wir müssen uns mehr damit beschäftigen, was eine IHK eigentlich an Potentialen hat und welche Chancen sich ihr bieten, ihren Mitgliedern zu dienen. Sie können sich gerne über mich beklagen, das ist sicherlich berechtigt, aber fragen Sie sich bitte auch, welchen Beitrag Sie leisten könnten, damit eines Tages unsere Zwangsmitglieder einmal stolz auf die Leistungsfähigkeit unserer Bergischen IHK sein können. Dafür möchte ich mit Ihnen gemeinsam kämpfen.

Ich grüße Sie herzlich aus dem schönen Frankfurt und wünsche Ihnen eine lebhafte Debatte.

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Kommentare

  1. Lieber Jörg Heynkes,
    na BRAVO und APPLAUS für diesem Beitrag. Mal Tacheles reden!
    Danke und weiterhin MUT & KRAFT zur konstruktiven Kritik.
    Bitte weiteres in Kurzfassung bringen.
    Dadadadandankdankedankedankedankedankedankedankedankedankedankedankeschööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööön!

    Ein sonniger Gruß von den Remscheider Höhen hinab ins liebliche verschnarchte Tal
    Boris Meißner, 20. Jhdt
    Zuweilen geht durch meine Brust/
    radikalpolitische Ermordungslust.
    Doch bei unseren Politklamotten
    lohnt sich nicht das Attentotten.

    Matthias Beltz

    Denn der Aggressionsverzicht führt zu Rheuma, Krebs und Gicht.

    Boris Meißner

  2. Alex sagt:

    Da möchte sich wohl jemand mal wieder selbst profilieren.

  3. Unternehmer sagt:

    Sehr geehrter Herr Heynkes,
    wie sehr auch immer Sie Recht haben sollten, kann ich nicht schlussendlich bewerten; auch bleibt das, was Sie mit Innovation in der IHK meinen, in diesem – öffentlichen – Text etwas neblig. Allein um Auto-Mobilität, Diesel usw. kann es dabei ja nicht gehen. Gerne erläutern Sie das nochmal, bezogen auf die Organisation und die Abläufe bzw. die Leistungen der IHK.
    Die Art und Form Ihres Handelns ist jedoch weitgehend kontraproduktiv. Die Ansprache an Herrn Wenge und Herrn Meyer ist derart undistanziert, dass man Ihnen ein Amt in Verbänden oder der Politik zukünftig nicht anvertrauen sollte. Dies auch unabhängig von der Relevanz und – evtl. – Berechtigung Ihrer Positionen in Teilen oder in Gänze.
    Lernen Sie gerne noch das korrekte Verhalten in der Opposition – das ist etwas anders als Ihre hier geführten Angriffe. Kanonen sollte nur betätigen, wer etwas von Ballistik versteht.
    Danke!

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