Will Wuppertal wirklich diesen Döppersberg?

Die letzten fünfzehn Monate waren von der Frage beherrscht, ob das Grundstück für eine Seilbahn-Talstation zur Verfügung steht. Wie bereits beim Döppersberg-Umbau gibt es diesbezüglich von der Bahn keinerlei verbindliche Zusagen. Die Folgen solcher Nachlässigkeit sind bekannt und sichtbar.

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Vollkommen ungeklärt ist die Frage, wie eine große Seilbahnstation auf der schmalen Fläche des jetzigen Fundbüros errichtet werden soll.

Nach den bisherigen Plänen zur Talstation und den Aussagen der Geschäftsführung der WSW mobil müsste der Döppersberg wie abgebildet aussehen. Die dann notwendige Bebauung des Bahnhofsvorplatzes würde das Gesicht des gerade erst renovierten Döppersbergs radikal verändern. Das historische Bahnhofsgebäude würde deutlich abgewertet.

Angesichts der zu erwartenden Dimensionen sollten sich die Wuppertaler Bürgerinnen und Bürger fragen, ob das erst kürzlich sanierte historische Bahnhofsgebäude und die Bahndirektion nach über 150 Jahren durch eine postmoderne Seilbahnstation in den Hintergrund geraten darf.

Die Politik steht in der Verantwortung. Schnell wird die Seilbahn ein Fass ohne Boden. Ein Projekt droht mit geschönten Zahlen und verschwiegenen Risiken durchgewinkt zu werden. Das wird mittel- bis langfristig zu Lasten flexibler und bedarfsgerechter ÖPNV-Konzepte gehen. Hier ist die Frage gestattet: Will Wuppertal das wirklich?

Kostenrisiken und Transparenz

Außerdem steigen die finanziellen und Projektrisiken immer weiter an: Die vagen Absichtserklärungen mit der DB Station und Service AG dürften für die DB Netz AG alles andere als bindend sein. Die DB Netz ist ein von der Station und Service getrennter Geschäftsbereich, der in einer eigenen Aktiengesellschaft organisiert ist. Eine Übereinkunft mit dieser Sparte des DB-Konzerns konnte bisher keiner im Rathaus bestätigen. Wie schwierig die Arbeit mit der DB Netz für Wuppertal ist, wurde zuletzt an der Renovierung der Brändströmstraße-Brücke überdeutlich.

Nicht zuletzt deswegen plant der WSW Mobil-Geschäftsführer Ulrich Jaeger die Seilbahnstation auf dem Bahnhofsvorplatz. Allerdings sind dadurch schon geflossene öffentliche Fördergelder für den Döppersbergumbau in Gefahr. In einem durchaus ähnlich gelagerten Fall hat die Stadtverwaltung erst kürzlich einen Umbauvorschlag des Südstadtkreisels abgelehnt, da eine fünfzehnjährige Veränderungssperre noch nicht abgelaufen sei. Die vorherige Umgestaltung würde Fördergeldrückforderungen auslösen. Das gleiche würde grundsätzlich auch für ausgezahlte Fördergelder des Döppersbergs gelten.

Trotz dieser Risiken kündigt Oberbürgermeister Andreas Mucke die Abstimmung über den Einstieg ins Planfeststellungsverfahren für November 2018 an. Auch nach dem Ende der Großen Kooperation ist er gewillt, das Projekt gegen alle Widerstände durchzusetzen.

Dabei würde der Stadtrat nach dem Einstieg ins Planfeststellungsverfahrens die Zügel des Handelns vollständig aus den Händen geben. Ob die Seilbahn am Ende eines solchen Verfahrens überhaupt gebaut werden kann, ist völlig ungewiss. Gewiss ist jedoch, dass bis zum Abschluss eines solchen Verfahrens viele Jahre vergehen und mehrere Millionen Euro an Planungsgeldern von der WSW verausgabt sein werden. Geld, das die WSW heute schon nicht haben. Bei den Stadtwerken wird mittlerweile jeder Tausend Euro-Posten umgedreht, was an den angekündigten Buskürzungen zur Busbahnhofseröffnung ersichtlich wird.

Schlimmer noch ist das demokratische Selbstverständnis des Oberbürgermeisters. Gespräche mit allen Beteiligten und Transparenz wurden und werden angekündigt. Aber weder der Stadtrat noch die Wuppertaler Öffentlichkeit kennen die aktuellen Pläne zum Talstationsbau. Die üblicherweise mehrere dutzend bis hundert Seiten Anhang zur Nutzen-Kosten-Untersuchung bleiben ebenso Verschlusssache: Top-Secret.

Auf die offiziell im Stadtrat vorgelegten Buskürzungen für Buslinien zum Eckbusch, Dönberg und Markland zur Finanzierung der Seilbahn geht ein Andreas Mucke erst gar nicht ein. Warum auch; es könnte ja Bürger interessieren.

Damit wird eines klar: Transparenz wird nicht nur in Bezug auf Fahrgastzahlen und Standardisierter Bewertung mit allen Mitteln verhindert, sondern auch bezüglich der Talstation. Mit diesem Politikverständnis gewinnt man keine Mehrheiten, sondern stärkt nur die Politikverdrossenheit und kann Wähler zu dem Rand treiben, wo Sündenböcke schnell benannt werden ohne wirkliche Lösungen anzubieten.

Das wollen wir als Bürger der Stadt Wuppertal nicht. Darum: Transparenz jetzt.

 

Weitere Details, 3D-Modelle und Hinweise zu den zugrundeliegenden Plänen finden Sie auf der Seite des Vereins Seilbahnfreies Wuppertal.

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Kommentare

  1. Volker Weyand sagt:

    SBFW e.V. schreibt:

    „Wenn das Planfeststellungsverfahren läuft, läuft es. Beim positiven Ausgang ist am Ende Baurecht geschaffen. Sie und wir können über die dann feststehende Platzierung sowie die Abmaße der Talstation trefflich streiten, etwas ändern können wir nicht mehr.“

    Wikipedia schreibt:

    Verfahren der Planfeststellung:
    1. Planerstellung
    2. Einreichen des Planes bei der Behörde
    3. Öffentliche Auslegung
    3.1 Betroffene können Einwendungen einreichen, in besonderen Planungsfällen auch nicht direkt Betroffene
    3.2 Auf die Auslegung kann verzichtet werden, wenn der Kreis der Betroffenen bekannt ist und Gelegenheit zur Planeinsicht erhält.
    3.3 Nach Ablauf der Einwendungsfrist sind Einwendungen ausgeschlossen.
    3.4 Mit dem Beginn der öffentlichen Auslegung gilt eine sogenannte Veränderungssperre.
    4. Anhörungsverfahren
    4.1 Einholen von Stellungnahmen betroffener Behörden
    5. Erörterung
    5.1 Der Erörterungstermin muss rechtzeitig bekannt gegeben werden.
    5.2 An der Erörterung sollen Genehmigungsbehörde, Vorhabenträger, berührte Behörden, Betroffene und evtl. weitere schriftlich Einwendende teilnehmen.
    6. Weiterleitung der Anhörungsergebnisse
    6.1 Die Anhörungsbehörde gibt eine Stellungnahme zum Anhörungsergebnis ab und leitet fristgebunden Stellungnahmen, die Planung und nicht erledigte Einwendungen an die Planfeststellungsbehörde weiter.
    7. Planfeststellungsbeschluss

    Das ist der Unterschied zwischen dem Schüren von Betroffenenängsten und einer sachlichen Auseinandersetzung.

  2. Lisa sagt:

    Der Inititative geht es ohnehin primär um den Schutz ihrer Häuser, nicht um die Optik am Döppersberg. Auch wenn sie naürlich etwas ganz anders behauptet.

    Ich kann ihre Sorgen nachvollziehen und darüber muss man reden! Allerdings ist ihre Argumentation und ihr Auftreten in vielen Punkten viel zu populistisch und daher für mich nicht glaubwürdig.

  3. Wenn auf Angriffe und Kritik reagiert wird, kommt schnell der Vorwurf auf: wer sich verteidigt, klagt sich an. Daher verteidigen wir uns nicht. Wer uns peinlich findet, darf das tun. Polemik kann in dem Artikel von gewissen Standpunkten aus durchaus gesehen werden. Daher ist es wichtig, auch mal Gegenwind zu bekommen.

    Wer Reaktionen von Prof. Monheim aufgreift, darf das auch sehr gerne machen. Man darf auch der Meinung sein, dass wir falsch behauptet hätten, Herr Monheim meine „beim Planen müsse man weg von den Häusern“. In dem WZ-Artikel vom 28.10.2015 distanziert sich der in unseren Augen ausgezeichnete Verkehrsexperte vom Verein Seilbahnfreies Wuppertal:
    http://seilbahnfreies-wuppertal.de/wp-content/uploads/2015/10/WZ28.10.ProfMonheim.pdf

    Nur warum? Weil wir ihm zustimmen? Wir haben seine Kritik an der WSW-Planung zitiert: „In Deutschland geht es nur mit den Bürgern“, sagt Monheim, und das sei auch gut so. Beim Planen müsse man weg von den Häusern. Im Fall von Wuppertal bedeutet das mehr Stützen, „dann geht die Bahn halt um die Ecke.“ Das wiederum werden die Stadtwerke nicht bezahlen. „Die Gefahr ist groß, dass das Wuppertaler Projekt scheitert“, sagt Monheim.

    Zu finden unter: http://seilbahnfreies-wuppertal.de/2015/08/14/deutliche-kritik-zu-wuppertaler-seilbahn-projekt-im-magazin-stern-ausgabe-342015/

    Wir sind der Meinung, dass mit dieser Aktion von der Sachebene auf die persönliche Ebene gewechselt werden wollte, um einer Sachdiskussion auszuweichen oder, spitzer formuliert, von dieser abzulenken. Das ist auch gelungen. Herr Monheims Aussage, dass er die Planung der Stadtwerke nicht optimal findet, wurde anschließend überhaupt nicht mehr erörtert.
    Siehe auch: http://seilbahnfreies-wuppertal.de/2015/10/27/pressemitteilung-27-10-2015/

    Wer meint, wird würden behaupten, dass Busse schneller zur Uni fahren als die Seilbahn, darf das ruhig tun. Diese Meinung darf aber nicht als Fakt dargestellt werden. Die Kernaussage ist:
    „Morgens zur Spitzenzeit sind Studenten eine bis zwei Minuten mit der Seilbahn schneller.“
    Wer nach Cronenberg fährt, muss mit der Seilbahn – in erster Linie ist das Umsteigen schuld – zusätzliche Reisezeit aufwenden. Im folgenden Artikel ist – leider sehr zahlenlastig – der Reisezeitvergleich aufgeführt:
    http://seilbahnfreies-wuppertal.de/2015/09/15/wegezeitverkuerzung-fuer-studentinnen-und-studenten/
    Wir haben nie gesagt, dass man zur Uni mit Bussen schneller kommt.

    Gerne können wir einen sachlichen Diskurs hierzu führen, da erstens der Artikel schon veraltet ist und zweitens die WSW bis heute noch keinen Reisezeitvergleich vorgelegt haben. Sechs Wochen nach diesem 2015er Artikel kündigte Ulrich Jaeger, Geschäftsführer WSW Mobil auf einer Podiumsdiskussion der CDU diesen Reisezeitvergleich an, wenn die Politik für weitere Planungen stimmt. Die Fortführung der Planung wurde vom Stadtrat im März 2016 beschlossen, nur die „Reisezeit“ vom Hauptbahnhof bis zur Seilbahnstation neben der Mensa wird noch immer mit 3 Minuten angegeben. Diese Angabe ist ähnlich hilfreich wie die Angabe folgender „Reisezeiten“ vom Rheinland nach Berlin: Zug 4 Stunden und Flugzeug 70 Minuten. Dies sind alles keine Reisezeiten, sondern nur reine Fahrzeiten.

    Der Verein „weiß“ tatsächlich, wie die Talstation aussieht, WENN die Talstation so geplant wird wie aktuell von der WSW veröffentlicht und WENN die Talstation dort gebaut wird wie kürzlich durch die WSW verlautbart. Dies ist eine ganz einfache Wenn-Dann-Überlegung.

    Wir vermuten, dass die Projektbefürworter sich die Finger verbrennen würden, wenn sie die eigenen Pläne und die eigenen Platzierungsüberlegungen weg vom Gleiskörper hin zum Vorplatz visualisieren und veröffentlichen würden. Daher ist es für uns nachvollziehbar, dass Sie und wir durch die WSW im Unklaren gelassen werden, wie denn die Talstation unter den gegebenen Umständen aussehen könnte.

    Welche Informationen und Visualisierungen haben Sie bis jetzt zur Talstation erhalten? Gar keine? Doch, es gab etwas: https://www.youtube.com/watch?v=E3RM_3UEz-A&t=0m22s
    In diesem Video aus dem Juli 2017 wurde die Talstation als Kästchen dargestellt. Ist das die korrekte Darstellungsform? Noch interessanter: Ab Sekunde 22 ist das Primark-Gebäude visualisiert. Sieht es jetzt so aus? Das exakte Darstellen der aktuellen Pläne dürfen und sollen Sie einfordern, aber bitte in erster Linie von den Wuppertaler Stadtwerken, die hier anscheinend Nachholbedarf haben.

    Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und sowohl die Pläne, Modelle wie das methodische Vorgehen hier beschrieben: http://seilbahnfreies-wuppertal.de/3dmodell/ und http://seilbahnfreies-wuppertal.de/2018/10/30/schindluder-frei-erfunden-entbehrt-jeder-grundlage/

    Zu Ihrer Info: das Video gehört zu den offiziellen Veröffentlichungen des Vorhabenträgers – ein Konzern mit über einer Milliarde Euro Umsatz –, der schon mehrere hunderttausend Euro in dieses Projekt an Planungs- und Marketingkosten investiert hat. Wir als Bürgerinitiative würden diese Summe an Mitgliedsbeiträgen erst dann eingenommen haben, wenn Captain Janeway im 24. Jahrhundert aus dem Delta-Quadranten zurückgekehrt ist.

    Herr Mucke und Herr Jaeger haben im Juli die Abstimmung über den Einstieg ins Planfeststellungsverfahren für die Ratssitzung im September 2018 angekündigt. Die letzte Wasserstandsmeldung vom Oberbürgermeister war, dass diese Abstimmung jetzt im November stattfinden soll. Wenn das Planfeststellungsverfahren läuft, läuft es. Beim positiven Ausgang ist am Ende Baurecht geschaffen. Sie und wir können über die dann feststehende Platzierung sowie die Abmaße der Talstation trefflich streiten, etwas ändern können wir nicht mehr. Vergleichbares durften die Wuppertaler schon beim Döppersbergumbau erleben.

    Daher: Kritik ist immer willkommen, sachliche Auseinandersetzung sehr erwünscht. Sprechen Sie uns an!

  4. Andreas Kollbach sagt:

    Wenn ich dieses Artikel lese, dann wird mir nur eines, schlecht.

    Man sieht sich die Argumentation der Gegner auf GoogleEarth an und erkennt sofort andere Dimensionen als jene die auf dem Bild dargestellt wurden. Aber noch nicht einmal diese stimmen ansatzweise mit den bisher freigegeben Daten von WSW und Stadt überein, die Maßstäbe sind nicht detailgetreu, das Metermaß überzogen und unrealistisch.

    Es ist traurig, aber es war zu erwarten, dass dieses Online Blättchen auf den Zug der Fantasierenden Bürgerinitiative aufspringt.

    Gibt es eigentlich schon eine Bürgerinitiative gegen die Webcams von TalTV, diese wäre genauso sinnig.

    1. Wenn Sie sich mit verschiedenen Blickwinkeln so unwohl fühlen, sind Sie vielleicht besser bei Printprodukten aufgehoben, die Ihre bereits fertige Meinung nachdrucken.

  5. Eva Fuchs sagt:

    Wenn man als Informationsmedium augenscheinlich eine spekulative Verlautbarung einer (Gegen-) Initiative zu so einem Projekt wie der möglichen Seilbahn inhaltlich komplett übernimmt, dann sollte man das vielleicht als „Publikation Dritter“ oder vielleicht sogar als „Werbeanzeige“ kenntlich machen, denn ansonsten lädt man tatsächlich zu Zweifeln an seiner journalistischen Qualität ein.

    1. Mir scheint, Sie haben das Prinzip von njuuz nicht verstanden. njuuz ist ein Online-Nachrichten-Portal, indem man sich kostenfrei anmeldet. Nach einer Prüfung durch die Redaktion kann man dann selbst Beiträge einstellen und im Original publizieren. Der Autor steht dabei stets über dem Artikel. Bei diesem Beitrag hat also nicht eine Verlautbarung übernommen, sondern die Initiative hat den Beitrag selbst eingestellt. Bei Rückfragen oder Anmerkungen können Sie diese auch direkt kontaktieren.

  6. Herbert Berghaus sagt:

    Peinlicher kann eine Bürgerinitiative kaum sein.

  7. Britta Erdmann sagt:

    Der Verein wusste schon, dass die Busse schneller zur Uni fahren als die geplante Seilbahn, bevor uns heute der neue WSW-Fahrplan das Gegenteil sagt. (Sie kommen in der Zeit nicht mal bis zur Stadthalle.)

    Der Verein wusste schon, dass der Urbane-Seilbahn-Experte Prof. Monheim die Wuppertaler Pläne ablehnt, bis der Prof. eine Gegendarstellung schreiben musste.

    Und der Verein „weiß“ natürlich auch, wie die Talstation fertig aussieht, bevor die Planungen dazu überhaupt angefangen haben.

    Transparenz kann nur einfordern, wer nicht ständig Fake News produziert.

  8. Michael Bürgener sagt:

    Sorry, bisher hatte ich durchaus viel Verständnis für Ihre Position, aber mit diesem doch recht polemischen Artikel helfen Sie Ihrer Sache meines Erachtens nach nicht.
    Ich empfinde ihn als unangenehm und unsachlich, nicht zweckdienlich.

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