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  1. Stellungnahme Vereins Spurensuche – NS-Geschichte in Wuppertal e.V.

    „ … Zahlreiche Gnadengesuche, u.a. des Kölner Erzbischofs, Josef Kardinal Frings, der das Urteil des britischen Militärgerichts als dem „deutschen Gerechtigkeitsgefühl“ widersprechend bezeichnete, führten zu Strafmilderungen und schließlich zur Entlassung der Mittäter 1953. Die Haupttäter kamen 1953 und 1956 frei. …“ Entwurf des Historischen Zentrums Wuppertal für eine Erinnerungstafel an die Opfer des Burgholz-Massakers

    Wir, die Mitglieder des Vereins Spurensuche – NS-Geschichte in Wuppertal e.V. sind empört über diesen Textvorschlag aus dem Historischen Zentrum Wuppertal.
    Der Verweis auf das Zitat des Kölner Erzbischof, Josef Kardinal Frings, ist geeignet, die Verantwortung und Schuld der Täter zu relativieren und hat auf einer Erinnerungstafel für die Opfer des Nationalsozialismus keine Berechtigung.

    Seit über 10 Jahren bemühen wir uns, eine Erinnerungstafel für das Verbrechen im Burgholz anzubringen. Diese Tafel sollte auf jeden Fall den Namen Helena Matrosowa enthalten, der einzige überlieferte Name, der bei der Erschießungsaktion ermordeten Menschen.

    Der Verein Spurensuche NS – Geschichte in Wuppertal erforscht seit dem Jahr 2000 die NS-Zwangsarbeit in Wuppertal. Aus der Diskussion über die Entschädigung der NS-Opfer, die aus den Staaten der UDSSR nach Wuppertal deportiert wurden, entstand der Verein und die zahlreichen von ihm organisierten Besuchsprogramme mit ehemaligen NS-Zwangsarbeiter*innen und ihren Kindern. Unter anderem mit Ergebnissen aus den Recherchen des Vereins, gemeinsam mit den vom damaligen Stadtarchivar ausgestellten Bescheinigungen, konnten viele der ehemaligen Zwangsarbeiter*innen eine geringe Entschädigung für unter Zwang und menschenunwürdigen Zuständen geleistete Arbeit beantragen und erhalten.

    Auch seit 2000 gedenken die Mitglieder des Vereins in Zusammenarbeit mit weiteren Organisationen, mit Schüler*innen und Wuppertaler*innen alljährlich der Opfer des Burgholz-Massakers auf dem Friedhof Schorfer Straße.

    Die Gedenkveranstaltungen, das Erinnern an die Opfer und die Verurteilung der menschenverachtenden Nazi-Ideologie und der Täter sind für uns politischer Bildungsauftrag Relativierung der Nazi-Verbrechen und erneut völkische Argumentationsmuster sind Programm neofaschistischer, rechtspopulistischer und rassistischer Parteien und Organisationen, die inzwischen zunehmend gesellschaftliche Akzeptanz finden.
    Gedenken und Erinnern sehen wir als aktiven Beitrag dagegen.
    Aus diesen Gründen halten wir den Textentwurf für eine Gedenktafel für ungeeignet und lehnen ihn ab.

  2. Auch die Cronenberger Woche berichtet über den Gedenktafelentwurf:

    Unklar, „unmoralisch“, unrichtig

    Viel Kritik an Text für Gedenktafel in der Bezirksvertretung
    Cronenberg.

    Cronenberger Woche 3/4.2.2017 S. 16

    „Dieser Punkt ist schon fast historisch“, sagte Bezirksbürgermeisterin Ursula Abé am Mittwochabend in der Bezirksvertretung (BV) Cronenberg: Bereits vor über zwei
    Jahren hatte sich das Stadtteilparlament für eine Gedenktafel
    an das Burgholz-Massaker, bei dem im Frühjahr 1945 30 sowjetische Zwangsarbeiter im Burgholz von den Nazis ermordet wurden, ausgesprochen. In der ersten Sitzung 2017 lag nun der Entwurf der Stadt dafür vor.

    Was lange währte, war damit gut? Überhaupt nicht!

    Vize-Bürgermeister Michael-Georg von Wenczowsky (CDU)
    blieb mit seinem Dank an die Adresse des Leiters des Historischen Zentrums, Dr. Eberhard Illner, allein. Nachdem Illner den Entwurf des Gedenktextes und die umfangreiche Recherche dazu erläutert hatte,war die Kritik im Stadtteilparlament groß. SPD-Vorsitzender Oliver Wagner bemängelte, dass der Eingangssatz völlig unverständlich sei: „Wenn das ein normaler Schüler liest, dann verliert er die Lust“, regte Wagner an, den Text verständlicher zu formulieren.
    Die Bezirksvertreter Dirk Walraff (Grüne) und Hartmut Kissing (Linke) bemängelten, dass der Textentwurf eine Einbettung in den politischen Kontext vermissen lasse, also die Gewaltherrschaft
    der Nazis zu wenig thematisiert werde.

    Dann kam’s aber noch „dicker“ für den Entwurf der Stadt.
    Auf Antrag der Linken erhielt Lieselotte Bathia Rederecht. Bathia ist die Tochter eines Kriminalbeamten, der an dem Massaker beteiligt war, und seit vielen Jahren mit dem Verein „Spurensuche“ engagiert, das Gedenken wach zu halten.

    „Von einer Gedenktafel kann man nicht sprechen“

    Lieselotte Bathia schloss sich der Kritik von Dr. Ulrike Schrader an:
    Die Leiterin der Begegnungsstätte Alte Synagoge hatte in einem
    Schreiben an die Stadt bemängelt,dass der Textentwurf für eine
    „nüchterne Informationstafel“ geeignet sei, nicht aber für eine Ge-
    denktafel: „Die Leser dieser Tafel werden, völlig zu recht, den Aus-
    druck einer moralischen Haltung der Urheber des Textes vermissen“, schreibt Schrader.
    Sie halte es für notwendig, dass der „Unrechtscharakter der Erschießungsaktion“ ausgedrückt werde – erst dann „kann man von einer Gedenktafel sprechen“.

    Lieselotte Bathia: „Dieser Text ist nicht hinnehmbar“

    Lieselotte Bathia ging über diese Kritik aber noch hinaus: Der Text-
    entwurf enthalte zudem auch eine ganze Reihe von Fehlern, bemängelte sie,
    um den Text anschließend zu zerpflücken. Zugleich berichtet Bathia, dass der Verein Spurensuche von der „Kommission Kultur der Erinnerung“ ausgeladen worden sei. Zur CW kündigte sie an, dass der Verein einen Gegen-Textvorschlag machen werde:
    „Das ist nicht hinnehmbar“, betonte Bathia, „das ist kein Text für eine würdige Gedenktafel“.

    Etwas irritierend war, wie Bezirksbürgermeisterin Ursula Abé die Diskussion abschloss: „Ich denke, wir sind in der Sache auf einem guten Weg“, sagte Abé – die Geschichte wird es zeigen.

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