Betriebskosten der Seilbahn

Betriebskosten sind Kosten, die nicht öffentlich gefördert werden und keiner haben will.

Derzeit werden die jährlichen Betriebskosten der Seilbahn auf 2,4 Mio. €/Jahr geschätzt. Dabei wurden drei Mitarbeiter eingepreist. Voraussichtlich werden aber 24 Mitarbeiter (im Zweischicht-Betrieb) notwendig sein. Die Studien für Trier und Seelbunn (LU) gehen daher bei vergleichbaren Anlagen preisbereinigt von über 3,6 Millionen €/Jahr aus. Dies sind immerhin 1,2 Millionen € pro Jahr mehr. Aber reicht das?

Auch wenn die Projektskizze der WSW Mobil leider überhaupt keine Angaben zu den Betriebskosten macht, wurden diese in jedem Fall als sehr niedrig eingeschätzt, weil man sich vermutlich auf folgende Quellen ungeprüft verlässt:

„Seilbahnen haben sehr geringe Betriebskosten, weil sie vollautomatisch und damit mit geringem  Personaleinsatz laufen.“

Zitat Heiner Monheim
Quelle: http://www.wz.de/polopoly_fs/1.2046592.1445940806!/menu/standard/file/wuppertal-seilbahn.pdf

„Die Betriebskosten sind vergleichsweise gering, weil der Energieverbrauch niedrig ist und der Personalbedarf bescheiden.“

Quelle: VCD-Magazin fairkehr 5/2011.

„Geringe Anschaffungs- und Betriebskosten im Vergleich zu anderer Verkehrsinfrastruktur/ nachhaltig kostengünstig“

Quelle: Stadt Marburg/Ing.-Büro Schweiger

Na, das muss ja dann wohl stimmen; tatsächliche Kosten müssen seitens der WSW Mobil deswegen weder ermittelt noch genannt werden. Auf der Projektseite seilbahn2025.de ist daher zu lesen:

„Wirtschaftlich zu betreiben durch geringe Betriebskosten.“

Wie teuer sind die Betriebskosten denn wirklich?

Aus vorhergehenden Konzeptpapieren für vergleichbare Seilbahnen werden folgende Zahlen genannt:

  1. Die Kenzeptstudie von Pro Bahn bezifferte 2012 die Betriebskosten auf
    2,325 Millionen € im Jahr.
  2. Die Studie im Rahmen eines Masterseminars des Fachbereiches D kommt 2013 auf 2,44 Millionen €.

Es ergibt sich folgende zusammengefasste Übersicht (Preise in tausend €):

KostenTrierLeelbunn

Die Fakten, dass

  1. in den beiden oben genannten Studien die Personalkosten nur für drei Mitarbeiterangesetzt wurden und
  2. die Studie für Seelbunn (http://seelbunn.lu/de/docs/kosten) von sieben Mitarbeitern pro Schicht ausgeht und somit die Kosten mindestens eine Million € höher schätzt,

scheinen bei der WSW Mobil in Wuppertal noch nicht angekommen zu sein.

Zum Vergleich: Die Betriebskosten für einen Bus belaufen sich laut Aussagen von WSW-Mitarbeitern auf etwa 250.000 €. Damit wären die Betriebskosten der Seilbahn erst mit 15 oder 16 eingesparten Bussen gedeckt.

Die Projektgruppe Seilbahn der WSW Mobil kann natürlich nicht wissen, wie die Betriebskosten einer Seilbahn tatsächlich sein werden. Erfahrungen und Abschätzungen anderer Projektgruppen sind möglicherweise auch nur „spekulativ“. Daher lässt man seitens der Stadt Wuppertal die voraussichtlichen Betriebskosten anderer Untersuchungen am besten außer Acht und tritt der Öffentlichkeit mit der bestmöglichen Annahme der Kosten gegenüber.

Ein Schelm, der jetzt an die Kosten des Wuppertaler Döppersberg denkt (Machbarkeitsstudie 87,7 Mio. €, Basisplanung 105 Mio. €, dann 140 Mio. €) …

Aufgrund der dünnen Faktenlage kommt die WSW Mobil somit auf sehr günstige Betriebskosten. Das ist durchaus nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass der Auftrag des ehemaligen Oberbürgermeisters Peter Jung war: optimale ANBINDUNG der Universität an den ÖPNV – nicht: optimale KOSTENSTRUKTUR.

Die Wuppertaler Politik sollte hieraus aber nicht ableiten, dass die Seilbahn zu Schnäppchenbetriebskosten von etwa 2 Mio. €/Jahr zu haben ist.

Es bleibt zu hoffen, dass im Rahmen des Bürgerbeteiligungsverfahrens nun alle Informationen veröffentlicht werden, und die wahren Gründe des Seilbahnprojektes auf den Tisch gelegt werden. Wenn trotz des Bürgerbeteiligungsverfahrens keine belastbaren Kosten für den Betrieb der Seilbahn genannt werden, dann sollte man sehr skeptisch und vorsichtig werden.

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Kommentare

  1. Melinde sagt:

    Die Personalplanung erinnert sehr an vorausgeplanten Feuerwehreinsatz: http://www.bz-berlin.de/berlin/neukoelln/rudow-ueberlastete-pflegehelferin-ruft-feuerwehr

    Kaputtgespart schon im Vorfeld und im Vertrauen auf den Einsatz freiwilliger Helfer.

    (Ironie aus)

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