Ein gewichtiges Werk über Kirche und Kultur im Rheinland

Unser Buch der Woche ist heute der Band 2 der „Evangelischen Kirchengeschichte im Rheinland“, der von dem Wuppertaler Pfarrer und promovierten Theologen Hermann-Peter Eberlein herausgegeben und mitverfasst worden ist.

In knappen Worten umreißt Eberlein die „Epoche zwischen Dreißigjährigem Frieden und Franzosenzeit“ (1648 bis 1800), die von den insgesamt 15 Autoren kirchen- und kulturgeschichtlich vermessen wird: „Machtpolitisch vollziehen sich in dieser Zeit der Aufstieg Brandenburg-Preußens zur zweiten mitteleuropäischen Großmacht neben Österreich, der Niedergang Schwedens und der Niederlande als europäischer Großmächte sowie der dauerhafte Eintritt Russlands in die Weltgeschichte“ (Seite XVII). Geistesgeschichtlich die Epoche des Rationalismus und der Aufklärung, sei es „frömmigkeitsgeschichtlich die von Orthodoxie und Pietismus und kulturgeschichtlich die von Barock, Rokoko und frühem Klassizismus“ (ebenda).

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Eberleins Opus umfasst die Kapitel „Kirchenwesen und kirchliche Organisation“, in dessen Rahmen sich Wolfgang Motte (Pfarrer i. R., Radevormwald) des Bergischen Landes annimmt, „Theologie und Frömmigkeit“, „Die Künste“ und „Religiöse Kontexte“, womit der Katholizismus, die Mennoniten und die Juden gemeint sind.

Der über das Bergische Land hinaus als Wissenschaftler hervorgetretene Eberfelder Theologe und Historiker (www.evangelisch-wtal.de/files/Elberfeldnord/PDF/SchriftenverzeichnisEberlein2.pdf) ist neben dem Vorwort, das man sich ausführlicher gewünscht hätte, mit einem Beitrag über die Aufklärung sowie die Literatur vertreten, deren Schwerpunkte in der fraglichen Zeit allerdings „nicht im Rheinland, sondern in Schlesien und Leipzig, dann in Hamburg, Berlin und Zürich, schließlich in Göttingen, Mannheim, Halle und Weimar“ zu verorten sind (S. 485).

Abgehandelt werden „drei rheinische Orte, die für ihre jeweilige literarische Epoche mindestens kurzzeitig eine gewisse Rolle gespielt haben“, nämlich Winterburg (Johann Nikolaus Götz), Ehrenbreitstein (Sophie von La Roche) und Pempelfort (Johann Georg und Friedrich Heinrich Jacobi – S. 485 f.). In anderen Zusammenhängen werden Joachim Neander sowie Johann Heinrich Jung-Stilling und Gerhard Tersteegen gewürdigt.

Den etwas mehr als 600 Seiten dicken Band rundet ein umfangreicher wissenschaftlicher Apparat ab. Vor allem denjenigen, der ortsgeschichtlich unterwegs oder interessiert ist, dürfen sich über ein 15 Seiten umfassendes Ortsregister freuen, in dem sich beispielsweise am Anfang des Alphabets Angermund, Blankenberg und Brilon sowie Bergisches Land, Wuppertal, Barmen und Elberfeld finden.

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Nach getaner Arbeit

Insgesamt ist der Veröffentlichung, die den Band 173 der ebenfalls von Eberlein sowie B. Magen und A. Mühling herausgegebenen „Schriftenreihe des Vereins für Rheinische Kirchengeschichte“ bildet, eine vergleichsweise weite Verbreitung zu wünschen. Dem interessierten Laien hätte ein Register kirchlicher Begriffe gut getan, in dem kurz und knapp, um ein willkürlich gewähltes Beispiel zu nennen, Summepiskopat oder Simultaneum hätten erläutert werden können.

MATTHIAS DOHMEN

 

Hermann-Peter Eberlein (Hrsg.), Territorialkirchen und protestantische Kultur: 1648-1800. Bd. 2 der Evangelischen Kirchengeschichte im Rheinland, Bonn: Habelt 2015 (= Schriftenreihe des Vereins für Rheinische Kirchengeschichte, 173), ISBN 978-3-7749-3938-7, 608 S., Euro 68,00, www.habelt.de.

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