22.02.2015

‚Saitensprünge‘ – ganz legitim

Didier Kugel's Musik überspannt Horizonte

 Wie bekommt man ein Gefühl für ein Land, einen Ort, an dem man noch nie war?

Bilder, Dokus, infos, googlemap – ja sicher. Wie wäre es aber mit den eigenen Ohren, in Verbindung mit dem eigenen Herzen?

Der französische Harfinist Didier Pierre Kugel weiß die Antwort. Zu hören war die am vergangenen Samstag in der Hofaue als Jahres-Auftaktveranstaltung des Kunstverein wup d.c. im Studio Double C der Choreografen Chrystel Guillebeaud und Chun-Hsien Wu (ehemals Tanztheater Wuppertal und Cloud Gate Theatre, Taiwan).

 

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 Mit einer eigenwilligen Spieltechnik, erworben und geformt aus verschiedenen Stilistiken und auf Reisen nach Latein-und Südamerika, Europa und USA lockte der vielseitige Musiker Didier Kugel seine interessierten Zuhörer mit seiner Tiroler 7-Pedal-Konzertharfe und mit ausgeprägtem französischen Charme in die sehr anders atmenden klanglichen Welten rund um unsere Erde.

Man saß und lauschte – hier ein Wohlklang englischer und bretonischer Renaissance, dort ein Tangothema, ein Aufblitzen von peruanischem Hochland, Paraguays Wäldern und Wassern, von irgendwo griechische Bouzoukiweisen, warme Farben aus Venezuela, ein Ahnen kontinentaler Größe und ‚Immer-schon-So‘-Zeit, Herüberwehendes aus dem echten Leben echter Menschen. Wie die hauchzarte hommage an Kugels blinde Urgroßmutter oder an seinen Sohn. Manchmal begleitet von Rock/Pop-Bässen (geht auch auf Harfen) und mitunter sehr gefälligen melodischen Quintabstiegen, aber immer verbunden mit der Nabelschnur zum tief Erlebten – dem eigenen oder dem, was sich von allen Menschen fühlen und wiedererkennen lässt. Schelmische Lebensfreude verwoben mit melancholischen Klangschleiern, auch zu sehen in Didier Kugels Augen: ein Mensch, der viel gesehen hat und dies seinem Publikum bezaubernd als Geschenk darbieten kann. Ein schöner Winterabend mit leisen Tönen und doch genau der richtigen Prise Fröhlichkeit – echt eben.

Text: Katharina Matthes

Fotos: Till Brühne (TBFOTO.DE)

 

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