Buch der Woche: Christiane Gibiec’ „Else blau“

Eine Preziose zum Verschenken und zum Selberlesen. Ein biographischer Roman über die größte Wuppertaler Lyrikerin. Ein Buch mit viel Zeitkolorit und vor allem epischen und dramatischen Arbeiten der Dichterin, Briefen an sie und von ihr sowie „Proben“ ihrer unvergleichlichen Lyrik.

Hermann Schulz, der nimmermüde, hat das Buch „eine bewundernswerte Annäherung an die große Dichterin“ Else Lasker-Schüler genannt, dazu eine „spannende“ Lektüre: „Man findet Passagen, die so poetisch wie realistisch ein glaubwürdiges Licht auf die Stationen dieses ungewöhnlichen Dichterlebens werfen. Vor allem die Erzählungen von Liebschaften und Ehe, den Berliner Jahren, dem Chaos ihrer Gefühle zwischen Träumerei, Leidenschaften und Sehnsucht lassen uns teilnehmen an einem Wunder der Literatur, das letztlich geheimnisvoll bleiben muss.“

Immer wieder verschränkt Gibiec die Werke der großen Lyrikerin mit Briefen etwa von Gerhart Hauptmann oder Klaus Mann, mit Gedichten von Gottfried Benn, der auch in schweren Zeiten zu ihr hielt, oder mit Kritiken, einer emphatischen aus der „Frankfurter Zeitung“ und einer gehässig-herabsetzenden in der „Neuen Züricher Zeitung“ (NZZ).

Überhaupt die Schweiz: Man stellte ihr nach, überwachte sie, beschränkte ihre Aufenthaltsgenehmigung und verhielt sich ihr gegenüber schäbig. Gibiec hat all diese Quellen ausgegraben und studiert sowie an der passenden Stelle ihres Werks hineinmontiert.

In Jerusalem, wohin es sie zuletzt zog, war der Prinz von Theben, wie sie sich nannte, unglücklich und arm, aus der Schweiz war sie vertrieben, vor allem aber hatte man im braunen Deutschland ihre Werke auf den Scheiterhaufen geworfen, zumindest ist davon auszugehen. Einer Einladung in ihrer Heimatstadt sollte sie im März 1933 keine Folge mehr leisten, zu gefährlich die Umstände, und Berlin verließ sie, gehetzt, am 16. April für immer.

Der Titel „Else blau“ ist mit Bedacht gewählt: „Mein blaues Klavier“ hieß die Sammlung von Gedichten, die 1943 erschien und ihren Namen von dem gleichnamigen Gedicht bekommen hat, das 1937 in der NZZ erschien und dessen erste vier Zeilen lauten:

Ich habe zu Hause ein blaues Klavier
Und kenne doch keine Note.

Es steht im Dunkel der Kellertür
Seitdem die Welt verrohte.

Sehr nützlich ist die Zeittafel am Ende des Buchs. Eine Literaturliste lädt zu weiteren Ausflügen in die Welt der Lasker-Schüler ein. Zu wünschen wäre ein Personenregister csm_Cover-Else-blau-web3c_2e7aeed44cfür eine der hoffentlich zahlreichen Neuauflagen. Wie schreibt der Verlag über die lobenswerte Veröffentlichung: Bei Gibiec’ Buch handele es sich um eine „Hommage an eine der größten deutschen Lyrikerinnen, die ihre bergische Heimat nie vergaß“. Hoffen wir auf eine erfüllte Liebe.

MATTHIAS DOHMEN

Christiane Gibiec, Else blau. Biografischer Roman, Wuppertal: Bergischer Verlag 2014, ISBN 978-3-943886-26-9, 287 S., Euro 19,95, www.bergischerverlag.de.

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